»Aladin und die Wunderlampe« als zweite Premiere der Brüder Grimm Märchenfestspiele Hanau 2022

Aladin und die Wunderlampe Brüder Grimm Märchenfestsiele Hanau Ensemble © Brüder Grimm Festspiele Hanau, Foto: Hendrik Nix

Zu den bekanntesten Erzählungen aus der Sammlung Märchen aus 1001 Nacht zählt die Geschichte Aladin und die Wunderlampe. Heute wird davon ausgegangen, dass sie erst später der Sammlung hinzugefügt wurde. Detaillierte Informationen zum Entstehungsprozess finden sich u. a. in einem Beitrag von David Liuzzo im Programmheft der diesjährigen Brüder Grimm Märchenfestspiele Hanau. Dort hatte eine szenische Fassung des Märchens jetzt Premiere im Amphitheater im Park von Schloss Philippsruhe. Frank-Lorenz Engel, seit 2013 Intendant der Märchenfestspiele, schrieb dafür eine eigene Fassung und führte selbst Regie. Dabei orientierte er sich stark an der bekannten Geschichte, setzte aber auch zahlreiche eigene Akzente.

Aladin und die Wunderlampe
Brüder Grimm Märchenfestsiele Hanau
Sihr Fassad (Dieter Gring), Prinzessin Sherazad (Victroia Grace-Findlay)
© Brüder Grimm Festspiele Hanau, Foto: Hendrik Nix

Die Schönheit der arabischen Sprache und Freiheit für Dschinn

Natürlich spielt Aladin auch in der Hanauer Inszenierung in einer arabischen Welt. Die große Bühne des Amphitheaters weist mit türkisgrünen Türen, Ornamentfenstern und einer Palme darauf hin (Bühnenbild: Hans Winkler). Es sind aber vor allem die farbenfrohen Kostüme, die arabischen Kolorit vermitteln (Kostümbild: Anke Küper, Kerstin Laackmann). Zu Engels Akzenten gehört die Hervorhebung der Schönheit und Vielfalt der arabischen Sprache und ein ausgeprägter Freiheitsgedanke. Denn derjenige, der am meisten Wunder vollbringt und leistet, ist der stets unfrei in einer Lampe lebende Geist Dschinn. Und so bekommt er am Ende von Aladin seine Freiheit geschenkt und kann nun sich selbst alle Wünsche erfüllen.

Aladin und die Wunderlampe
Brüder Grimm Märchenfestsiele Hanau
Bubu (Kristina Willmaser), Dschinn (Julian M. Boine)
© Brüder Grimm Festspiele Hanau, Foto: Hendrik Nix

Spielfreudiges Ensemble und Gesang

Aladin und die Wunderlampe ist nicht als Musical bezeichnet, gesungen wird vom spielfreudigen Ensemble dennoch. Dabei haben die Songs oftmals dekorativen Charakter und drücken die Gefühlslage der Protagonisten:innen aus. Markus Syperek hat hierzu die Liedtexte von Frank-Lorenz Engel vertont. Die Musik kommt, anders als beim Musical Drosselbart, nicht von einer Liveband sondern wird eingespielt.

Die Titelrolle verkörpert Marcus Abdel-Messih mit großem Charme und Einfühlungsvermögen.
Barbara Bach gibt seine bescheiden auftretende und arbeitsame Mutter. Den ob der Geschehnisse verunsicherten Sultan Mustafa Messut spielt Helmut Pottthoff mit Erhabenheit. Eine große Bedeutung hat in Engels Fassung Samira, genannt Bubu als verzauberte Meerkatze. Kristina Willmaser gibt sie, sich oftmals fast auf allen Vieren bewegend, hingebungsvoll. Vehemenz und Unnachgiebigkeit zeichnet den Wesir und Zauberer Sihr Fassad des Dieter Gring aus. Die Prinzessin Sherazad ist eine frei denkende, selbstbewusste Frau, die kein Klischee erfüllt und sich gegen Straßenräuber wirksam zu wehren weiß. Victroia Grace-Findlay beweist in dieser Rolle zudem großes Können bei einer Bauchtanzeinlage. Sherazads Erzieher Suleiman (Detlev Nyga) hat stets ein wachsames Auge auf sie. Sympathieträger schlechthin ist der stets gutgelaunte Dschinn, der Geist der Lampe (Julian M. Boine).
Im stärkeren zweiten Teil geht es dann stets Schlag auf Schlag und am Ende haben Aladin und Sherazad auch ohne Dschinn eine Zukunft. Dieser will vielmehr seine erlangte Freiheit dafür nutzen, um mit Aladins Mutter historische Stätten in Europa zu besichtigen.
Am Ende der Premierenaufführung gab es frenetischen Applaus für alle Beteiligten (der fliegende Teppich hatte zuvor einen extra Applaus erhalten).

Markus Gründig, Mai 22


Aladin und die Wunderlampe

Märchen aus der Sammlung 1001 Nacht

Premiere bei den Brüder Grimm Märchenfestsielen Hanau: 21. Mai 22 (Amphitheater Schloss Philippsruhe)

Buch / Liedtexte / Regie: Frank-Lorenz Engel
Komposition: Markus Syperek
Choreografie: Bart De Clercq
Repetitor: Vityliy Baran
Bühnenbild: Hans Winkler
Kostümbild: Anke Küper, Kerstin Laackmann

Besetzung:

Aladin: Marcus Abdel-Messih
Leila, seine Mutter: Barbara Bach
Sultan Mustafa Messut / ein Händler: Helmut Pottthoff
Samira, genannt Bubu, eine Meerkatze / Abdul, Aladins Freund: Kristina Willmaser
Sihr Fassad, Wesir und Zauberer: Dieter Gring
Prinzessin Sherazad / Stimme der Zauberkugel: Victroia Grace-Findlay
Suleiman, Erzieher der Prinzessin: Detlev Nyga
Dschinn, Geist der Lampe: Julian M. Boine

Sklavinnen, Wachen, Scharfrichter, Stadtbewohner, Dschinn-Helfer, Dieb: Johanna Bisilico, Frederik Fauth, Nahor Gerezghier, Laurine Heilig, Dominik Hohenbrink, Fenja Kovacs-Jungbauer, Rosalie Schulz

festspiele-hanau.de