Pfingstfestspiele Baden-Baden mit Stars, Newcomern und unsterblichen Filmmelodien

Das SRW Symphonieorchester mit Teodor Currentzis (© SWR/Patricia Neligan)

Stanley Kubrick, Alfred Hitchcock und Walt Disney mal ganz anders zu Gast in Baden-Baden: die Pfingstfestspiele 2024 widmen sich Musik, die auch Filmgeschichte schrieb. Vom 17. bis 26. Mai 2024 präsentieren Sonya Yoncheva, Camilla Nylund und Teodor Currentzis in Konzerten mit dem SWR Symphonieorchester und weiteren Ensembles Musik, die im Konzertsaal und auf der Leinwand Geschichte schrieb.

Zarte Traumfabrik

Dieser Liederabend verspricht eine Festspieleröffnung par excellence: Im Theater Baden-Baden interpretieren die Sopranistin Camilla Nylund und der Pianist Helmut Deutsch am Freitag, 17. Mai 2024 um 20 Uhr neben Liedern von Korngold, Strauss und Mahler auch schwedische Filmmelodien. Dies ist eine seltene Gelegenheit den Opernstar Camilla Nylund in einem intimen Rahmen zu erleben. Aus ihrer finnischen Heimat bringt die berühmte Wagner-Sopranistin Lieder von Armas Järnefelt mit, der 1919 die Musik zum schwedischen Stummfilm-Klassiker „Das Lied der roten Blume“ schuf.

Raumschiff und Genie

In großen Filmmusiken darf am Samstag, 18. Mai ab 18 Uhr geschwelgt werden. Unter der Leitung Tarmo Peltokoskis musiziert das SWR Symphonieorchester Strauss‘ „Also sprach Zarathustra“, für Kinofans untertrennbar mit Stanley Kubricks „2001 – Odyssee im Weltall“ verbunden. Auf dem Programm stehen außerdem das Prelude zu Hitchcocks Thriller „Vertigo“ sowie die „London Symphony“ von Ralph Vaughan Williams.

Der finnische Dirigent und Pianist ist ein echter Newcomer und Senkrechtstarter: Gerade erst 24 geworden, hat er schon den kompletten „Ring“ und „Tristan und Isolde“ in einem Sommer dirigiert. Er ist Principal Guest Conductor der Kammerphilharmonie Bremen, musikalischer und künstlerischer Leiter des Lettischen Nationalen Sinfonieorchesters und Erster Gastdirigent des Rotterdam Philharmonic Orchestra.

Die singende Diva

„The singing actress“, die bulgarische Sopranistin Sonya Yoncheva, wird in ihrem Konzert am Pfingstsonntag (19.5., 17 Uhr) musikalisch zur Filmdiva. Musik aus „Breakfast at Tiffany’s“, „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder „Evita“ steht dabei ebenso auf dem Programm wie Melodien aus „Star Wars“, „Harry Potter“ und der „West Side Story“.
Für Sonya Yoncheva gehören Mikrofone und Kameras zum Bühnenleben wie Applaus und Kostüm. Ihre Auftritte an der New Yorker MET sind weltweite Kino-Ereignisse. Im Festspielhauskonzert am Pfingstsonntag nimmt der Opernstar sein Publikum mit ins Kino und interpretiert Songs von bewunderten Kolleginnen wie Barbra Streisand, Audrey Hepburn oder Lolita Torres. Diese Filmstars kamen auch dank ihrer Singstimme zu den Rollen, die Kinogeschichte schrieben. Die Programmauswahl hat Sonya Yoncheva ganz persönlich getroffen, sie verbindet viele Erlebnisse und Erinnerungen an familiäre Kinobesuche. Auf dem Programm stehen unsterbliche Hits wie „Moon River“, „Your Love“ aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder „Somewhere“ aus der „West Side Story“.

Die Philharmonie Baden-Baden dirigiert der große Filmfan Nayden Todorov, der für Disney „Star-Wars“-Konzerte leitete und sogar einmal im Filmorchester des legendären Komponisten Jerry Goldsmith in Hollywood Trompete spielte.

Der Beat der Träume

Kein Geringerer als Walt Disney verbeugte sich als einer der ersten Kinomacher vor der Bedeutung der Musik für das Kino. In seinem legendären Zeichentrickfilm „Fantasia“ von 1947 entführt er uns in ein klassisches Orchesterkonzert, um zu erklären, welche Bedeutung die Musik für den Film hat. Auch Igor Strawinskys „La sacre du printemps“ erklingt leicht durcheinandergewirbelt in einer Szene des Films, die das Entstehen des Lebens auf unserem Planeten thematisiert: Dinosaurier stapfen zu den harten Strawinskys-Beats durch eine farbenfroh fantasierte Ur-Welt.

Die Konzerte am 25. Mai und 26. Mai 2024 (18/17 Uhr) dirigiert der Chefdirigent: Teodor Currentzis. Zu Pfingsten 2024 erinnert er auch daran, dass Komponist Igor Strawinsky einst nach Baden-Baden kam, um im Hans-Rosbaud-Studio Aufnahmen seiner Musik zu leiten.

In einer erneuten Verfilmung des Disneyklassikers, dem Film „Fantasia 2000“, ist Schostakowitschs 2. Klavierkonzert Teil des Soundtracks. Im Festspielhaus interpretiert es der russisch-amerikanische Pianist Kirill Gerstein.

Besondere Entdeckungen bei den Pfingstfestspielen Baden-Baden

Baden-Badener Rundfunk-Musikgeschichte und Filmmusik erklingt in den Kammerkonzerten und in einer Jazz-Session der Pfingstfestspiele Baden-Baden.

Jazz zur Nacht: Das Frank Dupree Trio mit einer Verbeugung vor Stan Getz und Eddie Sauter

Baden-Badener Rundfunkgeschichte lassen das Frank Dupree Trio und Mitglieder des SWR Symphonieorchesters am Sonntag, 19. Mai 2024 ab 21 Uhr lebendig werden: Mit ihrem „Jazz zur Nacht“ im Kurhaus Baden-Baden verneigt sich das Frank Dupree Trio mit Mitgliedern des SWR Symphonieorchesters vor Stan Getz und Eddie Sauter. Stan Getz gilt als einer der bedeutendsten Jazz-Saxofonisten des 20. Jahrhunderts. Spätestens mit seiner Version des „Girl from Ipanema“ erreichte er Kultstatus. Mit dem Album „Focus“ schuf Getz eine faszinierende Verbindung aus Jazz und Klassik, die auf Kompositionen und Arrangements von Eddie Sauter beruht. Und Eddie Sauter leitete von 1957 –1959 in Baden-Baden das von Kurt Edelhagen gegründete SWF-Tanzorchester.

Blumen am Ende der Harmonie

Am Pfingstmontag (20.5.,16h) starten Mitglieder des SWR Symphonieorchesters mit der Sopranistin Mojca Erdmann im Maison Messmer musikalisch das Kopfkino: Als Arnold Schönberg entdeckte, dass seine Frau ein Verhältnis hatte, begann er auf der Suche nach neuen künstlerischen Ausdrucksformen die bis dahin bekannte Harmonik in der Musik aufzulösen. In seinem Streichquartett Nr. 2 fis-Moll op. 0 ist das mitzuerleben und Schönberg kommentiert es doppeldeutig durch das Lied: „Oh, Du lieber Augustin… alles ist hin“. Puccini beschrieb in seiner Musik eine künstlerische Technik des 20. Jahrhunderts: den Kamera-Zoom. Er schaffte es, seine Musik an Personen wie Gegenstände „herangleiten“ zu lassen. In seinen „Crisantemi“ sind es die Trauerblumen, um die eine imaginäre Filmkamera kreist.

Der seriöse Clown – Nino Rota

Robert Neumann und Mitglieder des SWR Symphonieorchesters erinnern in ihrem Konzert am 21. Mai, 19 Uhr, im Florentinersaal des Casino Baden-Badens an die Kino-Ikone Nino Rota. Nino Rota musste 34 grandiose Partituren für das Kino schreiben, bis er einen Oscar bekam. 1975 war es soweit, als ihm die Academy endlich für die Musik zu „Der Pate – Teil II“ die begehrte goldene Trophäe überreichte. Bis dahin hatte der italienische Komponist, Hochschuldirektor und Zirkusliebhaber bereits Meisterwerke wie Fellinis „La Strada“, „La dolce vita“ und Viscontis „Der Leopard“ mit unsterblicher Musik versehen. Seine 150 Film-Partituren schwingen in dem Kammerkonzert ebenso mit wie seine Liebe zur Lyrik des Zirkus.

Festival-Kino im Moviac Baden-Baden

Erstmals gibt es bei den Pfingstfestspielen eine Kooperation mit dem Moviac: Das Baden-Badener Kino zeigt Filme, die zum Konzertprogramm der Pfingstfestspiele passen. Am Freitag, 17.5., 20 Uhr, läuft „Vertigo“, am Samstag 17.5.24, 20.30 Uhr, „2001 – Odyssee im Weltraum“ und Pfingstsonntag, 19.5., 11 Uhr, wird als Matinee „Frühstück bei Tiffany“ gezeigt.

Partizipation: Classic Mobil und Offenes Orchester

Neben den Proben und Konzerten nehmen sich auch in diesem Jahr Mitglieder des SWR Symphonieorchester gern die Zeit und besuchen Baden-Badener Kindergärten zum gemeinsamen Musizieren.

Und es ist bereits gute Tradition, dass das SWR Symphonieorchester junge Menschen zu einem Probenbesuch einlädt, organisiert von der Partizipationsabteilung des Festspielhauses.

Mit dem „Jungen Ticket“ sind Menschen unter 30 Jahren für nur 10 Euro pro Karte bei allen Veranstaltungen dabei. Reguläre Karten für die Konzerte der Pfingstfestspiele gibt es ab 28 Euro.

Weitere Informationen und Tickets: festspielhaus.de
Persönliche Beratung und Reservierungen: Tel. 07221 / 30 13 101