Von den Facetten der Liebe: Liederabend mit Paula Murrihy an der Oper Frankfurt

Liederabend Paula Murrihy (Mezzosopran) und Tanya Blaich (Klavier) ~ Oper Frankfurt, 26. September 23, Paula Murrihy ~ © Barbara Aumüller (szenenfoto.de)

Von 2009 bis 2017 war die irische Mezzosopranistin Paula Murrihy Ensemblemitglied an der Oper Frankfurt. Hier gestaltete sie zahlreiche große Partien und wurde schnell zum Publikumsliebling. Allein ihre Carmen in der Inszenierung von Barrie Kosky ist vielen unvergessen. Zuletzt kehrte sie im Mai dieses Jahres nach Frankfurt zurück, als Dejanira in Händels Hercules.

Die Oper Frankfurt ist für sie mehr als ein Zwischenstopp zwischen Terminen in den Opernhäusern von Barcelona, London, Paris, New York oder Zürich, wo sie sonst inzwischen zu erleben ist. Frankfurt ist für sie ihre musikalische Heimat. Das bekundete sie in deutscher Sprache nach dem offiziellen Programmteil des Liederabends dem Publikum und vielen anwesenden Freunden.

Im Oktober 2020, also nach dem ersten Lockdown durch die Corona-Pandemie, veröffentlichte Paula Murrihy ihr erstes Album: „I will walk with my love“ (beim Label Orchid Classic, Vertrieb: Naxos). Das Programm Ihres Liederabends bestand aus diesem Album. Der Untertitel „Folk-inspirid Songs and Myths“ ist etwas irreführend, handelt es sich bei den ausgewählten Liedern doch überwiegend um klassische Kunstlieder von Brahms, Mahler, Debussy und Grieg, mit meist nur losen volkstümlichen Bezügen. Selbst die enthaltenen irischen Volkslieder von Victory, Britten, Larchet und Hughes sind anspruchsvolle Schöpfungen.

Liederabend Paula Murrihy (Mezzosopran) und Tanya Blaich (Klavier)
Oper Frankfurt, 26. September 23
Paula Murrihy
© Barbara Aumüller (szenenfoto.de)

Eingerahmt vom eröffnenden „Ständchen“ (Brahms) und dem beim Liederabend am Ende stehenden „I will Walk With My Love“ (Hughes), handeln sämtliche Lieder von den Facetten der Liebe. Und diese teilte Paula Murrihy während ihres Liederabend an das Publikum aus. Zurückhaltend mit Gesten und nie ein aufdringlich wirkendes Lächeln preisgebend, gestaltet sie jedes Lied sehr individuell und intim. Wie beispielsweise „Da unten im Tale“ von Johannes Brahms.

Bei der Auswahl aus Gustav Mahlers Zyklus „Des Knaben Wunderhorn“ begann sie mit dem heiteren „Rheinlegendchen“, um dann immer beschaulicher (Verlorne Müh“) bis hin zum verinnerlichten „Urlicht“ vorzudringen.

Nach der Pause folgte eine Auswahl aus Claude Debussys Chansons de bilitis. Darunter das melancholische „La Chevelur“ („Das Haar“). Und auch die Sechs Lieder (op.48) von Edward Grieg sind eher zurückhaltender Natur. Arios aufblühend darunter allein „Ein Traum“. Im Block der irischen Volkslieder ragte Benjamin Brittens „The Salley Gardens“ („Die Salley-Gärten“) heraus.

Bei ihrem nunmehr dritten Liederabend an der Oper Frankfurt (nach 2013 und 2015) wurde sie von der Pianistin Tanya Blaich begleitet. Die gebürtige US-Amerikanerin gab dabei ihr Debüt an der Oper Frankfurt. Beide verbindet seit vielen Jahren eine intensive Zusammenarbeit. Das Album „I will walk with my love“ haben beide gemeinsam aufgenommen, Blaich schrieb auch das ausführliche Vorwort dazu. Die große Vertrautheit mit den dargebotenen Liedern bewirkt, dass für die Kommunikation zwischen Ihnen schon kleinste Gesten genügen. In ihrem Spiel unterstützte Tanya Blaich Paula Murrihy mit vornehmer Zurückhaltung aufs Genaueste.

Am Ende erhielten beide lang anhaltenden und kräftigen Applaus. Die Zugabe, das irische Traditional Dónal Óg (junger Donal), gab Paula Murrihy alleine (a capella gesungen). Ein nahezu magischer Moment.

Markus Gründig, September 23


Die Zugabe:
Dónal Óg (junger Donal), irisches Traditional
One of the most movingly told Irish songs of a girl’s total obsession with her lover young Donal (Dónal Óg). Even if he travels widely in the world she dearly hopes he’ll return eventually to her: mainlynorfolk.info