

Die Addams sind mit ihrem ausgeprägten Hang zum Morbiden alles andere als eine normale Familie. Geschaffen hat sie der US-amerikanische Cartoonist Charles Addams. Für einen großen Bekanntheitsgrad sorgten Verfilmungen in den 1960 und 1990er Jahre. Eine Musical-Version folgte im Jahr 2010 am New Yorker Broadway (Musik: Andrew Lippa, Buch Marshall Brickman und Rick Elice). Dort gab es 35 Previews und 722 reguläre Vorstellungen.
Das Musical beschränkt sich auf eine Episode: Die Beziehung der „ultimativen Prinzessin der Dunkelheit“ (Wednesday) zum „Normalo“ Lucas. Ein gemeinsames Kennenlernen derer Familien bei einem gemeinsamen Abendessen führt zu einem Chaos, inklusive Ehekrisen. Am Ende wird aber alles gut und das Leben und nicht der Tod wird gefeiert (Abschlusssong „Leb jetzt und intensiv“).
Ein großartiger Spaß für die ganze Familie
Für das Junge Staatsmusical des Staatstheaters Wiesbaden erarbeitete Iris Limbarth 2016 im Kleinen Haus eine schwungvolle Fassung (Besprechung). Nun ist die Addams Family ins Große Haus des Staatstheaters Mainz eingezogen.

Staatstheater Mainz
Morticia (Maike Elena Schmidt), Gomez (Michael Kamp), Ensemble
© Andreas Etter
Die Inszenierung von Christian Brey (The Producers, Der kleine Horrorladen) ist ein großartiger Spaß für die ganze Familie. Seine Umsetzung orientiert sich stark an der Broadway-Version und bietet ein Feuerwerk an schrägen Gags.
Singende Schauspieler:innen
Umgesetzt wird das Musical von der Schauspielsparte. Da hat Vor- und Nachteile. So ist die darstellerische Präsenz und die Tiefe der Figuren sehr pointiert (mitunter auch stark überzogen). Der Gesang ist schön und solide. Musikalisch ragt gleich zu Beginn der Ensemble-Eröffnungssong „Bist du ein Addams“ positiv heraus. Die folgenden Songs haben wenig Erinnerungswert und dienen hauptsächlich den Figuren, ihre Gefühlslage zu vermitteln. Eine Ausnahme bildet das eingängige und fröhlich stimmende Duett von Wednesday und Lucas „Verrückter als Du“. Eine Live-Band, Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Mainz, sorgt unter der musikalischen Leitung von Tobias Cosler für einen forschen Sound.
Allerhand Theaterzauber
Mit allerhand Theaterzauber wird optisch viel geboten. Handlungsspielraum ist das unheimliche Herrenhaus der Addams nah am Central Park. Bühnenprospekte deuten das Haus-Portal an, die Bühnenmaschinerie lässt aber auch die Folterkammer im Keller hochfahren. Ein mit Lametta behangener Baum reicht auf der linken Seite vor der Bühne vom Boden bis zur Decke.
Die Kostüme orientieren sich am Stil der Broadway-Aufführung (Ausstattung: Anette Hachmann, Elisa Limberg). Zu Publikumslieblingen werden nicht zuletzt die stummen Randfiguren Eisbärteppich und Tassel (die Quaste; Svea Schiedung).

Staatstheater Mainz
Pugsley (Emma Kretschmer), Fester (Holger Kraft), Ensemble
© Andreas Etter
Michael Kamp gibt mit Verve den um den Hausfrieden bemühten Gomez spanischer Herkunft. Als seine extravagante und sinnliche Gattin Monica ist Maike Elena Schmidt die zentrale Figur. Den in den Mond verliebten und durch die Lüfte fliegenden Onkel Fester zeichnet Holger Kraft mit zarter Melancholie. Selbstbewusst fordert die disziplinierte Wednesday der Carlotta Hein ihre Rechte ein. Der auf Qualen stehende Bruder Pugsley wird hier als Hosenrolle gegeben (Emma Kretschmer, alternierend mit Emma-Sophie König und Lara Deinhart). Iris Atzwanger ist eine tattrige aber dennoch präsente Grandma unbekannter Herkunft. Die spießbürgerlichen „normalos“-Eltern zeigen sich als schließlich doch wandlungsfähig (Klaus Köhler als Mal Beineke und Anika Baumann als Alice Beineke). Mit jugendlichem Elan David T. Meyer als den ultimativen Liebesbeweis erbringender Lucas Beineke. Trotz weniger Textpassagen einprägsam: der Butler Lurch des Gregor Loebel.
Begeisterter Schlussapplaus.
Markus Gründig, März 25
The Addams Family
Buch: Marshall Brickman und Rick Elice
Musik und Gesangstexte: Andrew Lippa
Basierend auf den Figuren von Charles Addams (1922 – 1988)
Deutsch von: Anja Hauptmann
Broadway-Premiere: 8. März 2010 (Lunt-Fontanne Theatre)
Deutschsprachige Erstaufführung: 22. August 2014 (Merzig, Zeltpalast Merzig)
Premiere am Staatstheater Mainz: 22. März 25 (Großes Haus)
Inszenierung: Christian Brey
Musikalische Leitung: Tobias Cosler
Ausstattung: Anette Hachmann, Elisa Limberg
Choreografie: Yoko El Edrisi
Licht: Ulrich Schneider
Dramaturgie: Rebecca Reuter
Besetzung:
Gomez: Michael Kamp
Morticia: Maike Elena Schmidt
Fester: Holger Kraft
Grandma: Iris Atzwanger
Wednesday: Carlotta Hein
Pugsley: Emma Kretschmer / Emma-Sophie König / Lara Deinhart
Lurch: Gregor Loebel
Mal Beineke: Klaus Köhler
Alice Beineke: Anika Baumann
Lucas Beineke: David T. Meyer
Eiskaltes Händchen, Cousin Itt, Bruno, der Eisbärteppich, Bernice, der Riesentintenfisch, Tassel, die Quaste, Audrey II, Iguanodon, das Monster unterm Bett: Svea Schiedung
Ahnen und Ahninnen: Anna Heldmaier, Nicoletta Luna De las Casas, Vera Lorenz; Brady Harrison, Matthias Knaab, Maximilian Vogel
Swing: Lukas Schwedeck, Rita Correia
Band:
Drums: Patrick Fa / Johannes Funk
Keyboard: Sebastian Kling / Andreas Dittinger
Gitarre: Marc Julien / Phil Adam
Bass: Jacob Stock / Volker Kamp
Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Mainz
staatstheater-mainz.com