Spanischer Kolorit beim Liederabend von Gaëlle Arquez an der Oper Frankfurt

Liederabend Gaëlle Arquez (Mezzosopran) und Susan Manoff (Klavier) ~ Oper Frankfurt, 26. Juni 2020, Gaëlle Arquez ~ © Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

Mit 87 Tagen Verspätung gab die französische Mezzosopranistin Gaëlle Arquez jetzt ihr Liederabenddebüt an der Oper Frankfurt. Ursprünglich war es für den 31. März 2020 geplant gewesen. Es fiel, wie so viele andere Vorstellungen, dem Lockdown zum Opfer.
In Frankfurt war Gaëlle Arquez schon oft zu erleben. Dass es sich für sie anfühlte, als würde sie nach Hause kommen, wie sie am Tag vor dem Liederabend in einem Beitrag auf Facebook schrieb, erfreut. Hier begeisterte sie bereits das Publikum und die Presse in den Titelrollen von Händels Xerxes, Bizets Carmen und Massenetts Mélisande. Ihr Frankfurt-Debüt gab Arquez bereits 2013 als Medea in Händels Teseo in der Spielstätte Bockenheimer Depot. Konnte sie als Carmen bei den Bregenzer Festspielen 2017 jeden Abend 7000 ZuschauerInnen begeistern, waren es bei ihrem Liederabend in der Oper Frankfurt, bedingt durch das stark eingeschränkte Platzangebot aufgrund der geltenden Abstandsregeln, nur rund 140. Diese hat sie, gemeinsam mit der Pianistin Susan Maloff, allesamt in ihren Bann gezogen.

Ihr Auftreten hat Glanz und Größe. Ihre Stimme besticht nach wie vor mit einer starken Ausdrucksvielfalt und einem ausgewogenen Klang. Sie eröffnete ihr vielseitiges Programm mit einer Einladung zu einer Reise, mit Charles Baudelaires „L’invitation au voyage“. Die musikalische Reise führte in spanische Gefilde, Heimat der Volkstänze Bolero, Fandago und Sequidilla, deren Rhythmen zahlreiche Komponisten beeinflusst haben (zudem hat sie selbst spanische Wurzeln väterlicherseits). In Zeiten eingeschränkter Reisemöglichkeiten und großer Unsicherheiten bei Auslandsreisen, ein willkommener kurzweiliger Trip raus aus Deutschland. Der Weg nach Spanien führt bekanntlich über Frankreich, hier über Georges Bizet (die spanische Serenade „Ouvre ton cœur“), Camille Saint-Saëns´ („La brise“, feurig, über die Tänzerinnen des Sultans und den Nachtwind), Jules Massenet (die träumerische Liebeseinladung „Nuit d´Espagne“) und Léo Delibes („Les filles de Cadix“, keck, mit ariosen Zügen und Spitzentönen, über stolze und selbstbewusste junge Frauen aus Cádiz).

Liederabend Gaëlle Arquez (Mezzosopran) und Susan Manoff (Klavier)
Oper Frankfurt, 26. Juni 2020
Susan Manoff, Gaëlle Arquez
© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

Endgültig in Spanien angekommen, überraschte die Auswahl an Komponisten des 20. Jahrhunderts, die hier weitestgehend unbekannt sind, bzw. sehr selten vorgetragen werden: Xavier Montsalvatge, Joseph Canteloube (Franzose), Joaquín Rodrigo, Carlos Guastavino und Fernando Obradors. Allesamt mit außergewöhnlich schönen Liedern, besonders Rodrigos inniges „Adela“ und Guastavinos melancholisches „La rose y el sauce“. Einen Hit präsentierte Arquez zum Abschuss ihres Programms, Agustín Laras „Granada“ (aus dessen Suite española über spanische Städte).

Begleitet wurde Gaëlle Arquez von der Pianistin Susan Manoff, die sich hier bereits 2016 an der Seite von Sopranistin Sandrine Piau vorstellte. Angepasst an das feurige spanische Programm war ihr Spiel weit mehr als eine dezente Begleitung. Ihre hohe Fingerfertigkeit stellte sie zusätzlich mit zwei Tänzen für Klavier solo aus Enrique Granados´ Doce danzas españolas vor. So erinnert beispielsweise bei „Andaluza (Nr. 5) die Punktierungen der linken Hand an Gitarrenspiel.

Am Ende für beide starker und langer Applaus, für den sich Arquez und Manoff mit drei Zugaben bedankten.

Markus Gründig, Juni 20

Ab 27. September 20 wird Gaëlle Arquez als Charlotte bei der Wiederaufnahme von Jules Massenets Werther an der Oper Frankfurt zu erleben sein.


Die Zugaben:
Reynaldo Hahn: A Chloris
Manuel de Falla: Nana
Francis Poulenc: Les Chemins de l’amour