Unter dem Motto „The Past is Tense, the Future Perfect“ („Die Vergangenheit ist angespannt, die Zukunft perfekt“) startete das English Theatre Frankfurt die Spielzeit 2022/23. An deren Ende, im Juni 2023, ist auch die Gegenwart angespannt. Denn das Drama um den Standort des Hauses am angestammten Platz ist noch immer nicht geklärt.
Umso mehr fand die letzte Premiere der Spielzeit eine öffentliche Beachtung. Zur Premiere konnte Intendant Daniel Nicolai zahlreichen Generalkonsule und Konsule aus Indien, Irland, Kolumbien, der Türkei und den USA begrüßen. Dazu aber auch die Fernsehmoderatorin, Autorin und Schauspielerin Sonja Kraus. 2008 stand sie im English Theatre Frankfurt in Jefrey Hatchers A Picasso selbst auf der Bühne. Als ein wichtiges Zeichen der Politik waren auch die Frankfurter Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig und der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (mit Gattin Chrisovalandou) zu Gast.
English Theatre Frankfurt
Man (Mark Pinkosh), Jamie (Oliver Nazareth Aston)
© Martin Kaufhold
Überraschende Wendungen
Nach Tennesse Williams ernstem Suddenly Last Summer wird mit Sean Grennans Now and Then zum Saisonausklang eine bewegende Liebeskomödie gespielt. Das Stück ist erstmals in Europa zu sehen. Es handelt von dem Pianisten und Mittdreißiger Jamie, der in einer einfachen Bar arbeitet (Grannan dachte dabei an Chicago, da er dort einst selbst in einer Bar gejobbt hat). Als die Bar zu später Stunde eigentlich gerade geschlossen wird, tritt ein älterer, lebenserfahrener Mann ein. Es entwickeln sich intensive Gespräche. Jamies Freundin kommt dann auch noch hinzu und es gibt ein verlockendes Angebot… Mehr soll an dieser Stelle nicht gespoilert werden, denn die Geschichte bietet einige überraschende Wendungen.
English Theatre Frankfurt
Abby (Annabelle Terry), Jamie (Oliver Nazareth Aston)
© Martin Kaufhold
Fehler, die gerne rückgängig gemacht würden
Im Kern geht es um die Frage, welchen Wert wir der Liebe in unserem Leben einräumen und um Entscheidungen für oder gegen jemanden. Grennan wurde durch das Wort Enouement inspiriert. Dabei geht es um eine gewisse Melancholie und um die Unfähigkeit vom jetzigen Stand der Erkenntnis, zu seinem jüngeren Ich zu sprechen. Was ist Vorbestimmung, was ist Schicksal? Und was wäre, wenn fehlerhafte Entscheidungen in der Vergangenheit nicht getroffen worden wären?
Lebhafte Inszenierung
Was sich etwas abstrakt anhört, kommt in der lebhaften Inszenierung von Natasha Rickman einfach und sehr unterhaltsam rüber. Alle vier Darsteller:innen sind erstmals am English Theatre Frankfurt zu Gast und sie sind gut zu verstehen. Mark Pinkosh (Mann) ist sogar ein Frankfurter Bub, ist er doch hier geboren worden. Den Feierabendstörer gibt er zunächst sehr nonchalant. Tritt seine Frau hinzu, ändert sich das schnell. Diese gibt wandelbar, von echauffiert bis distinguiert, Bryonie Pritchard. Oliver Nazareth Aston ist ein sympathisch wirkender junger Jamie, der zunehmend an fest geglaubter Sicherheit verliert. Emotional und entscheidungsfreudig ist die Abby der Annabelle Terry. Die Einheitsbühne von Ryan Dawson (auch Kostüme) zeigt eine typische US-amerikanische Bar im 1980er-Jahre Stil, mitsamt Arcade-Spiel- und Jukebox-Automaten.
Am Ende dieser letzten Premiere in der laufenden Spielzeit gab es sehr viel Applaus für alle Beteiligten.
Markus Gründig, Juni 23
Infos zur neuen Spielzeit finden sich hier.
Now and Then
A magical romantic comedy
Von: Sean Grennan
Uraufführung: 12. Juni 2018 (Fish Creek/Wisconsin/USA, Peninsula Players Theatre)
Premiere /Europäische Erstaufführung am English Theatre Frankfurt: Samstag, 17. Juni 23
Regie: Natasha Rickman
Kostüme- und Bühnendesign: Ryan Dawson
Lichtdesign: Jane Lalljee
Sounddesign und Komposition: Lex Kosanke
Musikalische Leitung: Mal Hall
Cast:
Jamie: Oliver Nazareth Aston
Man: Mark Pinkosh
Woman: Bryonie Pritchard
Abby: Annabelle Terry
Gespielt wird täglich außer montags bis zum 21. Juli 23
1. Akt: 55 Minuten
Pause: 20 Minuten
2. Akt: 45 Minuten
english-theatre.de
