Die Spielzeit 2023/2024 der Theater Chemnitz wurde vorgestellt

Die Spielzeit 2023/2024 der Theater Chemnitz wurde vorgestellt (© Nasser Hshemi)

Zur Pressekonferenz am 25. Mai 2023 stellten Generalintendant Dr. Christoph Dittrich und sein künstlerisches Team – Ballettdirektorin Sabrina Sadawska, Schauspieldirektor Carsten Knödler, Orchesterdirektorin Stefanie Müller-Lietzau sowie die kommissarische Leiterin des Figurentheaters Friederike Spindler – die fast 30 Premieren und ebenso vielen Konzerte der Spielzeit 2023/2024 vor.

„Wir freuen uns außerordentlich, unserem Publikum heute die neue Saison präsentieren zu dürfen, Zahlreiche gesellschaftliche Herausforderungen stehen vor uns, das Wort ,Krise‘ ist allgegenwartig, die Diskussion oft rau und unversöhnlich. Das Theater möchte mit seinen Mitteln einen Beitrag zur Diskussion leisten, es möchte ein Ort der Begegnung und des Austauschs sein. In allen fünf Sparten gibt es ein breites Angebot, dass Zuversicht vermitteln möchte. Nachdenkliches ist uns genauso wichtig wie Unterhaltsames, Bekanntes wird ergänzt durch Neues, Märchen, Komödie und Drama begegnen sich im Spielplan. Immer im Mittelpunkt aber stehen die Emotionen, die das Wesensmerkmal der Kunst sind und unser Publikum in allen Altersgruppen erreichen sollen“, sagte Dr. Dittrich auf der Pressekonferenz.

Leitungsteam Theater Chemnitz / 2023
(© Nasser Hashemi)

Musiktheater

Im Mittelpunkt des Musiktheaterspielplans stehen zwei Werke, die noch recht jung im Opernrepertoire sind. Zum einen die Filmoper von Bohuslav Martinů „Die drei Wünsche oder Die Launen des Lebens„, die zwar bereits 1928/1929 entstanden ist, doch erst 1971 in Brno uraufgeführt wurde. Ort des Geschehens ist ein Filmstudio mit diversen Zankereien vor und hinter den Kulissen, und wie der Titel schon Verrat, lösen drei Wünsche, die eine undurchschaubare Fee gewahrt, am Ende mehr Chaos als Freude aus. Am 18. November2023 feiert diese Produktion Premiere.

Zum anderen kommt am 27. April 2024 die erst 2021 in Berlin uraufgeführte Opernballade „Sleepless“ von Peter Eötvös auf die Bühne. Eötvös, dessen Opern „Love and Other Demons“ 2009 und „Paradise Reloaded“ 2015 in Chemnitz ihre Deutschen Erstaufführungen erlebten und von Publikum und Presse gefeiert wurden, hat für seine jüngste Musiktheaterschöpfung den Erfolgsroman „Trilogie“ des norwegischen Autors Jon Fosse als Grundlage genommen und erneut ein hochemotionales Werk geschaffen.

Ebenfalls selten in den Spielplanen zu finden ist die Operette „Der Tenor der Herzogin“ von Eduard Künneke (Premiere am 27,Januar2024), worin augenzwinkernd die matriarchalischen Machtstrukturen der Herzoginwitwe Ernestine in ihrem privaten Theater aufs Korn genommen werden. Als Koproduktion mit dem Figurentheater der Theater Chemnitz, in dessen Spielstätte im Spinnbau die Premiere am 7. Oktober 2023 auch stattfindet, entsteht die Inszenierung der Kinderoper „Gold!“ von Leonard Evers und Flora Verbrugge, die das Grimm’sche Märchen „Vom Fischer und seiner Frau” aufgreift und – wie auch Martinů in seiner Filmoper – danach fragt, wie achtsam und maßvoll wir Menschen mit unseren Wünschen umgehen können. Zwei Klassiker des Musiktheaterrepertoires runden den Premierenreigen ab – das Musical „Cabaret„, dessen Premiere coronabedingt verschoben werden musste und nun endlich am 16. September 2023 stattfinden kann, sowie am Ende der Spielzeit Verdis zutiefst berührende Oper „Rigoletto“, zu erleben ab 1. Juni 2024.

Ballett

Das Ballett Chemnitz unter Leitung von Sabrina Sadowska setzt seit mehreren Jahren erfolgreich auf ein vielseitiges Angebot sowohl für Liebhaber:innen des klassischen Balletts als auch für Fans des zeitgenössischen Tanzes. Diese Arbeit mit unterschiedlichen Choreograf:innen und Tanzstilen wird auch in der Saison 2023/2024 fortgesetzt. So werden im zweiteiligen Ballettabend „Kontrapunkte“ das Werk der Choreografen-Ikone Hans van Manen „5 Tangos“ mit Musik von Astor Piazzolla, das seit Ende der 70er Jahre weltweit zum Repertoire großer Companys gehört und noch immer für Furore sorgt, sowie das poetische Tanzstück „Come in“ der ebenfalls international renommierten kanadischen Choreografin Aszure Barton auf der großen Bühne des Opernhauses zu sehen sein. Premiere ist am 9. März 2024.

Ballettdirektorin Sabrina Sadowska widmet sich nach ihrem 2022 konzipierten Ballettabend „Wieso ist die Nase blau?”, der sich mit Leben und Werk des Malers Karl Schmidt-Rottluff beschäftigte, in ihrer aktuellen Kreation erneut einem großen Künstler der Moderne. In „Rhapsody in C“ stellt sie den begnadeten Komponisten George Gershwin in den Mittelpunkt und geht den Stationen seiner Karriere, aber auch den Menschen seines familiären Umfeldes nach. Getragen von Gershwins unsterblicher Musik feiert dieser Ballettabend am 28. Oktober 2023 Premiere.

Die mittlerweile etablierten Formate für zeitgenössischen Tanz – „Showcase“ im Ballettsaal des Opernhauses sowie „Made in Chemnitz” innerhalb des Tanzfestivals TANZ|MODERNElTANZ erfahren in der Spielzeit 2023/2024 ihre spannenden Fortsetzungen.

Robert-Schumann-Philharmonie

Die Robert-Schumann-Philharmonie präsentiert sich mit einer Vielfalt von Konzertangeboten, die von großer Sinfonik über Familienkonzerte und Kammermusik bis hin zu zahlreichen Sonderkonzerten reichen. Die Sinfoniekonzerte, seit Jahrzehnten im Großen Saal der Stadthalle Chemnitz beheimatet, sind in dieser Saison thematisch aufgestellt und tragen so poetische Titel wie „Naturgewalten”, „Aus 1001 Nacht” oder auch „Magische Machte“.

Das 3. Sinfoniekonzert namens „Zeit für Wünsche“ (6. und 7. Dezember 2023) lädt die Konzertbesucheninnen im Vorfeld ein, online oder per Postkarte eine Wunschsinfonie von Brahms, Dvofak oder Mendelssohn Bartholdy auszuwählen, die dann im 2. Konzertteil erklingen wird. Das „Ohrenkino“-Sinfoniekonzert (7. und 8. Februar 2024) wiederum hält Werke berühmter Filmmusikkomponisten wie John Williams bereit.

Höhepunkte der Sinfoniekonzert-Saison stellen zweifellos zwei Veranstaltungen dar, die es in dieser Form in Chemnitz bisher nicht gegeben hat. Zum einen das 6. Konzert „Sinfonie der Tausend“ (6. und 7. März 2024) mit Mahlers berühmter Achter, die ihren Beinamen aufgrund der immensen Orchester-, Solist:innen- und Chorbesetzung erhielt. So werden neben dem Opernchor der Theater Chemnitz auch der Knabenchor der Jenaer Philharmonie, der Philharmonische Chor Jena und der Monteverdichor Würzburg zu erleben sein. Die Robert-Schumann-Philharmonie musiziert gemeinsam mit der Jenaer Philharmonie, die zugleich Kooperationspartner für dieses Ereignis ist.

Zum anderen das 9. Sinfoniekonzert mit dem Titel „Mosty musyczny – Musikalische Brücken“ (5. und 6. Juni 2024), das dem 50-jahrigen Jubiläum der Städtepartnerschaft Chemnitz – Lódz gewidmet ist und neben Bruckners 5. Sinfonie zwei Werke der in Lodz geborenen und hierzulande kaum bekannten Komponist:innen Grazyna Bacewicz und Alexandre Tansman beinhaltet.

Die Kammerorchester-Reihe „Klasse Klassik!“ geht inzwischen in ihre siebente Spielzeit und hat längst ein interessiertes Stammpublikum gewonnen. Diese Konzerte finden stets an ganz unterschiedlichen Aufführungsorten statt – in dieser Saison unter anderem im Industriemuseum Chemnitz, in der Kreuzkirche Chemnitz sowie in der Technischen Universität Chemnitz.
Der Außerirdische ROB wird in vier kurzweiligen Familienkonzerten erneut mit der Robert-Schumann-Philharmonie auf musikalische Entdeckungstour gehen und bei einem familienfreundlichen Eintrittspreis von 8,- € pro Person Groß und Klein begeistern.

Außergewöhnliche Sonderkonzerte wie etwa „Uwaga! Beethoven Express“ mit Originalen und Fälschungen von und über Ludwig van Beethoven, „Von Mambo bis Tango“ als spritziger Neujahrsgruß oder auch „Die Goldenen Zwanziger“ mit Charleston, Foxtrott und Swing sowie die traditionellen Kammermusikabende runden das Konzertangebot der Saison 2023/2024 ab.

Schauspiel

13 Premieren, davon sechs auf der Großen Bühne, sechs im Ostflügel und die sommerliche Open-Air-Produktion auf der Küchwaldbühne, hat Schauspieldirektor Carsten Knödler für seine Sparte vorbereitet, die nunmehr ihre erste vollständige Spielzeit in der Interimsspielstätte Spinnbau absolviert hat und mittlerweile gut in der neuen Heimstatt angekommen ist Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ kommt im dritten Anlauf nach pandemiebedingten Verschiebungen am 15. September 2023 endlich auf die Chemnitzer Bühne. Meisterhaft verstand es der früh verstorbene Autor, zwei halbwüchsige Außenseiter zu den Helden eines durchgedrehten Road-Movies zu machen, welches seit mehr als zehn Jahren Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen in den Bann zieht.

Es folgen am 7. Oktober 2023 Kleists Lustspiel „Der zerbrochene Krug„, das in Kooperation mit dem Kleist Forum Frankfurt (Oder) entsteht und wenige Tage später bei den dortigen Kleist»Festtagen gastieren wird, sowie am 27. Januar 2024 Sophokles‘ Tragödie „Antigone“ um das unauflösbare Dilemma zwischen individuellem Rechtsempfinden und staatlicher Gesetzgebung, das auch 2500 Jahre nach Sophokles‘ Lebenszeit die Menschen noch immer vor eine Zerreißprobe stellt. Mit „Die Goldberg-Variationen“ kommt am 9. März 2024 Altmeister George Tabori zu Wort, der sich in diesem Werk voll liebevoller Ironie mit dem Theater auf dem Theater beschäftigt. Cervantes Meisterwerk „Don Quijote“ bringt Schauspieldirektor Carsten Knödler am 20. April 2024 auf die Bühne und setzt dem „Ritter von der traurigen Gestalt“, der sich einfach weigert, an das Böse im Menschen zu glauben, ein Denkmal.

Als Stücke für die ganze Familie locken ab 25. November 2023 das Weihnachtsmärchen „Jorinde und Joringel“ nach den Brüdern Grimm in den Spinnbau sowie Astrid Lindgrens „Pippi auf den sieben Meeren“ ab 8. Juni 2024 auf die Küchwaldbühne.

Der Ostflügel ist wie immer kleinen, feinen Kammerstücken vorbehalten. Am Anfang der Spielzeit stellt sich traditionsgemäß das neue Schauspielstudio vor, diesmal mit Elfriede Jelineks „Prinzessinnendramen (Der Tod und das Mädchen I – V)”. Premiere ist am 29. September 2023. Knapp zwei Wochen zuvor, am 10. September 2023, startet die Ostflügelsaison mit der Kriminalkomödie „Die Affäre Rue de Lourcine” von Eugène Labiche, einem irrwitzigen Verwechslungs- und Versteckspiel um einen mysteriösen Mordfall. Mit dem Stück „Angstmän“ von Hartmut El Kurdi öffnet sich ab 14. Oktober 2023 der Ostflügel als Mutmacher für junge Menschen ab acht Jahren. Eine wunderbare, dennoch schonungslose Hommage an die eigene Mutter ist Edouard Louis‘ Roman „Die Freiheit einer Frau“, als Bühnenstück ab 8. März 2024 zu sehen. Die Legende um das berühmte Gangsterpaar Bonnie und Clyde inspirierte den Autor Thomas Richhardt zu seinem gleichnamigen Stück, in dem drei Junge Menschen der heutigen Generation auf der Suche nach Abenteuer und Lebenssinn im Mittelpunkt stehen. Premiere ist am 19, April 2024. Die sechste Ostflügelproduktion ist derzeit noch nicht benannt.

Figurentheater

Auch das Figurentheater hat seine erste komplette Spielzeit in der Interimsspielstätte Spinnbau hinter sich und weiß die Bedingungen sehr zu schätzen, verfügt die kleinste der fünfsparten der Theater Chemnitz doch über eine großzügige Bühne und ein eigenes Foyer, in dem sich Groß und Klein wohlfühlen. Ein Rechercheprojekt der besonderen Art hat am Ende der Saison Premiere, zieht sich aber als theaterpädagogisches Angebot durch die gesamte Spielzeit. Ab Herbst 2023 will das Regieteam gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen auf die Suche danach gehen, was eine lebens- und liebenswerte Stadt ausmacht, wie sie gestaltet werden kann, wohin der Weg führen soll. Unter dem Titel „Meine Stadt – deine Stadt” kommt das Ergebnis der Recherche dann im Frühsommer 2024 auf die Bühne. Eröffnet wird der Premierenreigen am 9. September 2023 mit der „Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor„. Martin Baltscheid erzählt auf berührende und witzige Weise vom einst besten Jäger des Waldes, der im Alter an Demenz erkrankt und allmählich seine Fahigkeiten und Erinnerungen verliert. Es folgen die Kinderoper„Gold!“ als Koproduktion mit dem Musiktheater Chemnitz (Premiere am 7. Oktober 2023) sowie der Grimmsche Märchenklassiker „Rumpelstilzchen“ (Premiere am 25. November 2023). Mit „Bilder deiner großen Liebe“ steht ab 2. März 2024 ein weiteres Werk von Wolfgang Herrndorf auf dem Spielplan. Während die Zuschauer:innen der Schauspielproduktion „Tschick“ das Mädchen Isa nur flüchtig kennenlernen, steht sie hier im Zentrum des Geschehens. Herrndorfs letzte und unvollendet gebliebene Romanfigur rnäandert als Ausreißerin durch Landschaften und Leben, entzieht sich gefälligen Zuschreibungen und verblüfft durch scharfe Beobachtungsgabe und hohes Einfühlungsvermögen. Das Stück „Die zweite Prinzessin“ von Gertrud Pigor über kleine und große Geschwister ergänzt im Frühjahr 2024 das Premierenangebot des Figurentheaters.

Service

Informationen zum vollständigen Programm der Spielzeit 2023/2024 finden sich unter theater-chemnitzde.

Die Tickets für die Vorstellungen und Konzerte sind online unter theater-chemnitz.de, telefonisch unter 03714000-430 und in der Vorverkaufsstelle Markt1 buchbar.

Ebenso sind die aktuellen Spielzeithefte und Konzertvorschauen für die neue Saison in der Vorverkaufsstelle Marktl und in den Spielstatten der Theater Chemnitz kostenfrei erhältlich. Beide Hefte stehen auch online zum Download bereit.