Accentus Music ehrt Claudio Abbado mit Bruckners 1. & 9. Sinfonie

Claudio Abbado und das Lucerne Festival Orchestra: Bruckner I & IX © Accentus Music

Am 20. Januar 2014 starb einer der bemerkenswertesten Dirigenten seiner Zeit: Claudio Abbado. Er hatte mit den bedeutendsten Orchestern der Welt zusammengearbeitet, wie dem London Symphony Orchestra, den Wiener und den Berliner Philharmonikern.

Bereits im Alter von 35 Jahren wurde er 1968 Musikdirektor der Mailänder Scala, seine Amtszeit dort dauerte bis 1986. Von 1979 bis 1987 war er Musikdirektor des London Symphony Orchestra, ab 1986 war er Künstlerischer Direktor der Wiener Staatsoper, ab 1987 Generalmusikdirektor der Stadt Wien. Ende 1989 wurde er von den Musikern der Berliner Philharmoniker als Nachfolger Herbert von Karajans zum ständigen Dirigenten und künstlerischen Leiter des Orchesters gewählt. Eine Magenkrebserkrankung führte im Jahr 2000 zu einer mehrmonatigen Pause. 2003 gründete er das Lucerne Festival Orchestra und ein Jahr darauf das Orchestra Mozart in Bologna.

Während seines langjährigen Schaffens entstanden zahlreiche Aufnahmen, vor allem mit dem Label Deutsche Grammophon, dem er 46 Jahre verbunden war. Im Nachruf der DG auf sein Œuvre, wurde sein ausgeprägtes Talent direkt zum Kern der Musik vorzudringen und ihre Geheimnisse mit absoluter Klarheit zu enthüllen, hervorgehoben.

Das Label Accentus Music veröffentlicht Ende August 2019 in einer Doppel-CD zwei Highlights aus Abbados Spätwerk. Aufnahmen von Anton Bruckners Sinfonien Nr. 1 und 9, die in den Jahren 2012 und 2013 im Konzertsaal des Kultur- und Kongresszentrum Luzern entstanden sind (und einzeln bereits veröffentlicht wurden).

Bruckners Frühwerk, die 1868 uraufgeführte 1. Sinfonie und seine unvollendete letzte Sinfonie Nr. 9, 1894 uraufgeführt, spannen einen Bogen vom Anfang bis zum Ende. Wobei die 1. Sinfonie entgegen üblicher Gepflogenheiten nicht in der „frischeren“ Linzer Fassung mit ihrem romantischen Klangbild eingespielt wurde, sondern in der „letztgültigeren“ Wiener Fassung. In der Interpretation von Claudio Abbado besticht sie mit elektrisierender Präsenz und Dringlichkeit. Gleichzeitig wird die Schlüssigkeit des Formentwurfs sinnfällig verdeutlicht.

Eine ganz besondere Aura umgibt die eingespielte 9. Sinfonie, in der heute allgemein üblichen unvollendeten Fassung (ohne nachkomponierten 4. Satz). Es war das letzte Konzert, dass Abbado am 26. August 2013 dirigierte, bevor er am 20. Januar 2014 in Bologna verstarb. Schwere Erwartungen, unvergleichbare Schönheit und einem Streben nach dem Ende klingen in jedem der drei Sätze durch, wobei insbesondere der dritte Satz eine ergreifende Tiefe vermittelt. Es ist eine transparente und flüssige Einspielung, die auf überzogenen Pathos verzichtet, die kraftvoll und feierlich Bruckners Musik eindrucksvoll erklingen und dem Maestro Abbado in ehrwürdiger Erinnerung behalten lässt.

Markus Gründig, August 2019


Claudio Abbado
Lucerne Festival Orchestra
Bruckner 1 & 9


Sinfonie Nr. 1 c-Moll
I – Allegro
II – Adagio
III – Scherzo. Lebhaft – Trio langsam
IV – Finale. Bewegt und feurig

Sinfonie Nr. 9 d-Moll
I – Feierlich, misterioso
II – Scherzo. Bewegt, lebhaft – Trio. Schnell
III. Adagio. Langsam, feierlich

Aufgezeichnet im Konzertsaal des KKL Luzern, August 2012 & 2013

Accentus Music
Katalognummer: ACC30489
Im Handel ab 30. August 2019