Souveränes Debüt von Domen Križaj an der Oper Frankfurt

Für die erste Veranstaltung der Reihe Lieder im Holzfoyer war ursprünglich die Sopranistin Kirstin MacKinnen angekündigt, doch hat sie inzwischen das Ensemble der Oper Frankfurt verlassen. An MacKinnens Stelle übernahm dafür der slowenische Bariton Domen Križaj den Abend, ein Sänger, der in Frankfurt noch unbekannt ist. Seit dieser Spielzeit ist er Ensemblemitglied am Theater Basel, dessen Opernstudio er zuvor angehörte. Zur Spielzeit 2020/21 wechselt er zum Ensemble der Oper Frankfurt. Was an Tanja Ariane Baumgartner erinnert, die vor zehn Jahren ebenfalls von Basel nach Frankfurt kam und inzwischen zu den führenden Mezzosopranistinnen unserer Zeit zählt. Eine große Karriere ist auch für Domen Križaj möglich.

Für den intimen Rahmen der Reihe Lieder im Holzfoyer wählte Domen Križaj ein abwechslungsreiches Programm für seinen einstündigen Vortrag. Zunächst Lieder von Brahms, Schönberg und Strauss, dann Lieder aus seiner slowenischen Heimat (von Škerjanc, Lajovic und Lipovšek) und zum Abschluss noch einen kleinen Zyklus von Ravel. Am Klavier begleitete ihn Hilko Dumno, der an diesem Abend korrespondierend zur stimmlichen Macht Križajs, oftmals die ganze Klangfülle des Instruments entfesselte (insbesondere voller Elan bei Schönberg) und sich zuverlässig Križajs Tempi anpasste.

Domen Križaj verfügt über eine sehr kräftige und profunde Baritonstimme mit angenehmem, warmen Timbre. Vielfach lässt sie die Nähe zum Bassbariton erkennen. Sie passt sehr gut zu Brahms dunkel gefärbten Zyklus Vier ernste Gesänge (Opus 121). Brahms setzte sich bei diesem Spätwerk mit dem Thema Sterben und Tod auseinander. Sie orientieren sich eher an kirchenmusikalischen Formen und beinhalten überwiegend alttestamentarische Themen über die letzten Dinge. Einzig das vierte Lied „Wenn ich mit Menschen“, vier Jahre vor den anderen drei entstanden, ist weniger von Desillusion als von zarter Hoffnung und Liebe geprägt (nach Korinther 13 aus dem Neuen Testament). Domen Križaj trug den Zyklus, wie auch die nachfolgenden Liedern, mit sehr guter Aussprache und gutem Gefühl für Betonungen und Nuancierungen vor (plus frei von ausliegenden Noten).

Arnold Schönberg als Vertreter der Wiener Schule wird vor allem mit der Zwölftontechnik in Verbindung gebracht, dabei umfasst sein Liedschaffen alle Stile seiner musikalischen Entwicklung. Seine ersten beiden Lieder, sein Opus 1, widmete er seinem Lehrer und Freund Alexander von Zemlinsky. Das erste davon, mit dem schlichten Titel „Dank“ ist voll ausschweifender Gefühlserregung, die Domen Križaj. in sich wie ein Fels in der Brandung ruhend, facettenreich darbot.

Unterschiedliche Stimmungen boten die Lieder der slowenischen Komponisten. Wie romantische Liebesgefühle bei Anton Lajovics „Vizije („Vision“) und Heiterkeit beim flott dargebrachten volksliedhaften „Moj očka so mi rekli“ („Mein Vater hat zu mir gesagt“) von Marijan Lipovšek.

Mit dem kleinen Zyklus „Don Quichotte à Dulcinée“ von Maurice Ravel beendete Domen Križaj sein souverän dargebotenes Frankfurt-Debüt.

Sehr viel Applaus, zwei Zugaben und große Vorfreude auf die Spielzeit 2020/21 der Oper Frankfurt, dann mit Domen Križaj im Ensemble.

Markus Gründig, September 19