Sie zählen zu den großen unvergessenen Stars des 20. Jahrhunderts: Marlene Dietrich (1901 – 1992) und Edith Piaf (1915-1963). Die eine wurde durch die Rolle der Varietésängerin Lola Lola im Film Der blaue Engel weltberühmt, die andere sang sich als „Spatz von Paris“ in die Herzen des Publikums.
Nach einer Idee von David Winterberg haben Daniel Große Boyman und Thomas Kahry diese schillernden und gegensätzlichen Persönlichkeiten in dem Theaterstück „Spatz und Engel zusammengebracht. Seit nunmehr 10 Jahren wird es landauf und landab erfolgreich gespielt.
Burgfestspiele Bad Vilbel
Edith Piaf (Tina Podstawa), Marlene Dietrich (Antje Rietz)
© Eugen Sommer
Eine Freundschaft zwischen Marlene Dietrich und Edith Piaf gab es tatsächlich. Die erzählte Geschichte ist jedoch fiktiv. In erster Linie ist es eine Hommage an ihre großen Chansons, also fast schon ein Jukebox-Musical (auch wenn es als „Theaterstück mit Musik“ kategorisiert ist). Die Handlung beginnt 1948 in New York, wo sich die beiden erstmals begegnen. Dadurch, dass die bereits groß gefeierte Marlene die in den USA noch unbekannte Edith bei Konzerten anmoderierte, schafft auch sie den Durchbruch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ihre jeweiligen charakterlichen Besonderheiten werden klar herausgestellt. Auf Seiten der Dietrich vor allem eine vornehme, sich stets unter Kontrolle haltende Künstlerin, und auf Seite der Piaf eine labile, unter enormen Druck stehende, Publikums-, Alkohol- und Drogensüchtige begnadete Sängerin, die ihr Leben in vollen Zügen genießen will.
Burgfestspiele Bad Vilbel
Ensemble
© Eugen Sommer
Für die musikalische Unterstützung sorgen am E-Piano Horst Maria Merz (auch musikalische Leitung und in der Rolle des tragisch verunglückten französischen Profiboxers und Weltmeisters im Mittelgewicht Marcel Cerdan) und Vassily Dück am Akkordeon. Für die szenische Bebilderung lässt Regisseur Ulrich Cyran die zahlreichen Nebenrollen von Alexandra Hacker und Henning Kallweit mit starkem körperlichen und mimischen Einsatz spielen. Sie bereichern die Szenen ungemein, sei es als Ansager, Kellner, Passanten, Manager oder Pflegepersonal.
Die karg gehaltene Bühne besteht aus einem geschwungenen großen Laufsteg und einer großen Rückwand. Die sich stets auf ihre Stimme fokussierende Edith Piaf trägt die ganze Zeit über ein eher schlichtes schwarzes Kleid. Für Glanz und Bewunderung sorgen die Kleider, Überwürfe und Mäntel der Marlene Dietrich (Ausstattung: Dorothea Mines).
Burgfestspiele Bad Vilbel
Ensemble
© Eugen Sommer
Beide Hauptfiguren werden von Antje Rietz (Marlene Dietrich) und Tina Podstawa (Edith Piaf) ganz famos gespielt (mitsamt den typischen Gesten und Mimiken). Antje Rietz zeigt nebenbei auch artistisches Geschick, wenn sie kurzerhand mal auf den Händen läuft. Die unsterblichen Songs wie „Wenn die beste Freundin“, „Padam, padam“, „Frag nicht, warum ich gehe“, „Sag mir, wo die Blumen sind“, „Milord“, „La vie en rose“ und „Non, je ne regrette rien“ kommen, neben einigen weniger bekannten, alle intensiv dargeboten zu Gehör.
Wenn am Ende die gealterte Marlene sich ihrer kleinen Freundin Edith erinnert, besticht sie mit dem sanften „I Wish You Love“.
Bei der besuchten zweiten Vorstellung gab es intensiven, lautstarken Applaus und Standing Ovations, für die sich das Team mit drei Zugabenummern bedankte.
Markus Gründig, Juni 23
Spatz und Engel
Theaterstück mit Musik
Von: Daniel Große Boyman & Thomas Kahry
Nach einer Idee von: David Winterberg
Uraufführung: 17. September 2013 (Wien, Burgtheater)
Premiere bei den Burgfestspielen Bad Vilbel: 17. Juni 23
Besuchte Vorstellung: 18. Juni 23
Regie: Ulrich Cyran
Musikalische Leitung: Horst Maria Merz
Ausstattung: Dorothea Mines
Choreografie: Isabella Clara Arndt
Produktionsdramaturgie: Ruth Schröfel
Regieassistenz: Janine Schwarze
Besetzung:
Marlene Dietrich: Antje Rietz
Edith Piaf: Tina Podstawa
Frau: Alexandra Hacker
Mann: Henning Kallweit
Pianist: Horst Maria Merz
Akkordeonist: Vassily Dück
kultur-bad-vilbel.de
