Ausnahmeproduktion »Il trittico« wieder an der Oper Frankfurt

Il trittico: Gianni Schicchi ~ Oper Frankfurt 2022 ~ Gianni Schicchi (Željko Lučić) ~ © Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

Drei Opern an einem Abend, das muss nicht unbedingt eine harte Nummer sein. Giacomo Puccinis Il trittco (Das Tryptichon) besteht aus drei heterogenen Einaktern. Für die Oper Frankfurt hat sie der Regisseur Claus Guth 2008 zu einem runden Ganzen zusammengefügt. Nach 2009 und 2016 wurde die Ausnahmeproduktion jetzt zum dritten Mal wiederaufgenommen und begeistert nach wie vor.

Il trittico: Il tabarro
Oper Frankfurt 2022
Luigi (Stefano La Colla) und Giorgetta (Elza van den Heever)
© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

Lebende und Tote gehören zusammen

Die unterschiedlichen Ort- und Zeitebenen (Schleppkahn am Ufer der Seine in Paris um 1910, ein Kloster in der Nähe von Siena gegen Ende des 17. Jahrhunderts und ein Haus in Florenz im Jahr 1299) fügte Guth zusammen. Dabei ließ er sich von Charon, dem Fährmann, der Sterbende in das Reich des Hades übersetzt, inspirieren (griechische und römische Mythologie). Denn der Tod spielt in allen drei Opern eine entscheidende Rolle. So begleiten weiß gekleidete Tote jeder der Opern als stille Teilnehmer. Lebende und Tote bilden eine Einheit, sie gehören zusammen, auch wenn sie unterschiedlich agieren. Die Bühne von Christian Schmidt deutet dabei abstrakt ein imposantes und großes Passagierschiff an, mit geringen Änderungen an Dekoration und Ausstattung für jede Oper.

Il trittico: Suor Angelica
Oper Frankfurt 2022
La zia principessa, Fürstin (Victória Pitts) und Suor Angelica (Elza van den Heever, kniend)
© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

Oper kann richtig viel Spaß machen

Nicht nur in optischer Hinsicht ist die Produktion sehenswert, auch und vor allem in sängerischer und musikalischer Sicht. Mit dem Bariton Željko Lučić und der Sopranistin Elza van den Heever sind zwei ehemaligen Ensemblemitglieder dabei, die inzwischen an den renommiertesten Opernhäusern der Welt gastieren. Željko Lučić war bereits bei der Premieren- und der zweiten Wiederaufnahme-Serie als Michele und Gianni Schicchi zu erleben. Seine profunde Stimme zeigt er beeindruckend als Michele in Il tabarro („Nulla! Silenzio!“), seine humorvolle Seite in der Rolle des gerissenen Gianni Schicchi, der die bigotte und buckelige Verwandtschaft gehörig austrickst (in Gianni Schicchi). Er macht spielerisch deutlich, dass Oper richtig viel Spaß machen kann.

Elza van den Heever gibt zwei Frauen, die um ihr Kind trauern, aber zu unterschiedlichen Schlüssen gelangen. Ihre Giorgetta (Il tabarro) flieht in eine verbotene Liebschaft und als Suor Angelica (Suor Angelica) kann sie nur im Tod Frieden finden. In beiden Rollen besticht sie mit ihrer intensiven Darstellung und farbenreichen wie ausdrucksstarken Stimme.

Il trittico: Gianni Schicchi
Oper Frankfurt 2022
Lauretta (Penny Sofroniadou) und Rinuccio (Kudaibergen Abildin)
© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

Starke Emotionen

Starke Emotionen vermittelt auch der italienische Tenor Stefano La Colla bei seinem Debüt als Arbeiter und Liebhaber Luigi mit seiner Arie „Hai Ben Ragione“. An der Oper Frankfurt war er bereits als Pollione (Norma) sowie Mario Cavaradossi (Tosca) zu erleben.

Dazu gibt es auch Sänger:innen, die erstmals an der Oper Frankfurt zu erleben sind, meist zudem mit einem Rollendebüt. Wie die brasilianische Mezzosopranistin Victória Pitts, die in allen drei Opern beteiligt ist (als Raumpflegerin und Vertraute Frugola in Il tabarro, als um den guten Ruf der Familie besorgte und strenge Fürstin in Sour Angelica und schließlich als Zita, die überspannte Cousine des verstorbenen Buoso in Gianni Schicchi). Vom ersten Ton an überzeugt sie mit einer starken Präsenz an Stimme und Ausdruck.

Auf sich aufmerksam machte auch der aus Kasachstan stammende Tenor Kudaibergen Abildin als Neffe Rinuccio in Gianni Schicchi. Er zählt ab der kommenden Spielzeit zum Ensemble der Oper Frankfurt. Ein, wie er mit der Arie „Avete Torto!…Firenze è come un albero fiorito“ bewies, vielversprechender Neuzugang. An seiner Seite glänzt die griechische Sopranistin Penny Sofroniadou als Freundin Lauretta und mit der bekanntesten Arie des Stücks: „O mio babbino caro“.

Kammersängerin Barbara Zechmeister sorgt als gefasste Äbtissin für Einhaltung der strengen Ordensregeln. Die weiteren Partien, mit Mitgliedern des Frankfurter Ensembles, Opernstudios und Chores besetzt, fügen sich ausgezeichnet ein. Mit lyrischen Tönen verzaubert der kleine Damenchor und ein Sängerinnenquartett bei Sour Angelica (Einstudierung: Tilman Michael).

Seine große Erfahrung mit Dirigaten von Opern des italienischen Repertoires vermittelte der italienischen Dirigent Pier Giorgio Morandi am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters detailverliebt und mit viel Enthusiasmus.

Markus Gründig, Juli 22


Il Trittico

(Das Triptychon)

Il tabarro (Der Mantel) – Suor Angelica (Schwester Angelica) – Gianni Schicchi
Drei Operneinakter

Von: Giacomo Puccini
Uraufführung: 14. Dezember 1918 (New York, Metropolitan Opera)

Premiere an der Oper Frankfurt: 13. Januar 2008
Dritte Wiederaufnahme an der Oper Frankfurt: 8. Juli 22
Besuchte Vorstellung: 11. Juli 22

Musikalische Leitung: Pier Giorgio Morandi
Inszenierung: Claus Guth
Szenische Leitung der Wiederaufnahme: Caterina Panti Liberovici
Bühnenbild: Christian Schmidt
Kostüme: Anna Sofie Tuma
Licht: Olaf Winter
Chor: Tilman Michael
Kinderchor: Álvaro Corral Matute
Dramaturgie: Norbert Abels

Besetzung:

Il tabarro:

Michele: Željko Lučić
Giorgetta: Elza van den Heever
Luigi: Stefano La Colla
Frugola: Katharina Magiera
Tinca: Michael McCown
Talpa: Alfred Reiter
Liederverkäufer: Jonathan Abernethy
Ein Liebespaar: Nombulelo Yende° / Jaeil Kim

Suor Angelica:

Suor Angelica: Elza van den Heever
La zia principessa (Fürstin): Victória Pitts
La Badessa, Äbtissin: Barbara Zechmeister
La suora zelatrice: Marvic Monreal°
La maestra delle novizie, Lehrmeisterin: Enikö Boros
Suor Genovieffa: Monika Buczkowska
Suor Osmina: Karolina Bengtsson°
Suor Dolcina: Nombulelo Yende°
Suora Infermiera, Pflegerin: Claudia Kamaris
Le cercatrici, Almosensucherinnen / Le converse, Laienschwestern: Michaela Schaudel / Anna-Katharina Hilpert
Una novizia: Alketa Hoxha

Gianni Schicchi

Gianni Schicchi: Željko Lučić
Rinuccio: Kudaibergen Abildin
Zita: Victória Pitts
Lauretta: Penny Sofroniadou
Gherardo: Jonathan Abernethy
Nella: Monika Buczkowska
Gheradino: Elisabeth Magel / Wolodimir Sayfulin
Betto di Signa: Thomas Faulkner
Simone: Alfred Reiter
Marco: Liviu Holender
Ciesca: Katharina Magiera
Spinelloccio, Arzt: Thomas Charrois
Notaio: Pilgoo Kang°
Guccio, Färber: Pavel Smirnov
Pinellino, Schuster: Garegin Hovsepian

Chor der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester

°Mitglied des Opernstudios

Weitere Vorstellungen: 14., 17. (18 Uhr), 20. Juli 2022
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19 Uhr
Preise: € 15 bis 116 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

oper-frankfurt.de