Oper Frankfurt: »Die lustige Witwe« ist zurück

Die lustige Witwe ~ Oper Frankfurt ~ Hanna Glawari (Kirsten MacKinnon) und Tänzer (© Barbara Aumüller ~ www.szenenfoto.de)

Heiterkeit und Trübsinn liegen in Claus Guths gefeierter Inszenierung des Operettenklassikers Die lustige Witwe (von Franz Lehár) eng beieinander. Ohne auf große Tanz- & Ensemblenummern (inklusive Cancan), Tamburizzakapelle und folkloristische Elemente zuverzichten, vermittelt er in seiner Inszenierung die Liebesgeschichte zwischen der steinreichen Hanna und dem Lebemann Danilo als authentisch wirkendes Liebesdrama (was dann schon fast einer Tragödie, denn einer Komödie, nahekommt). Die Inszenierung hatte im Mai 2018 Premiere und wurde jetzt, mit teilweise anderen Besetzungen, zum ersten Mal wiederaufgenommen. Von ihrem Charme hat diese Witwe nichts eingebüßt.


Die lustige Witwe
Oper Frankfurt
Hanna Glawari (Kirsten MacKinnon) und Graf Danilo Danilowitsch (Christoph Pohl)
© Barbara Aumüller ~ www.szenenfoto.de

In der Titelrolle ist nun die gebürtige kanadische Sopranistin Kirsten MacKinnon zu erleben (alternierend mit Juanita Lascarro), da Marlis Petersen, die Hanna aus der Premierenserie, frühzeitig krankheitsbedingt absagen musste. Nachdem sie sich dem Frankfurter Publikum in der vergangenen Spielzeit als Ines in Meyerbeers L’Africaine vorgestellt hat, gehört Kirsten MacKinnon seit dieser Spielzeit zum Ensemble der Oper Frankfurt. Auf Deutsch zu singen ist für sie nicht neu, war sie hier inzwischen doch auch als Gräfin Madeleine (Strauss´ Capriccio) und Erste Dame (Mozarts Zauberflöte) verpflichtet. Als Hanna Glawari spricht sie nun zudem mit „pontevedrinischem“ Dialekt, glänzt dabei auf voller Linie mit einer starken schauspielerischen Präsenz und anmutigem Gesang. Sind Marlis Petersens und Kirsten MacKinnons Verkörperungen der Hanna Glawari recht ähnlich, fällt die Figur des Grafen Danilo Dailowitsch schon etwas unterschiedlich aus. Auf die markante und leicht verwegene Interpretation von Iurii Samoilov in der Premierenserie, folgt jetzt Christoph Pohl, der den Danilo als gestandenen Junggesellen („Verliebe dich oft, verlobe dich selten,heirate nie“) mit baritonalem Wohlklang und leicht väterlicher Attitüde gibt. Er ist seit 2005 Ensemblemitglied der Dresdner Semperoper und erstmals an der Oper Frankfurt zu Gast.


Die lustige Witwe
Oper Frankfurt
Valencienne (Elizabeth Reiter) und Camille de Rosillon (Matthew Swensen)
© Barbara Aumüller ~ www.szenenfoto.de

Neu im Ensemble ist auch der Tenor Matthew Swensen, der den Buffo-Charakter des in Valencienne verliebten Camille de Rosillon vortrefflich und mit viel Schmelz in der Stimme verkörpert (zudem mit klasse Spitzentönen). Selbst in kleinerer Rolle sehr präsent ist Sebastian Geyer als pontevedrinischer Konsul Bogdanowitsch. Doch auch alle weiteren SängerInnen sind mit großer Spielfreude, überwiegend erneut, dabei: Barnaby Rea (als überzogen gespielter Baron Mirko Zeta), Elizabeth Reiter (als dessen kokettierende und koloraturensichere Ehefrau Valencienne), Theo Lebow und Michael Porter (als heiteres Duo Vicomte de Cascada und Raoul de St. Brioche), Dietrich Volle (Kromow), Franz Mayer (Pritschitsch), Margit Neubauer (Praskowia), Angela Vallone (Sylviane) und Kelsey Lauritano (vom Opernstudio; Olga). Wieder mit dabei sind auch Schauspieler Klaus Haderer (sich sorgender Njegus /gestresster Regisseur), der in Hanna unglücklich verliebte Rosenkavalier (Solorepetitor Mariusz Kłubczuk) und das Filmteam (Kameramann: Stefan Biaesch; Scriptgirl: Vanessa Schwab).

Das hohe Niveau der Aufführung wird vom gut gelaunten Chor (Einstudierung: Markus Ehmann), dem agilen Tanzensemble und dem klangstark aufspielenden Frankfurter Opern- und Museumsorchesterunter der Leitung von Hartmut Keil bestens ergänzt.

Am Ende sehr viel Applaus für einen beglückenden und heiteren Abend mit melancholischer Note.


Markus Gründig, Dezember 18


Die lustige Witwe
Operette in drei Akten von Franz Lehár
1. Wiederaufnahme an der Oper Frankfurt: 15. Dezember 18

Musikalische Leitung: Hartmut Keil
Regie: Claus Guth
Bühnenbild und Kostüme: Christian Schmidt
Leitung der szenischen Wiederaufnahme: Axel Weidauer, Nina Brazier
Choreografie: Ramses Sigl
Einstudierung Tanz: Gal Fefferman
Licht: OlafWinter
Chor: Markus Ehmann
Dramaturgie: KonradKuhn

Besetzung:

Graf Danilo Danilowitsch: Christoph Pohl
Hanna Glawari: Kirsten MacKinnon / Juanita Lascarro
Baron Mirko Zeta: Barnaby Rea
Valencienne: Elizabeth Reiter / Florina Ilie *
Camille de Rosillon: Matthew Swensen
Vicomte de Cascada: Theo Lebow
Raoulde St. Brioche: Michael Porter
Bogdanowitsch: SebastianGeyer
Sylviane: Angela Vallone
Kromow: Dietrich Volle
Olga: Kelsey Lauritano *
Pritschitsch: Franz Mayer
Praskowia: Margit Neubauer
Njegus / Regisseur: Klaus Haderer
Ein Pianist: Mariusz Kłubczuk
Ein Kameramann: Stefan Biaesch
Ein Scriptgirl: Vanessa Schwab
Tänzerinnen / Grisetten: Gal Fefferman, Evie Poaros, Hannah Dewor, Madeline Ferricks-Rosevear, Marleen Jakob, Nami Miwa, Johanna Berger, Kazia Kizior
Tänzer: Manuel Gaubatz, Rouven Pabst, Volodymyr Mykhatskyi, Andreas Bach, Andrew Cummings, Challenge Gumbodete, Kamil Mrozowski

Chor der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester


*Mitglied des Opernstudios

www.oper-frankfurt.de