
Münchner Kammerspiele präsentieren Spielzeit 2025/26: Theater als Ort der Freiheit, Erinnerung und Erneuerung
In der gestrigen Pressekonferenz stellten die Münchner Kammerspiele ihr Programm für die Spielzeit 2025/26 vor. Intendantin Barbara Mundel, Haus-Regisseur und Mitglied der künstlerischen Leitung Jan-Christoph Gockel, sowie viele Ensemblemitglieder präsentierten das Programm der kommenden Spielzeit. Musikalisch eröffnet wurde der Vormittag durch das Jewish Chamber Orchestra Munich (JCOM) unter der Leitung von Daniel Grossmann. Das JCOM ist ab der neuen Spielzeit Orchestra in Residence in den Kammerspielen.
Barbara Mundel macht zum Auftakt deutlich, dass die Kammerspiele in einer Zeit wachsender autoritärer Tendenzen und gesellschaftlicher Spaltung eine klare Haltung zeigen: „Wir behaupten das Theater als Ort der Freiheit – nicht die Freiheit VON etwas, sondern die Freiheit ZU etwas: zur Auseinandersetzung, zur kritischen Selbstbefragung, zur Fantasie.“
Die Kammerspiele verzeichnen dabei einen Publikumszuwachs von 17 %, im Werkraum konnten die Zuschauerzahlen verdoppelt werden – ein ermutigendes Signal in wirtschaftlich angespannten Zeiten und Etatkürzungen für die Kultur.

Barbara Mundel, Christian Pflugfelder (DSG-Verdolmetschung), Jan-Christoph Gockel
Foto: Judith Buss
Große Themen – Neue Formen
Die Spielzeit startet mit einem siebenstündigen „Wallenstein“ von Friedrich Schiller, inszeniert von Jan-Christoph Gockel, der das politische Drama mit Puppenspiel, Live-Kochen und einer Parallelgeschichte um die Figur Prigoschin neu erzählt. In der Titelrolle Samuel Koch.
Wallenstein
Ein Schlachtfest in sieben Gängen
Nach Friedrich Schiller
Regie: Jan-Christoph Gockel
Premiere: 04.10.2025
Weitere Premieren zum Spielzeitbeginn:
„Bevor ich es vergesse“
Ein berührendes Solo nach Anne Paulys gleichnamigem Roman über Trauer, Aufbruch und das Weiterleben nach dem Tod des Vaters.
Von und mit Wiebke Puls
Premiere: 08.10.2025
„Wachse oder Weiche“
Kabarett, Theater und Musik in einen dialogischen Wirbel über das Wachstum als Kult.
Von und mit Maxi Schafroth
Premiere: 24.10.2025
Erinnerung als Gegenwartsauftrag: „Wohin jetzt?“
Ein zentraler Schwerpunkt widmet sich ab Oktober 2025 den oft vergessenen jüdischen Perspektiven nach 1945. Unter dem Titel „Wohin jetzt?“ entstehen zwei Uraufführungen:
Play Auerbach!
Eine musikalisch-satirische Revue über Philipp Auerbach, den ersten jüdischen Staatskommissar Bayerns, fragt provokant: Was wurde aus der Vision jüdischen Lebens in Deutschland?
Regie: Sandra Strunz
Premiere: 04.12.2025
Zeit ohne Gefühle
Lena Goreliks Stück „Zeit ohne Gefühle“ verwebt die Geschichte des jüdischen DP-Camps Feldafing mit der Gegenwart und erzählt von Erinnerung, Sprachlosigkeit und dem Versuch des Weiterlebens.
Regie: Christine Umpfenbach
Premiere: 30.10.2026
Begleitet wird der Themenkomplex durch ein umfassendes Rahmenprogramm mit Partnern wie dem Jüdischen Museum, der Monacensia und Rahel Salamender. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
Starke Regiehandschriften und neue Erzählräume
Die zweite Spielzeithälfte ist geprägt von starken Regiehandschriften. Mit dabei sind unter anderem:
Love me tender
Eine Grenzüberschreitung
Nach dem Roman von Constance Debré
Regie: Felicitas Brucker
Premiere: 16.01.2026
Pinocchio
Eine fantastische Abenteuerreise
von Moved by the Motion nach dem Roman von Carlo Collodi
Regie: Wu Tsang
München-Premiere: 17.01.2026
„Meister und Margarita“
Ein metaphysischer Thriller
Nach dem Roman von Michail Bulgakow
Regie: Jette Steckel
Premiere: 06.03.2026
Wokey, wokey
Ein lustig-trauriges Theaterstück über das Remake einer Verfilmung eines sehr bekannten und sehr guten Romans „1984“
Von Nora Abdel-Maksoud
Premiere: 27.03.2026
Fräulein Else
Frei nach Arthur Schnitzler
Von Leonie Böhm und Julia Riedler
Regie: Leonie Böhm
München-Premiere: 02.04.2026
Eurydike und Orpheus
Musiktheater über die Hoffnung auf unsterbliche Liebe
Nach einem Libretto von Robert Bolesto mit Musik von Jan Duszyński
Regie: Anna Smolar
Premiere: 26.04.2026
Mein kleines Prachttier
Bach dem Roman von Lucas Rijneveld
Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen
Regie: Leonie Böhm
Premiere: Juni 2026
MK: Kosmos – Werkraum, Habibi-Kiosk, Musik, Mitmachen
Das Musikprogramm bleibt ein prägender Bestandteil der Kammerspiele – mit Acts wie Erobique, neuen Konzertreihen und musikalisch-performativen Formaten. Der Habibi Kiosk und der neue Werk*raum dienen weiterhin als Bühnen und Begegnungsorte für Stadtgesellschaft, Clubkultur und Kollektive. Die künstlerische Vermittlung ist weiterhin mit vielfachen Formaten am Start.
Ein Theater der Stadt für diese Zeit – so lautet die programmatische Klammer für eine Spielzeit, die sich existenziellen Fragen stellt, mit künstlerischer Vielfalt antwortet und die „Wirklichkeit weiterhin nicht in Ruhe lässt.“
Alle Informationen finden sich auch online unter muenchner-kammerspiele.de/de/42660-spielzeit-25-26.
Zur Aufzeichnung der Pressekonferenz (mit DGS Verdolmetschung) auf Vimeo: vimeo.com.