Die Reihe “…singt Lieder im Foyer” gibt es als Ergänzung der Liederabendreihe im Opernhaus schon seit der Spielzeit 2014/15. Noch gilt sie als Geheimtipp, wird hier doch innerhalb einer Stunde ein äußerst anspruchsvolles Lied- und/oder Arienprogramm geboten, mit einer außergewöhnlichen Nähe zu den Künstlern. Und sie entwickelt sich immer weiter, in Qualität und Quantität. Mittlerweile wird auch bei diesen Soirees, trotz des relativ kleinen Rahmens, ein Programmheft mit den Liedtexten angeboten. Mit der Vorstellung des Spielplans 2019/20 wurden bereits alle sechs Termine der neuen Spielzeit bekanntgegeben, so früh und so viele wie noch nie zuvor.
Den fünften und letzten Termin dieser Reihe in der laufenden Spielzeit gestaltete die junge US-amerikanische Sopranistin Angela Vallone. Sie ist aktuell in ihrem zweiten Jahr als Ensemblemitglied an der Oper Frankfurt (ohne vorher Mitglied des Opernstudios gewesen zu sein) und gab in dieser Spielzeit ihr Debüt als Mozarts Pamina und war außerdem als Sandmännchen (Hänsel und Gretel), Echo (Ariadne auf Naxos) und Jitka (Dalibor) zu erleben.
Ihr Recital, wie Liederabende im englischsprachigen Raum genannt werden, gestaltete Angela Vallone mit großer Virtuosität, dezent charmantem Äußeren und einem abwechslungsreichen Programm auf Französisch (Debussy), Deutsch (Schubert und Schumann) und Finnisch (Sibelius). Sie präsentierte es in einem glitzernden vintagerosa armfreien Abendkleid elegant, facettenreich, mit viel Selbstvertrauen und frei von ausliegenden Noten. Das Glitzern des sich im Spiel der untergehenden Sonne funkelnden Kleides spiegelte sich auch in ihrem edel anmutenden Ausdruck wider.
Mit Noblesse präsentierte sie zunächst eine Auswahl aus Claude Debussys Zyklus Ariettes oublieées, den im November 2018 Christiane Karg im Opernhaus gegeben hat. Den drei ersten eher ernsten Liedern steht das bewegte vierte Lied gegenüber. Doch das heitere und vergnügliche Treiben auf dem Jahrmarkt ist auch nur ein Bild für alle sinnlose Lust. Eine besondere Rarität stellte das lange Lied „Viola“ von Franz Schubert dar, dessen Schneeglöckchen-Refrain bezaubert.
Robert Schumanns Zyklus Frauenliebe und -leben ist demgegenüber fast schon ein Gassenhauer, sangen ihn doch im Opernhaus zuletzt Elza van den Heever (Jan. 15), Malin Hartelius (Oktober 10) und Miah Persson (April 09). Das Monodrama erzählt mit acht Liedern von der Liebe eine Frau und spannt einen Bogen von verliebtem Liebesrausch über Ehe- und Mutterglück bis hin zum Witwentum. Das Vallone die Momente des erfüllten Liebesglückes so herzlich und innig präsentiere, lag wahrscheinlich auch daran, dass ihr Liebster im Publikum weilte. Insgesamt zeigte sie viele Facetten, nicht zuletzt auch tiefe Betroffenheit bei „Nun hast du mir den ersten Schmerz getan“.
Eine Besonderheit stellten die finalen Fünf Lieder (op 37) von Jean Sibelius dar, deren Stil stark von der Symphonik geprägt ist. Insbesondere hier konnte Vallone ihre charakterstarke, dramatische Seite vorführen.
Am Klavier wurde sie von Solorepetitor Mariusz Kłubczuk begleitet, der vielen von seinem szenischen Debüt als kopfüber verliebter Rosenüberbringer in Die lustige Witwe in schöner Erinnerung ist. Für Vallone erwies er sich als zuverlässige Stütze und bestach besonders bei Debussy und Sibelius mit seinem eleganten Spiel (wunderbar konnte die jeweiligen Liedstimmungen auch in seinem Gesichtsausdruck mitgelesen werden).
Am Ende sehr viel Applaus, für den sich Angela Vallone mit zwei Zugaben, gesungen in ihrer Muttersprache, bedankte (“What Good Would the Moon Be” aus Kurt Weills Musiktheaterstück Street Scene und George und Ira Gershwins „Our Love Is Here to Stay“).
Markus Gründig, Juni 19
Dienstag, 4. Juni 19: …singt Lieder im Foyer: Angela Vallone (Sopran)
Oper Frankfurt
Klavier: Mariusz Kłubczuk
oper-frankfurt.de