Deutsch-ungarischer Liederabend mit Corinna Scheurle im Holzfoyer der Oper Frankfurt

Corinna Scheurle (© Johannes Xaver Zepplin)

In der Oper Frankfurt fand jetzt der zweite Abend der Reihe „Lieder im Holzfoyer“ statt. Auf Elena Villalón im Februar, folgte die Mezzosopranistin Corinna Scheurle.

Hauptsächlich wird diese Reihe von Mitgliedern des Ensembles oder Stipendiaten des Opernstudios gestaltet. Doch Corinna Scheurle zählt zu keiner dieser Gruppen. Zumindest nicht der, der Oper Frankfurt. Die junge Sängerin ist seit der Spielzeit 2021/22 Ensemblemitglied am Staatstheater Nürnberg.

Neues Album „Schwarze Erde“

Am 4. April 24 erscheint ihr neues Album „Schwarze Erde“ (Label: Solo-Musica in Zusammenarbeit mit BR-Klassik). Sie hat es gemeinsam mit der Berliner Pianistin Klara Hornig aufgenommen. Teile daraus präsentierten die beiden bei Ihrem Debüt an der Oper Frankfurt. Darunter Lieder der ungarischen Komponisten Béla Bartók und Zoltán Kodály und von Robert Schumann. Zusätzlich werden sich auf dem Album Vier Lieder von Alban Berg (Op. 2) befinden.

Corinna Scheurles anspruchsvolles und großes Programm für den Liederabend bestand aber nur zur Hälfte aus Liedern Ihres neuen Albums. Dazu trug sie Lieder von Richard Strauss und Johannes Brahms vor (letzterem widmet die Festivalsaison 2024 des Heidelberger Frühlings einen Saisonschwerpunkt). Mit ihrer durchdringenden und kraftvollen Stimme hätte Sie den Liederabend auch ohne Probleme im Opernhaus geben können.

„Schwarze Erde“ steht für das Ende, den Verlust und den Tod. Gleichsam aber auch für einen Neubeginn, für Aufbruch und Hoffnung. Entsprechend gab es viel Melancholisches zu hören, das von heiter, bewegten Liedern immer wieder durchbrochen wurde. Dazu war sie farblich passend gekleidet (schwarze teiltransparente Tüllbluse auf grüner Hose).

Stimme mit vielen Nuancen

Für den Liederabend hatte sich Corinna Scheurle vorbildlich vorbereitet. Alle 28 Lieder trug sie frei und mit vorbildlicher Textverständlichkeit vor. Dabei glänzte sie mit den vielen Nuancen und Ausdrucksmöglichkeiten ihrer Stimme.

Ungarische Kunstlieder sind bei Liederabenden eine Rarität. Umso schöner, sie nun einmal hören zu können. Mit fünf kurzen Liedern aus Acht ungarische Volkslieder von Béla Bartók setzte sie gleich zu Beginn eine starke Marke. Im Tempi und Lautstärke sehr unterschiedlich, haben sie eine ganz spezielle Klangfarbe. Länger, voll inniger Kontemplation und melodischer Kraft waren im zweiten Programmteil drei Lieder aus Zoltán Kodálys Zyklus „Verspätete Melodien“.

Egal ob Brahms, Schumann oder Strauss, jedes vorgetragene Lied gestaltete Corinna Scheurle mit vielen Nuancen. Und wechselte im Ausdruck professionell zwischen den unterschiedlichen Stimmungen. Von Richard Strauss präsentierte sie zwei Liedblöcke. Zunächst einen mit bekannten (wie „Zueignung“ oder „Morgen“), im zweiten Teil dann mit eher selten zu hörenden Liedern (wie „Lob des Leidens“ oder „Aus den Liedern der Trauer“).

Die großen Gefühle die mit Verlust und Tod einhergehen, bekräftigte auch Klara Hornig am Klavier mit einem oftmals sehr vehementen Spiel (obwohl der Flügel nur auf kleiner Öffnung gestellt war).

Das Publikum zeigte sich am Ende begeistert.
Als Zugabe gab es von Richard Strauss „Die Nacht“ (Op. 10, No. 3).

Markus Gründig, März 24


Den nächsten Abend dieser Reihe wird am 17. April 24 der Bariton Liviu Holender gestalten.