Im vergangenen Jahr wurde des 175-jährigen Jubiläums der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche gedacht. In Zusammenhang damit hat das partizipative Format Stadtlabor des Historischen Museums Frankfurt die Ausstellung „Demokratie: Vom Versprechen der Gleichheit“ erarbeitet. Sie ist bereits seit dem 13. Mai 23 zu besuchen (und noch bis zum 11. August 24).
Diese Ausstellung diente jetzt als Ausgangsmaterial für eine Performance des Jungen Schauspiels Frankfurt. Der an einen Abzählreim angelehnte Titel „Und du bist raus“ weist in diesen Kontext auf die gesellschaftliche Teilhabe hin, die nicht für alle selbstverständlich besteht.
Eine intensive, 70-minütige Darbietung
Sieben diverse Mitglieder des Jugendensembles (Ahmad Al Sheikh, Ayman Ben Magahed, Quynh Fahrenwald, Katja Grazerstein, Mila Jarrar, Tessa Jung, Max Klymov, Leander Kupetz, Matteo Schultheis) erarbeiteten unter Martina Droste (Konzept und Regie) eine intensive, 70-minütige Darbietung. Manche von ihnen sind Kinder von Zugewanderten oder Geflüchtete.
Gespielt wird im obersten Stockwerk des neuen Ausstellungshauses des Historischen Museums, inmitten der Dauerausstellung Frankfurt Jetzt! (mit dem großen Frankfurt-Modell, der Bibliothek der Generationen und der aktuellen Stadtlabor-Ausstellung).
Das Publikum wandert mit
Nach einer kurzen Ansprache im Untergeschoss geht es hoch in den 3. Stock (per Treppen oder Fahrstuhl). Oben sind die jungen Performer:innen, stylisch und überaus vielfältig gekleidet (Kostüme: Anna Sünkel) bereits aktiv. Zu Clubsounds bewegen sie sich tänzerisch wandelnd hin und her (Komposition und Sounddesign: Max Mahlert). Dabei drücken sie gleichsam Neugier und Achtung aus. Denn mit ihren dabei zurückgelehnten Oberkörpern wirken sie, als würden sie der Zukunft, der Welt der Erwachsenen, noch nicht ganz trauen. Ebenso taumeln sie wagemutig nach vorne. Nachdem sie sich mit kurzen Sätzen vorgestellt haben geht es frohgemut singend (Chorische Einstudierung: Christina Lutz) zu den vier Ausstellungsbereichen (Fundamente der Demokratie, Grenzen der Demokratie, Kämpfe der Demokratie und Visionen der Demokratie). Das Publikum wandert mit.
Texte selbst verfasst
An wechselnden Orten werden Fragen gestellt: „Wann ist man deutsch genug?“, „Warum werden Unterschiede in der Gesellschaft als etwas Negatives dargestellt?…
Doch es bleibt nicht bei Fragen. Sie berichten auch von ihren Erfahrungen, zum Beispiel im Job, als Frau in einer Männerwelt oder auch ganz trivial, warum sie auf Fragen nicht antworten konnten (mangels Sprachkenntnisse). Mitunter auch sehr vehement. Divers sind sie auch in ihren Meinungen und Positionen. Wo manche unter einem ständigen Gefühl von Sprachlosigkeit leiden, fühlen sich andere fähig, Blockaden aufzuheben. Auch Mensch und Natur sind ein Thema. Denn es gibt tatsächlich Flüsse, denen zum Schutz juristische Rechte zugesprochen wurden.
Jede(r) bringt seine Individualität sehr schön ein. Und vor allem, die Texte haben die Performer:innen alle selbst verfasst.
Als Zuschauer bekommt man bei Und du bist raus spielerisch und nicht belehrend, einen tieferen Einblick zum vielschichtigen Thema gesellschaftliche Teilhabe und ihrer Probleme.
Markus Gründig, Februar 23
Und du bist raus
Performanceprojekt Junges Schauspiel (ab 14 Jahren)
Kooperation mit dem Historischen Museum Frankfurt
Premiere/Uraufführung: 23. Februar 24 (im Historischen Museum Frankfurt)
Regie und Konzept: Martina Droste
Kostüme: Anna Sünkel
Komposition und Sounddesign: Max Mahlert
Chorische Einstudierung: Christina Lutz
Mit: Ahmad Al Sheikh, Ayman Ben Magahed, Quynh Fahrenwald, Katja Grazerstein, Mila Jarrar, Tessa Jung, Max Klymov, Leander Kupetz, Matteo Schultheis