Heitere Cimarosa Oper »L’italiana in Londra« an der Oper Frankfurt

L'italiana in Londra ~ Oper Frankfurt ~ v.l.n.r. Sumers (Theo Lebow), Livia (Angela Vallone), Madama Brillante (Bianca Tognocchi), Milord Arespingh (Iurii Samoilov; am Boden sitzend) und Don Polidoro (Gordon Bintner) ~ © Monika Rittershaus

Ein gar köstliches Vergnügen ist jetzt an der Oper Frankfurt zu sehen, Domenico Cimarosas opera buffa L’italiana in Londra. Fünf SängerInnen des Ensembles begeistern bei einem Spiel voller Aberglauben, Kuriositäten, Scherzen und Verwicklungen.

Cimarosa (1749-1801) war ein zu seiner Zeit überaus fleißiger und erfolgreicher Komponist in vielen Bereichen: Kirchenmusik, Klaviersonaten, Sinfonien und über 65 Opern. Seine bekannteste ist Il matrimonio segreto (Die heimliche Ehe), die an der Oper Frankfurt schon mehrfach zu sehen war, zuletzt 1993 in einer Inszenierung von Rainer Pudenz.

Bei L’italiana in Londra erweist sich Cimarosa als früher Europäer, treffen sich doch in einem Londoner Hotel Menschen unterschiedlicher Herkunft. Er selber war viel in Europa unterwegs. Neben Stationen in seiner italienischen Heimat (Neapel, Turin, Venedig) war er an Orten wie Dresden, St. Petersburg , Warschau und Wien tätig.


L’italiana in Londra bietet wie viele seiner komischen Opern, eine Menge buffonesker Elemente. Sänger und Sängerinnen sind dadurch auch schauspielerisch stark gefordert. Regisseur R. B. Schlather schaffte es, den hier auftretenden fünf SängerInnnen alles abzufordern. Und sie spielen und singen in Hochform. Drei von ihnen präsentierten ihre herausragenden Stimmen bereits schon bei solistischen Liederabenden (Gordon Bintner, Iurii Samoilov und Angela Vallone).

L’italiana in Londra
Oper Frankfurt
v.l.n.r. Milord Arespingh (Iurii Samoilov), Don Polidoro (Gordon Bintner) und Sumers (Theo Lebow)
© Monika Rittershaus

Spartanisches Bühnenbild und szenische Überraschungen

Auf der Bühne von Paul Steinberg verlieren sie sich nicht in der Tiefe, sondern sind stets ganz vorne am Bühnenrand, vor der hohen Fassade eines nicht näher betitelten Hotels. Mit seinen geordneten Strukturen wirkt dieser sich immer wieder drehende Zylinder wie ein modernes Hochhaus mit vielen Zimmern, erinnert ein wenig als lokaler Bezug an den Frankfurter Westhafen Tower, aber auch an das Londoner Globe Theater. Dazu gibt es lediglich eine Bartheke, einen Sessel und eine Telefonzelle. Es ist optisch eine spartanische Umsetzung. Szenisch gibt es viele punktuelle Überraschungen, oftmals mit Bezügen zu Italien und England. Gleich zu Beginn liest die Hotelchefin in einem Buch, das als Cover die italienische Flagge ziert (an die auch Don Polidoro Kleidung, rote Hose, weißes Hemd und grüne Socken, anspielt) und trinkt aus einer Tasse Tee im Union Jack Design. Letzteres ziert auch die Bettdecke von Livia bei ihrer ersten Arie (bei der sie sich in aberwitzig luftiger Höhe vor der Fassadenfront befindet. Ein Ritter erscheint in Rüstung und fordert sein Schwert ein, mit dem zuvor gekämpft wurde und es gibt eine Tür, die sich nicht als solche erweist. Leuchtende Farben prägen die ausgefallenen Kostüme der Damen. Die Hotelchefin Madama Brillante trägt u. a. ein elegantes blaues Kleid mit breiten , nur am Ansatz verbundenen Streifen, Livia u. a. ein pinkfarbenes Ballkleidkleid mit überdimensional großer Schleppe (Kostüme: Doey Lüthi).

L’italiana in Londra
Oper Frankfurt
Milord Arespingh (Iurii Samoilov) und Livia (Angela Vallone)
© Monika Rittershaus

Spielstarke Darbietung und sängerisch auftrumpfend

Alle haben nahezu paritätisch Gelegenheit, ihre Stimme zum Glänzen zu bringen. Sopranistin Angela Vallone gibt die zunächst kühle, dann aber leidenschaftlich aufbrausende Livia. Die Madama Brillante der Bianca Tognocchi ist mit Herz und Lust dabei. Tenor Theo Lebow gibt einen eigensinnigen und liebenswerten Geschäftsmann Sumers, Bariton Iurii Samoilov einen kühlen und energiegeladenen Milord Arespingh. Groß auffahrend besonders Bariton Gordon Bintner als abergläubischer, leicht verführbarer und leidenschaftlicher Don Polidoro.
Das hier relativ klein besetzte Frankfurter Opern- und Museumsorchester spielt unter dem britischen Dirigenten Leo Hussain mit sprühendem Elan.

Am Ende gab es sehr viel Applaus für diese spielstarke Darbietung und sängerisch auftrumpfende Einstimmung auf die neue Opernspielzeit.

Markus Gründig, Oktober 21


L’italiana in Londra

(Die Italienerin in London)

Intermezzo in musica in zwei Akten

Von: Domenico Cimarosa (17.12.1749 – 11.01.1801)
Text von: Giuseppe Petrosellini
Uraufführung: 1778 (Rom, Teatro Valle)

Premiere an der Oper Frankfurt: 26. September 21
Besuchte Vorstellung: 1. Oktober 21

Musikalische Leitung: Leo Hussain
Inszenierung: R.B. Schlather
Bühnenbild: Paul Steinberg
Kostüme: Doey Lüthi
Licht: Joachim Klein
Dramaturgie: Mareike Wink

Besetzung:

Livia (Mademoiselle Enrichetta aus Marseille): Angela Vallone
Madama Brillante: Bianca Tognocchi
Sumers: Theo Lebow
Milord Arespingh: Iurii Samoilov
Don Polidoro: Gordon Bintner

Frankfurter Opern- und Museumsorchester

oper-frankfurt.de