Oper Frankfurt (Holzfoyer), 17. Januar 2019
Piotr Beczała, der 2017 einen Liederabend an der Oper Frankfurt gab, ist derzeit der bekannteste polnische Opernsänger und an allen bedeutenden Bühnen ein gefragter Star, oftmals an der Seite von Anna Netrebko. Wie man an der Oper Frankfurt erleben kann, folgen ihm jüngere Landsleute eifrig nach. Beispielsweise Daniel Mirosław (derzeit als Eustazio in Rinaldo) oder Mikołaj Trąbka (zuletzt als Andrei in Tri sestry und als Harlekin in Ariadne auf Naxos). Und auch der aufstrebende Jakub Józef Orlinski (Titelrolle in Rinaldo), über den die ARD-Sendung titel thesen temperamente am kommenden Sonntag (20. Januar 19) berichten wird, kommt aus Polen.
Zur Polnischen Nationaloper Warschau hat die Oper Frankfurt eine besondere Beziehung, allerdings nicht wegen dieser Sänger. Zwischen beiden Häusern finden seit einigen Jahren regelmäßig Austauschkonzerte der jeweiligen Opernstudios statt. Im Holzfoyer der Oper Frankfurt bot sich nun beim vierten Konzert dieser Reihe die Gelegenheit, sieben junge Talente mit einem anspruchsvollen Lied- und Arienprogramm slawischer und deutscher Komponisten zu erleben (unter der künstlerischen Gesamtleitung von Eytan Pessen). Sie wurden von vier Pianisten begleitet, die auch ein Solo (Michał Goławski mit Stanisław Moniuszkos „Die Spinnerin“) und zwei Stücke für vier Hände (Joanna Laszczkowska und Aleksander Teliga mit Ausschnitten aus Ignacy Jan Paderewskis Tatra-Album op.12) präsentierten.
Der stimmgewaltige Bariton Iain MacNeil eröffnete den Abend mit zwei Liedern Anton Rubinsteins und setzte dabei, was das Thema Lautstärke anbelangt, die Messlatte hoch. Auch noch kraftvoll, aber nun doch etwas sanfter im Vortrag, Rimski-Korsakows Arie des Kaufmanns Misgir („Auf dem warmen, blauen Meer“ aus dessen Oper Schneeflöckchen). MacNeil wurde von Eytan Pessen am Klavier begleitet. Wie ein Kontrast wirkte darauf der bezaubernde und innige Vortrag der Sopranistin Julia Moorman mit der lyrischen Arie der Agathe „Und ob die Wolke sie verhülle“ aus Carl Maria von Webers Der Freischütz (später bot sie noch zwei Lieder von Tschaikowski).
Als erste Sängerin der Akademia Operowa des Teatr Wielki / Opera Narodowa stellte sich Sopranistin Monika Buczkowska dem Frankfurter Publikum mit dem anspruchsvollen und melancholisch anmutenden „Sein Lied“ von Hans Sommer vor. Im Teil nach der Pause rührte sie im Duett mit Iain MacNeil mit „Svetlaja Marta maja“ aus Weinbergs Die Passagierin, und glänzte erneut solistisch mit der Arie der Roksana „A…! Roksana!…Jej spiew!“ aus Szymanowskis Oper Krol Roger (die am 2. Juni 19 in einer Inszenierung von Johannes Erath an der Oper Frankfurt Premiere feiert).
Wohlklang erzeugte Tenor Michael Petruccelli mit Antonín Dvořáks „Lieder die mich meine Mutter lehrte“ und Strauss „Breit´ über mein Haupt“.
Die nicht nur wegen ihrer Koloraturen diffizile rund 12-minütige Szene der Zerbinetta „Großmächtige Prinzessin“ aus Strauss Ariadne auf Naxos führte kokett und souverän die Sopranistin Kasia Belkius vor. Als „Entdeckung“ ist man geneigt, den erst 21-jährigen deutschen Bariton Stefan Astakhov zu betiteln. Nicht ohne Grund wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet. Seine ausgewogene Stimme mit balsamischem Charakter führte er mit Sergei Rachmaninows Lied „Sing nicht, meine Schöne“ und Richard Strauss´ „Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen“, sowie „Schlechtes Wetter“ bemerkenswert vor.
Karolina Makułas Vortrag von Stanislaw Moniuszkos Lied der Jadwiga wirkte etwas verhalten, Strauss´ Arie des Octavian „Wie du warst…“ (Der Rosenkavalier) gestaltete die Mezzosopranistin jedoch sehr überzeugend.
Die von Kasia Belkius, Monika Buczkowska und Karolina Makuła vorgetragenen Terzette „Hab´ mir´s gelobt“ und „Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein“ (auch Der Rosenkavalier) beendeten diesen gelungenen Abend.
Viel Applaus für die starken Nachwuchssänger aus Warschau und Frankfurt.
Markus Gründig, Januar 19