19.10. – 02.11.2025
Entdecken. Begegnen. Weiterdenken.
Unter dem Motto ,,Hi there!“ laden die Jüdischen Kulturwochen Frankfurt vom 19. Oktober bis O2. November dazu ein, eine Collage jüdischer Kultur und Gegenwart zu erleben. Das Festival eröffnet neue Perspektiven, bringt Menschen ins Gespräch — und zeigt jüdisches Leben in all seiner Vielfalt: lebendig, authentisch, Überraschend.
,,Hi there!“ — unter diesem offenen, einladenden Motto stehen die Jüdischen Kulturwochen Frankfurt 2025. Der bewusst gewählte Gruß signalisiert Offenheit, Neugier und Begegnung — und bringt auf den Punkt, worum es dem Festival geht: Brücken zu bauen, Räume zu öffnen und den Austausch zu fördern. Denn Kultur schafft, was unsere Gesellschaft heute braucht: neue Perspektiven, Dialog und gegenseitiges Verständnis. Mit einem ebenso vielfältigen wie mutigen Programm macht das Festival jüdisches Leben in seiner ganzen Breite und Tiefe erfahrbar – zeitgenössisch, vielstimmig und voller Überraschungen.
Erste orthodoxe britische Stand—Up Comedienne eröffnet Festival
Den Auftakt macht am 19. Oktober die erste orthodoxe britische Stand-Up Comedienne überhaupt: Flachel Creeger. Mit scharfem Witz, feiner Selbstironie und einem ganz besonderen Blick auf Religion, Familie und kulturelle ldentität begeistert sie ihr Publikum. Ob derAlltag im jüdischen Elternhaus oder Anekdoten aus dem Leben als ,Rabbinertochter mit Mikrofon“ – Creegers Show ist klug, komisch und überraschend nahbar.
Und wie sich herausstellte: Creegers Großmutter war Frankfurterin! Am 19. Oktober um 19:30 Uhr im lgnatz Bubis—Gemeindezentrum
Kooperation der Jüdischen Gemeinde mit der Dresden Frankfurt Dance Company: ,,Abschied“, eine Tanzperformance unter der Leitung von Emanuel Gat
In seiner neuen Procluktion widmet sich Choreograf Emanuel Gat zwei Liedern aus Gustav Mahlers Zyklus ,,Das Lied von der Erde“ — ,,Der Einsame im Herbst“ und ,,Abschied“. Zwischen diesen musikalischen Teilen entfaltet sich ein dritter, zentraler Abschnitt ganz ohne Musik — ein Raum für Improvisation, der sich bei jeder Aufführung neu entfaltet.
Gats Arbeitsweise folgt keinem festen Narrativ: Nur das WIE ist gesetzt – das WAS, WOVON und WARUM entstehen aus dem Moment heraus.
So wird jede Vorstellung zu einem einmaligen Erlebnis, das Tänzer*innen und Publikum gemeinsam erschaffen.
Premiere am 23. Oktober sowie weitere Termine, darunter am 2. November mit einem exklusiven Gespräch mit dem Choreografen Emanuel Gat.
Uraufführung bringt Erna Pinner zurück ins Rampenlicht — ,,Ein Fisch, der auf dem Trockenen schwimmt“ erinnert an die jüdische Künstlerin aus Frankfurt
In einer szenischen Installation in den Landungsbrücken Frankfurt widmen sich Regisseurin Martha Kottwitz und Dramaturgin Friederike Weldner dem Leben und Werk der Frankfurter jüdischen Künstlerin Erna Pinner (1890-1987). Pinner muss ihre Heimat verlassen findet sich in einem fremden, kühlen und nebligen Land wieder. Sie stürzt sich in unermüdliche Arbeit: Sie beobachtet, zeichnet und beschreibt Tiere – ihre neue Leidenschaft und ihr Trost in einer Welt, die durch Krieg oder Verlust zerstört ist. Inmitten der Einsamkeit schöpft sie kreative Kraft, bewahrt sich ihren Humor und bleibt vor allem immer neugierig.
Gemeinsam mit einem internationalen, interdisziplinären Team aus Performance, Musik, Video und Raumkunst entsteht ein vielschichtiger Streifzug durch Pinners zeichnerisches und literarisches Schaffen. Poetisch, fragmentarisch und Überraschend inszeniert ,,Ein Fisch, der auf dem Trockenen schwimmt“ Stationen aus dem Leben einer bemerkenswerten Künstlerin.
Am 28. (Uraufführung) und 29. Oktober in den Landungsbrücken Frankfurt. Im Anschluss der Uraufführung folgt ein Artist Talk mit Martha Kottwitz und Friederike Weidner, die Einblicke in den Entstehungsprozess, und Ausarbeitung des Stücks geben.
Der israelische Singer und Songwriter Eviatar Banai erstmals in Deutschland
Eviatar Banal, eine der markantesten Stimmen der Israelischen Musikszene, kommt mit einem Solokonzert nach Frankfurt. Seine Songs – zart und rau, spirituell und zeitlos – kreisen um Liebe, Zweifel, Glauben und die Suche nach Sinn. Tief in der jüdischen Tradition verwurzelt und zugleich offen für das Unerwartete, entfalten Banais Lieder am Klavier ihre ganze emotionale Wucht. Ein intimes Konzerterlebnis — pur, persönlich unverfälscht.
Am 29. Oktober um 19:30 Uhr im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum
40 Jahre Bühnenbesetzung am Schauspiel Frankfurt
Im Oktober jährt sich zum vierzigsten Mal die Besetzung der Bühne des Schauspiels Frankfurt durch Jüdinnen und Juden im Jahr 1985, die die Uraufführung von Fassbinders ,,Der Müll, die Stadt und der Tod“ verhinderte. Mit ihrem Protest setzten sie ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus im Kulturbetrieb und verschafften der jüdischen Gemeinschaft erstmals öffentlich Gehör.
Der Abend verbindet eine szenische Lesung von ,,Die Opferperspektive“ von Avishai Milstein mit einer Podiumsdiskussion mit Zeitzeug*innen über ,,Kunstfreiheit oder Hetze?“ sowie einer Theateraufführung von Milsteins Stück ,,Dualidarität“, das Reaktionen des Kulturbetriebs auf den 7. Oktober thematisiert.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Neue Soziale Plastik und dem Schauspiel Frankfurt am 30. Oktober um 19:30 Uhr in den Kammerspielen.
Lea Kalisch & Her Shtetl Cabaret
Lea Kalisch und ihr Shtetl Cabaret entführen das Frankfurter Publikum auf eine mitreißende Reise ins jüdische Osteuropa. Zwischen jiddischen Liedern, Chansons und frechen kabarettistischen Zwischentonen erwacht eine längst vergangene Welt zu neuem Leben — unkonventionell, lebendig und üerraschend modern. Mit ihrer starken Bühnenpräsenz und musikalischen Raffinesse verbindet Lea Kalisch Tradition und Gegenwart zu einer klugen und unkonventionellen Hommage an das jüdische Kulturerbe, die noch lange nachklingt.
Musikalische Lesung: Daniel Donskoy liest aus seinem Debütroman ,,Brennen“
Mit ,,Brennen“ legt Daniel Donskoy ein literarisches Debüt vor, das sich durch sprachliche Wucht und emotionale Tiefe auszeichnet. Zwölf Jahre nach der Trennung von seinem Jugendfreund Tyler beginnt der Erzähler, sich in einem Brief an das Vergangene zu wenden – an gemeinsame Sommer in Tel Aviv, an Szenen aus einem Leben zwischen Filrnsets in Flussland, sizilianischen Exzessen und einenn flannmenden Studio nahe Auschwitz. Was folgt, ist eine fiebrige Reise durch Erinnerung und Gegenwart, erzählt mit einer Dringlichkeit, der man sich kaum entziehen kann. Mit Live-Musik und anschließendem Gespräch mit der Schrittstellerin Dana von Suffrin.
Außerdem im Programm: eine szenische-musikalische Lesung des Frankfurter Regisseurs und Autors Stephane Bittoun zusammen mit dem Kontrabassisten und Leiter der Romanfabrik Gregor Praml sowie zahlreiche spannende Kooperationsveranstaltungen u.a. mit dem Städel Museum, dem Jüdischen Museum Frankfurt, dem Deutschen Exilarchiv 1933-1945, der Bildungsstätte Anne-Frank, dem Mal Seh’n Kino, dem Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum mit internationalen Filmvorführungen, immersiven Audioformaten und inspirierenden Artist Talks.
Ein besonderes Zeichen von Offenheit und Vertrauen setzen die Veranstalter mit der erstmaligen öffentlichen Einladung zum Schabbat in der historischen Baumweg-Synagoge, die in diesem Jahr ihr 80-jähriges Jubiläum feiert – ein bewegender Moment des Miteinanders.
Das vielfältige Programm der Jüdischen Kulturwochen Frankfurt lädt Menschen aller Altersgruppen dazu ein, jüdische Kultur aus verschiedenen Blickwinkeln zu erleben – mal mit feinsinnigem Humor, mal nachdenklich, stets im Dialog mit den Fragen unserer Zeit. Sie sind dabei weit mehr als ein Kulturangebot: Sie sind eine Einladung zum Austausch, zur Begegnung und zum gemeinsamen Erleben – zum Lachen, Diskutieren und Nachdenken.
Genau das möchten die Veranstalter mit dem Programm sichtbar machen, welches in diesem Jahr insgesamt 25 Veranstaltungen und sieben Premieren vereint. Das gesamte Programm der Jüdischen Kulturwochen Frankfurt 2025 ist online abrufbar unter: juedische-kulturwochen.de.
Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main:
,,Das Programm der Jüdischen Kulturwochen ist großartig, abwechslungsreich jung und überraschend. Mit viel Witz und Humor, mit Tanz, Kabarett, szenischen Lesungen und vielem mehr wird damit das sprudelnde, lebendige kulturelle jüdische Leben in Frankfurt sichtbar. Die Veranstaltungen sprechen alle Menschen an, ob groß oder klein und sie verbinden, statt zu spalten. Ein Signal, das in diesen Tagen wichtiger ist denn je. Ich wünsche den Jüdischen Kulturwochen wunderbare Momente und volle Veranstaltungen.“
Marc Grünbaum, Vorstandsvorsitzender und Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main:
,,Die Jüdischen Kulturwochen Frankfurt sind weit mehr als ein Festival – sie sind ein lebendiges Bekenntnis zu unserer Geschichte, unserer Gegenwart und unserer Zukunft als jüdische Gemeinschaft in Frankfurt. Sie sind ein klares Zeichen: für Sichtbarkeit, für Dialog, für Zusammenhalt.
Unter dem Motto ,Hi there!‘ öffnen wir Türen, bauen Brücken und laden dazu ein,jüdisches Leben in all seiner Vielfalt nicht nur kennenzulernen, sondern auch als Teil unserer gemeinsamen Stadtgesellschaft zu begreifen. Dabei geht es auch um Kultur, aber auch um Haltung, Begegnung und darum, gemeinsame Zukunft zu gestalten. In Zeiten, in denen Antisemitismus laut und virulent ist, sind die jüdischen Kulturwochen Frankturt als Ort des Austauschs und Sichtbarkeit nicht nur ein Akt des Selbstbewusstseins, sondern vor allem auch der Hoffnung.“
Die Jüdischen Kulturwochen Frankfurt 2025 werden vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, der Hessischen Staatskanzlei, der Georg und Franziska Speyer’schen Hochschulstiftung sowie der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gefördert.
Sponsoren: Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF), Gekko Group, Villa Florentina
