Erste Soiree des Opernstudios Frankfurt der Spielzeit 2023/24

Erste Soiree des Opernstudios Frankfurt der Spielzeit 2023/24 am 24. Oktober 23 im Holzfoyer der Oper Frankfurt (© Markus Gründig)

Im Holzfoyer der Oper Frankfurt fand jetzt die erste Soiree der Spielzeit 2023/24 des Frankfurter Opernstudios statt. Unter dem Motto »Mir ist so wunderbar« präsentierten die aktuell neun Mitglieder bekannte Arien und Duette der Opernliteratur und einige Kunstlieder.
Wechselt auch die Zusammensetzung des Opernstudios von Spielzeit zu Spielzeit, die hohe Qualität der Darbietungen ändert sich nicht. So war auch dieses 90-minütige Programm nicht nur mit 19 Nummern schon quantitativ vollgepackt. Auch jeder einzelne Vortrag, ob solistisch, im Duo oder im Quartett (wie zum Schluss „Mir ist so wunderbar“ aus Beethovens Fidelio) war ein Erlebnis. Das zahlreich erschienene Publikum spendete viel Applaus.

Die neuen Stipendiat:innen

Neue Stipendiat:innen im Opernstudio der Oper Frankfurt sind die Sopranistin Idil Kutay, die Tenöre Abraham Bretón und Andrew Kim und der Bariton Sakhiwe Mkosana. Letzterem fiel die Ehre zu, die Soiree mit der Auftrittsarie des Figaro („Largo al factotum“) aus Rossinis Il barbiere di Siviglia zu eröffnen. Der aus Südafrika stammende Mkosana sang die ersten Takte vom unteren Bereich des Pausenfoyers, um sodann souverän im Holzfoyer mit Charme und Leidenschaft seine markante und kräftige Stimme vorzustellen. Andächtiger ging er später Torrobas Arie des Rafaels „Amor, vida da mi vida“ aus der Zarzuela Maravilla an.

Die aus der Türkei stammende Sopranistin Idil Kutay stellte sich mit Nannettas Arie „Sul fil d’un soffio etesio” aus Verdis Falstaff vor. Bei dieser Arie sangen ihre Kolleginnen von der Seite die dazugehörigen Chor-Passagen. Kutay nimmt allein mit ihrem herzlichen und sanften Lächeln schon stark für sich ein. Ihre Stimme klingt jugendlich frisch. Sehr schön gestaltete sie Rachmaninoffs Romance „Zdes‘ khorosho“, op. 21, Nr. 7).

Amore pur verkörperte der mexikanisch-spanische Tenor Abraham Bretón bei der Romanze des Javier aus Maravilla, ganz als sei sie ihm auf den Leib geschrieben worden. Auch die Blumenarie des Don José aus Bizets Carmen gab er voller Leidenschaft (die Partie des Don José wird er ab März 24 bei der Wiederaufnahme von Carmen verkörpern). Seine dunkel gefärbte Tenorstimme korrespondiert ideal mit seiner äußeren Erscheinung (schwarzes Haar und Schnurbart).

Schon einige Erfahrungen konnte der südkoreanische Tenor Andrew Kim auf der großen Bühne der Oper Frankfurt machen. Bei der Soiree nahm er mit der Arie „Povero Ernesto…Cercherò lontana terrades“ des Ernesto aus Donizettis Don Pasquale für sich ein (und mit Rachmaninows Romanze „Vesenniye vody“, op. 14, Nr. 11).

Etwas länger im Opernstudio dabei sind die nachfolgenden Sänger:innen:

Die große Spannweite ihrer Stimme und ihr großes Einfühlungsvermögen zeigte beeindruckend die südkoreanische Sopranistin Clara Kim mit Gildas großer Arie „Caro nome“ aus Verdis Rigoletto. Schuberts Lied „Du bist die ruh“ ()op. 59 Nr. 3) erklang bei ihr überaus arienhaft.

Ebenfalls aus Südafrika stammt die Sopranistin Nombulelo Yende. Im Juni nahm sie, als ein von fünf der insgesamt fast 500 Teilnehmer, am Finale des renommierten Wettbewerb BBC Cardiff Singer of the World teil. Auf der Plattform operavision.eu ist das Finale noch bis zum bis 20. Dezember 23 (12:00 Uhr) kostenlos abrufbar (operavision.eu). Mit vornehmer Attitüde präsentierte sie die Arie „Je dis que rien ne m’epouvante“ der Micaëla aus Carmen, (die Partie wird sie neben Kateryna Kasper ab März 24 verkörpern). Ihre besondere Fähigkeit für elegante, weit gespannte Bögen und gemütvolle Momente zeigte sie vor allem mit der Arie „O patria mia!“ der Aida (aus Verdis gleichnamiger Oper).

Aus Österreich stammt die Mezzosopranistin Helene Feldbauer. Ihr angenehmes Stimmtimbre führte sie mit der Arie „Voi che sapete“ des Cherubino aus Mozarts Le nozze di Figaro klangschön vor. Wunderbar sinnlich gestaltete sie Hugo Wolfs Lied „Auf einer Wanderung (Mörike-Lieder Nr. 15).

Ein überaus überzeugendes Gesamtpaket aus sängerischen Fähigkeiten und darstellerischer Präsenz bietet die aus Portugal stammende Mezzosopran Cláudia Ribas. Ihre Arien sind nicht nur ein Vortragen. Als Zuschauer ist man sofort in der Szene und man nimmt am Schicksal ihrer Figur Anteil. Die Sequidilla der Carmen „Près des remparts de Séville“ und das Duo mit Don José gab sie gemeinsam mit Abraham Bretón. Es war ein vor Energie nur so funkelnder Vortrag der beiden. Hochdramatisch wurde es mit der Arie „Acerba voluttà, dolce tortura”der Principessa di Bouillon aus Cilea’s Adriana Lecouvreur.

Auch Bariton Jarrett Porter war schon öfters auf der Bühne zu erleben, sei es im Bockenheimer Depot oder im Opernhaus. Kernig gestaltete er die Arie „Vi mnye pisali – Kodga bi zhizn domashnim krugom“ des Onegin aus Tschaikowskis Eugen Onegin. Eindringlich „I‘ vidi in terra angelici costumi“ aus Liszt Sonetti di Petrarca (Nr.123).

Am Klavier wurden die Stipendiaten begleitet vom für die künstlerische Ausbildung verantwortlichen Felice Venanzoni und der Korrepetitorin Angela Rutigliano (die teilweise auch gemeinsam spielten).

Für den kräftigen Schlussapplaus bedankten sich Stipendiat:innen mit einer gemeinschaftlichen Zugabe: Carmens Arie „L’amour est un oiseau rebelle“ aus der gleichnamigen Oper.

Die Soireen sind längst kein Geheimtipp mehr. Diese war schon länger ausverkauft (trotz großen Platzangebots).
Die nächste Soiree des Opernstudios findet am Dienstag, den 13. Februar 24 statt. Der Vorverkauf dafür startet am Freitag, den 15. Dezember 23.

Markus Gründig, Oktober 23