Queere Landoperette »Alles Liebe!« ab 6. Dezember am Staatstheater Wiesbaden

Rückansicht des Staatstheaters Wiesbaden mit dem Schillerdenkmal, hinter dem der Kompost entsteht. (Foto: Maximilian Borchardt)
  • Uraufführung des Reinhold Otto Mayer Preisträgerstücks bringt gesellschaftliche Vielfalt auf die Opernbühne
  • Begleitendes Symposium beschäftigt sich mit Bestand und Perspektiven der Operette im 21. Jahrhundert

Zu einem musikalischen Blick über den Tellerrand lädt das Hessische Staatstheater Wiesbaden am Samstag, 06. Dezember 2025 um 19.30 Uhr im Großen Haus mit der Uraufführung von „Alles Liebe! Eine queere Landoperette“.

Das Stück ist Preisträgerwerk des mit 50.000 Euro dotierten Reinhold Otto Mayer Preises 2025. Das Team aus Misha Cvijović (Komposition), Philipp Amelungsen (Libretto), Anna Weber (Regie), Stella Lennert (Bühne), Alexander Djurkov Hotter (Kostüme) und Thomas Helmut Heep (Choreografie) macht mit seiner Operette Menschen aus der LGBTQIA+-Community zu Held*innen auf der großen Opernbühne.

Am Pult des Hessischen Staatsorchesters steht Paul Taubitz – seit dieser Spielzeit 1. Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor am Staatstheater Wiesbaden. Die Berliner Operetten-Spezialistin Anna Weber inszenierte bereits in der Spielzeit 2024/25 Jacques Offenbachs „Fantasio“ am Staatstheater Wiesbaden.

Alles Liebe!“ erzählt eine Geschichte der Gegensätze: zwischen konservativ und liberal, Land und Stadt, Rebellion und Angst und vom Spannungsverhältnis unterschiedlicher Lebensweisen. Eine kleine hessische Kommune möchte sich mit einer diversen Image-Kampagne Fördergelder sichern, doch die queeren Dorfbewohner*innen sind skeptisch, und auch unter den übrigen Einwohner*innen regt sich Widerstand. Am Ende dieser lebendigen und zutiefst berührenden Operette steht ein utopisches Morgen, das von einem vielfältigen Miteinander und produktivem Dialog geprägt ist.

Die Musik der in Berlin lebenden serbischen Komponistin Misha Cvijović ist vom Arienschmelz der goldenen Operette ebenso inspiriert wie von eingängigen Broadwaymelodien oder der elektronischen Musik urbaner Feierkultur.

Neben den Mitgliedern des Musiktheater-Ensembles des Staatstheaters Wiesbaden steht als Gast die hessische Dragqueen, international gefeierte Kelly Heelton in der Rolle der Lady Da Drill auf der Bühne. Auch Sharon Kempton und Danai Simantiri sind als Gäste zu hören.

Das begleitende Symposium „Glitzer, Gags und Gegenwart – Operette für das 21. Jahrhundert“ wird am 5. und 6. Dezember im Staatstheater Wiesbaden mit wissenschaftlichen und künstlerischen Formaten und im offenen Austausch zwischen Gästen und Besucher*innen eine Bestandsaufnahme des Genres Operette vornehmen. Ein „Operetten-Lab“ am 5. Dezember richtet sich dabei speziell an interessierte Studierende und lädt ein, in einem ergebnisoffenen Diskursraum mit Mitgliedern des Produktionsteams von „Alles Liebe!“ ins Gespräch zu kommen. Am 6. Dezember wird ein von Nick-Martin Sternitzke moderiertes Panel stattfinden. Zu Gast sind unter anderem der Librettist Philipp Amelungsen und die Komponistin, Musikalische Leiterin und Dozentin Sarah Taylor Ellis.

Im Vorfeld der Premiere am 06. Dezember findet die Preisverleihung des Reinhold Otto Mayer Preises 2025 durch die Reinhold Otto Mayer Stiftung und das Staatstheater Wiesbaden statt.
Die Laudatio hält Egbert Tholl (Süddeutsche Zeitung).

Der Reinhold Otto Mayer Preis wurde 2020 ins Leben gerufen und wird seitdem alle zwei Jahre für ein herausragendes Werk im Bereich der performativen Künste vergeben. Ziel ist es, neue deutschsprachige Werke in diesen Bereichen zu fördern und zu initiieren. Die Reinhold Otto Mayer Stiftung arbeitet für jede Preisvergabe mit einem jeweils neuen Kooperationspartner zusammen, mit dem sie die Ausschreibung und Preisverleihung gestaltet und das Preisträgerstück zur Uraufführung bringt.

„Alles Liebe“ wurde aus 42 Einsendungen von der Jury, bestehend aus Martin G. Berger (Regisseur), Gordon Kampe (Komponist), Katharine Mehrling (Schauspielerin und Sängerin), Dorothea Hartmann (Intendantin Hessisches Staatstheater Wiesbaden) und Dr. Uta Daur (Reinhold Otto Mayer Stiftung), ausgewählt.

Das Gewinnerteam überzeugte mit einem klaren Bekenntnis zur Gattung Operette und deren Fortschreibung in die Gegenwart: „Operette war, solange von einer lebendigen Uraufführungspraxis belebt, immer zeitgenössisch; die Gegenwart reflektierend, das Publikum liebevoll im Spiegel der Bühne aufs Korn nehmend, oft für den konkreten Ort der Aufführung, das Lokale mitverhandelnd, geschrieben. Die Spielprinzipien der Operette haben bis heute Gültigkeit. Was eben noch oben war, ist unten, die Mächtigen entmachtet, die Underdogs der Gesesllschaft im Hochstatus. Und gerade diese Underdogs sind die wahren Held*innen des Genres. Am Ende aber, und das zeichnet die Operette im Besonderen aus, wartet zumeist Versöhnung. Somit ist die Operette vielleicht wirklich das Musiktheater der Stunde, denn sie vermag, in einer multiperspektivischen Welt verschiedenster Spaltungen, im gemeinsamen miteinander Lachen einen produktiven Dialog zu stiften, in dem gegensätzliche Positionen verhandelt werden.“


Alles Liebe!

Eine queere Landoperette

Musik: Misha Cvijović
Buch und Liedtexte: Philipp Amelungsen (mit zusätzlichen Texten von Jo Stiewen und Arrangements von Michael Ellis Ingram)
Preisträger-Werk der Reinhold Otto Mayer Stiftung
Auftragswerk des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden

Premiere am Staatstheater Wiesbaden: Samstag, 6. Dezember 25 (Großes Haus)

Musikalische Leitung: Paul Taubitz
Inszenierung: Anna Weber
Bühne: Stella Lennert
Kostüme: Alexander Djurkov Hotter
Choreografie: Thomas Helmut Heep
Chor: Aymeric Catalano
Licht: Marcel Hahn
Dramaturgie: Balthazar Bender
Regieassistenz: N. N.
Musikalische Assistenz: Alejandro Jassán
Musikalische Einstudierung: Miyeon Eom/Tim Hawken
Bühnenbildassistenz: Mascha Dilger
Kostümassistenz: N.N.
Vermittlung: Oliver Riedmüller
Inspizienz: N.N.
Soufflage: Irmtraud Hetz

Besetzung:

Bürgermeisterin Carola Weissgut: Silvia Hauer
Verwaltungsleiter Friedrich Hemmschuh: Fabian-Jakob Balkhausen
Luca Weisgut: Danai Simantiri
John: Jonathan Macker
Cosimo: Joshua Sanders
Ilona: Sharon Kempton
Christine: Fleuranne Brockway
Freiherr Thor ins Anders: Sascha Zarrabi
Lady Da Drill: Kelly Heelton

Tanzensemble: Uwe Huy Duc Tran, Nicoletta Luna Iparraguirre de las Casas, Fabiana
Renker, Noemi Brumbach, Marei Bär, Zoe Krawinkel
Elektro-Trio: Tim Roth, Martin Standke, Yurij Sych

Chor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden


Weitere Termine: Fr 12.12.25, 19.30 Uhr / Sa 10.01.26, 19.30 Uhr / So 25.01.26, 18.00 Uhr / Do 29.01.26, 19.30 Uhr / Mi 18.02.26, 19.30 Uhr

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