Große Emotionen beim Musical Romeo & Julia + Liebe ist alles« im Stage Theater des Westens in Berlin

Romeo und Julia - Liebe ist alles ~ Stage Theater des Westens, Berlin ~ Julia (Yasmina Hempel), Romeo (Paul Csitkovics), Foto: Jordana Schramm

Romeo und Julia gilt als die größte Liebesgeschichte aller Zeiten. Ihren Ursprung hat sie im 16. Jahrhundert. Schon William Shakespeare (1564-1616) bediente sich ihrer und machte sie mit seinem gleichnamigen fünfaktigen Drama unsterblich. Seitdem hat sie vielfältige Adaptionen erfahren, sei es im Film, im Konzert, in der Literatur oder im Musik- und Tanztheater. Im Bereich der Oper sind vor allem die Werke von Vincenzo Bellini (I Capuleti e i Montecchi) oder Charles Gounod (Roméo et Juliette) von Bedeutung. Im später entstanden Musicalgenre sorgte Leonard Bernsteins Übertragung der Geschichte in das New York der 1960er-Jahre (West Side Story) für eine weltweite und nachhaltige Furore. Einen respektablen Erfolg feierte zu Beginn des 21. Jahrhunderts das französische Musical Roméo et Juliette, de la Haine à l’Amour von Gérard Presgurvic. Aktuell ist in New York mit dem Jukebox-Musical & Juliet eine Art Fortsetzung zu sehen („Was wäre, wenn?“).

Stage Entertainment zeigt jetzt ein neues deutsches Musical über Shakespears Drama: Romeo & Julia – Liebe ist Alles. Angekündigt wurde eine Neuinterpretation der Liebesgeschichte „wie sie noch nie erlebt wurde: wild, romantisch, modern und trotzdem klassisch“. Hierfür hat sich das Kreativteam um Peter Plate, Ulf Leo Sommer und Joshua Lange zusammengetan, die damit an den Erfolg des Musicals Ku’damm 56 anknüpfen wollen, dass bis zum 19. Februar 23 im Stage Theater des Westens zu sehen war. Im nächsten Jahr soll die Trilogie dann mit einem weiteren Musical von Peter Plate und Ulf Leo Sommer ihren Abschluss finden.

Romeo & Julia – Liebe ist alles
Stage Theater des Westens, Berlin
Ensemble
Foto: Jörn Hartmann

Liebe ist alles

Erste Gespräche zu einem Romeo & Julia Musical gab es bereits in 2014. Die Produzenten sprechen deshalb auch von der „längsten Schwangerschaft der Welt“. Die gründliche Ausarbeitung hat sich gelohnt, das Versprechen wurde eingehalten. Romeo & Julia – Liebe ist Alles rockt, ist in der Regie von Christoph Drewitz zauberhaft, emotional, zeitgemäß und anders.

Romeo & Julia – Liebe ist alles
Stage Theater des Westens, Berlin
Julia (Yasmina Hempel), Ensemble
Foto: Jörn Hartmann

Der Untertitel des Musicals, „Liebe ist Alles“ nimmt Bezug zu einem der erfolgreichsten Songs des Popduos Rosenstolz (AnNa R. und Peter Plate). In einer für das Musical angepassten Fassung steht er im Mittelpunkt (und erklingt kraftvoll und neu arrangiert zu Beginn des 2. Aktes). Zusammen mit über 20 neuen energetischen Up-Tempo-Songs („Wir sind Verona“ und „Hormone“), Pop-Songs („Halt dich an die Reichen“) und emotionsstarken Balladen und Duetten („Mercutios Traum“, „Das Schönste“, „Dann fall ich“) haben Peter Plate und Ulf Leo Sommer einen zeitgemäßen musikalischen Ton mit Ohrwurmqualität gefunden. Harte Beats und sanfte Streicherklänge. Bereits zehn Tage vor der Uraufführung erschien das mit der Original-Besetzung eingespielte Album zum Musical.

Magische Momente

Die große Liebesgeschichte wird klassisch erzählt. Vor allem, und das ist ein schöner Kontrast zur zeitgemäßen Musik, die Texte werden in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel (1767-1845) gesprochen. Bei den Liedtexten gibt es hingegen eine moderne Sprache. Mit kräftigen Beats und einem erstklassigen Sound sorgen die von einer Band live gespielten Songs für einen einnehmenden, ergreifenden Höreindruck (Sound Design: Florentin Adolf; Music Director Shay Cohen).

Die Einheitsbühne für die verschiedenen Orte in Verona und Mantua besteht aus einem großen Halbrund aus vertäfelten Wänden nebst doppelflügeliger Tür in der Mitte und einem umlaufenden Balkon darüber. Deutlich sichtbare Stütztraversen sind nur im unteren Bereich verkleidet. Fadenvorhänge sorgen bei einzelnen Szenen für Abgrenzungen, Mobiliar findet nur sehr reduziert Berücksichtigung. Für große emotionale Unterstützung kommt ein Sternenhimmel aus Lampen zum Einsatz. Die optischen Eindrücke und die magischen Momente wirken intensiver und größer als bei Ku’ Damm56.

Romeo & Julia – Liebe ist alles
Stage Theater des Westens, Berlin
Romeo (Paul Csitkovics), Ensemble
Foto: Stefan Gräfe

Die im Haus selbst gefertigten Kostüme nehmen Bezug zur Historie, bestehen in weiten Teilen aus zeitgemäßen Schnitten und Formen. Allein die Capulets tragen Kleider und Roben im elisabethanischen Stil (Set & Costume Design und Co-Regie: Andrew D. Edwards).

Liebe, Sex und Tod

Die Besonderheiten dieser Romeo und Julia Produktion zeigt sich besonders bei den Figuren. Der Romeo des Paul Csitkovics ist ein emphatischer junger Mann. Er gibt sich musikalisch an der Gitarre und meidet Machogehabe. Als heiterer Hit bleibt sein „Rosalinde“ in Erinnerung.
Die Julia der Yasmina Hempel ist frech, selbstbewusst und ihre Rechte einfordernd. Sie ist es, die Romeo ins Bett zerrt. Einer der emotionalen Höhepunkte des Musicals ist ihr Lied vor der Einnahme des Schlaftrunks „Ich habe keine Angst“.

Die Augenblicksliebe zwischen Romeo und Julia erklärt sich eher durch Hormone als durch ein vertieftes Kennenlernen. Wie überhaupt Hormone hier eine zentrale Bedeutung haben. Julias Amme, deren Partie hier deutlich aufgewertet wurde, hat einen passenden Smashhit („Hormone“) und spricht damit vielen Besucher:innen aus der Seele. Steffi Irmen spielt mit dieser Partie groß auf.

Romeo & Julia – Liebe ist alles
Stage Theater des Westens, Berlin
Mercutio (Noco Wendt), Ensemble
Foto: Jörn Hartmann

Erweitert wurde auch die Rolle von Romeos Freund Mercutio (energiegeladen: Nico Went). Er entdeckt für sich, dass seine Gefühle für Romeo in eine romantische Richtung gehen („Kopf sei still“). Die Vielfalt der Liebe wird zusätzlich von zwei Männer verdeutlicht, die im Hintergrund tanzen. Später kommt es zu einem intesiven Kuss zwischen Mercutio und Tybalt (markant: Samuel Franco) nah an der Rampe (gefolgt von einem rasanten Abgang).

Romeo & Julia – Liebe ist alles
Stage Theater des Westens, Berlin
Amme (Steffi Irmen), Lady Capulet (Lisa-Marie Sumner)
Ensemble Foto: Jörn Hartmann

Mit dem Song „Halt dich an die Reichen“ kann sich die Lady Capulet der Lisa-Marie Sumner groß in Szene setzen. Den unnachgiebigen Vater Capulet gibt mit Vehemenz Philipp Nowicki. Emotional verkörpert Anthony Curtis Kirby den Pater Lorenzo („Kein Wort tut so weh wie vorbei“). Als zusätzliche Figur gibt es einen für Schicksal, Vorbestimmung und Tod stehenden Todesengel, der das Geschehen immer wieder musikalisch kommentiert (erhaben: Countertenor Nils Wanderer).
Dynamisch sind nicht zuletzt auch die Ensembleszenen mit ihren Kampfeinlagen (Choreografie: Jonathan Huor).

Nach dem Tod des jungen Paares findet die Inszenierung einen Übergang vom mittelalterlichen Verona zur Gegenwart. Beim finalen Lied „Der Krieg ist aus“ legen die Darsteller:innen ihre Kostüme ab und mahnen in ihrer Alltagskleidung, dass „nach dem Krieg, vor dem Krieg“ ist. Über allem strahlt aber hoffnungsfroh die Liebe und ein neuer Morgen.

Stürmischer Applaus vom Premierenpublikum für diese vielseitige Hommage an die Liebe und ihre Vielfalt. Darunter Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Sänger Boss Burns, Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey, Comedian Thomas Hermanns, Schauspielerin Katy Karrenbauer, Sängerin Annett Louisan, Schauspielerin Heike Makatsch, Musiker Marius Müller-Westernhagen, Sängerin Kerstin Ott, Sänger Hoss Power, Sänger Max Raabe, GNTM-Teilnehmerin Lieselotte Reznicek, Staatsministerin Claudia Roth, Schauspieler Georg Uecker und Künstler Conchita Wurst.

Markus Gründig, März 23


Romeo & Julia – Liebe Ist Alles ~ Das Musical

Music & Lyrics: Peter Plate, Ulf Leo Sommer und Joshua Lange
(nach William Shakespeare)

Premiere / Uraufführung: 19. März 2023 (Berlin, Stage Theater des Westens)

Regie: Christoph Drewitz
Choreografie: Jonathan Huor
Produzenten: Peter Plate, Ulf Leo Sommer und BMG
Set & Costume Design, Co-Regie: Andrew D. Edwards
Music Director: Shay Cohen
Music Supervisor: Caspar Hachfeld, Damian Omansen
Sound Design: Florentin Adolf
Light Design: Tim Delling
Wig, Hair & Make-up Design: Anke Ludwig
Technical Supervisor: Rainer Frenkel
Casting: Sylvia Bothner
Resident Director: Tobias Weis
Associate Producer: Sebastian Vesting
Artistic Producer: Dustin Peters
Musical Producer: Joshua Lange

Besetzung:

Main Cast:

Julia: Yasmina Hempel
Romeo: Paul Csitkovics
Mercutio, Cover Romeo: Nico Went
Lady Capulet: Lisa-Marie Sumner
Amme: Steffi Irmen
Pater Lorenzo: Anthony Curtis Kirby
Todesengel: Nils Wanderer
Todesengel alternierend, Cover Lady Capulet: Joël Zupan
Tybalt, Cover Mercutio, Cover Pater Lorenzo: Samuel Franco
Benvolio, Cover Romeo: Edwin Parzefall
Capulet, Cover Pater Lorenzo, Cover Todesengel: Philipp Nowicki

Ensemble:

Ensemble, Cover Julia: Mirjam Wershofen
Ensemble, Cover Amme, Cover Lady Capulet: Linda Rietdorff
Ensemble: Safiyah Galvani, Katriona Ramsey, Benedetta D’Onofrio, Riccardo Pastore, Ilario Marco Russo
Swing, Cover Julia: Monika Schweighofer
Swing, Cover Amme: Melanie Kastaun
Swing: Michaela Giada Ventura
Swing, Assistant Dance Captain: Kate Moss
Swing, Cover Mercutio, Cover Tybalt, Cover Benvolio: Edward R. Serban
Swing, Dance Captain: Albert-Jan AJ Kingma
Swing, Cover Tybalt, Cover Capulet, Cover Benvolio: Marius Bingel
Swing, Cover Capulet, Cover Todesengel: Marco Fahrland-Jadue

Band:
Bass: Christoph Chudaska / Dominik Mostert
Gitarre 1: Jascha Wonerow / Ludwig Kociak
Gitarre 2: Freddy Hau / Sebastian Ulmer
Drums: Jano Franke


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