Viel Herzblut bei der Februar-Soiree des Frankfurter Opernstudios

Soiree des Opernstudios Frankfurt am 13. Februar 23 im Holzfoyer der Oper Frankfurt (© Markus Gründig)

Noch sind die Türen der Oper Frankfurt verschlossen, doch steht bereits eine große Traube Besucher davor. Fast alle davon haben eine Eintrittskarte. Wer allerdings hoffte, an der Abendkasse noch eine Karte zu bekommen, hatte Pech. Die Soiree war bereits seit Wochen ausverkauft und Rückläufer gab es keine. Das wundert nicht, schließlich bietet die Oper Frankfurt selbst beim Opern-Nachwuchs Spitzenleistungen.

Diese kann bei den Soireen und Liederabenden im Holzfoyer aus unmittelbarer Nähe genossen werden. Mit einem Kartenpreis von 15 € sind die Abende zudem noch günstig (bei freier Platzwahl). Deshalb zum Vormerken: Der Vorverkauf für die nächste Soiree des Opernstudios (am 9. Mai) startet am 15. März. Es ist dann zugleich die letzte Soiree der Spielzeit 2023/2024.

Bei den Soireen des Frankfurter Opernstudios sind die Sitzplätze in der ersten Reihe stets schnell belegt. Wer später kommt, sieht und hört dennoch auch von den anderen Plätzen gut.

Eröffnung durch Cláudia Ribas

Eröffnet wurde die Soiree mit der wehmütigen, sehr nach innen gerichteten Arie „Priva son d’ogni conforto“ der Cornelia aus Händels Giulio Cesare in Egitto. Es ist in gewisser Weise ein ungewöhnlich unspektakuläre Eröffnungsnummer. Die Mezzosopranistin Cláudia Ribas gestaltete sie ergreifend und innig. Eine Neuproduktion dieser Oper feiert am 17. März 24 Premiere im Opernhaus (Musikalische Leitung: Simone Di Felice, Inszenierung: Nadja Loschky). Dabei wird Cláudia Ribas die Partie der Cornelia an der Seite von Lawrence Zazzo (Giulio Cesare) und Pretty Yende (Cleopatra) gestalten. Mit der Trauerarie „Smanie implacabilie“ der Dorabella aus Mozarts Cosi fan tutte führte Ribas später ein weiteres Mal tiefe Gefühle vor.

Sopranistin Clara Kim zeigte mit der Kanzonette „La promessa“ von Gioacchino Rossini zunächst eine heitere, sehr gelöste Seite. Später folgte hochdramatisch, zur Freude aller, die berühmte Höllenarie aus der Zauberflöte. Bei der aktuellen Wiederaufnahmeserie dieser Oper ist Clara Kim auf größer Bühne als Königin der Nacht zu erleben.

Meister der Mimik

Als Meister der Mimik kann man den Tenor Abraham Bretón bezeichnen. Neben einem wunderbaren Stimmtimbre hat er ein außergewöhnliches mimisches Talent. Seine Blicke sind ausdrucksstark und haben eine beeindruckende Fernwirkung. Eindringlich präsentierte er das Lamento „È la solita storia del pastore“ des unglücklich verliebten Frederico aus Francesco Cileas L´Arlesiana: Ein gebrochenes Herz findet keinen Schlaf, er bekommt das Mädchen aus Arles einfach nicht aus seinem Kopf. Kämpferische Leidenschaft zeigte Abraham Bretón im Duett mit der Sopranistin Nombulelo Yende bei Georges Bizets „Parle-moi de ma mère“ (Carmen). Yende überzeugte zusätzlich mit der bekannten Arie „Sì. Mi chiamano Mimì („Man nennt mich Mimì“) aus Giacomo Puccinis La Bohème.

Mit einer akzentfreien Diktion und dramatischer Stimmkraft überzeugte Tenor Jarrett Porter mit der selten zu hörenden, über fünfminütigen, Ballade „Der Zwerg“ von Franz Schubert. Die Schauergeschichte von einem Zwerg, der aus Eifersucht heraus die junge Königin im Meer versenkt, ähnelt dem „Erlkönig“.

Überraschung des Abends

Souveränität pur verkörperte Bariton Sakhiwe Mkosana mit der Arie „Come Paride vezzoso“ des Sergeanten Belcore aus Gaetano Donizettis Oper L’Elisir d’Amore. Aus dieser Oper boten Sopranistin Idil Kutay und Tenor Andrew Kim zudem „Caro elisir! Sei mio! … Esulti pur la barbara“ (Rezitativ, Szene und Duett von Adina und Nemorino). Schon hierbei zeigte sich Andrew Kim als großer Entertainer. Gewissermaßen war er, im Vergleich zur letzten Soiree, ob seiner vokalen wie szenischen Präsenz, bei gleichzeitiger Lockerheit, die Überraschung des Abends. Seine höhensichere und strahlkräftige Stimme führte er zudem mit der Arie „Che gelida manima“ des Rodolfo (La Bohème) vor.

Idil Kutay trumpfte kokett und mit Spitzentönen beim finalen „Quando mén vò … Gioventù mia“ gemeinsam mit dem Ensemble auf (dem Szene und Duett „Ehi! Rodolfo! … O soave fanciulla“ aus La Bohème mit Nombulelo Yende, Andrew Kim, Sakhiwe Mkosana und Jarrett Porter voranging).

Am Klavier wechselten sich mit Akkuratesse und viel Elan Felice Venanzoni und Angela Rutigliano ab.

Für die mit viel Herzblut dargebotenen Beiträge gab es sehr viel Beifall. Als gemeinschaftliche Zugabe bot das Ensemble unter Federführung von Cláudia Ribas und Nombulelo Yende beschwingt „America“ aus Leonard Bernsteins West Side Story.

Markus Gründig, Februar 24

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