Endlich war es soweit: Die in der Spielzeit 2014/15 zusätzlich initiierte Reihe „Lieder im Holzfoyer“ an der Oper Frankfurt wurde nach längerer Pause wiederaufgenommen. Bei diesen Abenden präsentieren sich vorwiegend Mitglieder des Ensembles und Opernstudios. So wie beispielsweise Iurii Samoilov, Sebastian Geyer oder Angela Vallone).
In der aktuellen Spielzeit eröffnete jetzt die junge kubanisch-amerikanische Sopranistin Elena Villalón die Reihe. Ihr folgen in den nächsten Monaten Corinna Scheurle (12.03.), Liviu Holender (17.04.) und Magdalena Hinterdobler/Magnus Dietrich (28.05.).
Elena Villalón zählt seit der Spielzeit 2022/23 zum Ensemble der Oper Frankfurt. Bei der Neuproduktion von Le nozze di Figaro verkörperte sie die Partie der Susanna, aktuell ist sie als Pamina in Die Zauberflöte zu erleben und im März/April als Frasquita in Bizets Carmen.
Vom Barock bis in das 20. Jahrhundert
Für ihren Liederabend stellte sie ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm zusammen. Sämtliche Lieder sang sie frei von ausliegenden Noten und in vier Sprachen (Englisch, Deutsch, Russisch, Spanisch). Dabei spannte sie einen Bogen vom Barock (Purcell) über die Romantik (Wolf) bis in das 20. Jahrhundert (Grever, Montsalvatge, Obradors, Rachmaninov und Turina).
Der Gesamteindruck war herausragend (wenn auch nicht alles bis ins letzte Detail perfekt war). Mit viel Charme und einer herzlich wirkenden Offenheit hatte Elena Villalón das zahlreich erschienene Publikum sofort für sich gewonnen. Sie eröffnete ihr gut einstündiges Programm mit dem über achtminütigen „The blessed virgin´s expostulation“ von Henry Purcell. Eine Klage der traurigen Jungfrau Maria, dass der junge Jesus sie verlassen hat, um im Tempel den Lehrern des Gotteswortes zuzuhören. Darauf folgten vier Lieder von Hugo Wolf aus Goethe-/Mörike-Lieder. Hierbei gefielen besonders die zarte Klangmalerei „Der Knabe und das Immlein“ und das mystisch anmutende „An eine Äolsharfe“. Bezüglich einer deutlichen deutschen Artikulation besteht bei Elena Villalón noch etwas Luft nach oben. Bei den Liedern Rachmaninows ragte besonders das ruhige und sehnsuchtsvolle „Der Traum“ hervor.
Spanische Perlen
Ganz besonders in ihrem Element war Elena Villalón im Programmteil mit Liedern auf Spanisch, bei denen sie ihre lyrischen Fähigkeiten besonders herausstellte. Sie machte deutlich, dass die hierzulande relativ unbekannten Lieder von Xavier Montsalvatge, Fernando Obradors und Joaquín Turina wunderschöne Perlen sind. Am Ende des Programms standen zwei Lieder der mexikanischen Komponistin María Grever (weltbekannt ist ihr „What a difference a day makes“). Beim temperamentvoll vorgetragenen „»Te quiero«, dijiste“ lag gar südamerikanischer Flair in der Luft.
Studienleiter Takeshi Moriuchi begleitete Elena Villalón nicht nur sehr sorgsam am Klavier, mit zwei sehr unterschiedlichen Soli verschaffte er ihr auch Verschnaufpausen. Schwere Kost bot er mit Rachmaninows „Moment musical h-Moll“ (op 16 /3) und eine heitere Unbeschwertheit mit Claude Debussys Toccata aus „Pour l epiano“ (L. 95).
Am Ende gab es für beide intensiven Applaus. Sie bedankten sich mit Edvard Griegs „Ein Traum“ als Zugabe.
Markus Gründig, Februar 24