Pourquoi pas?
Ein junger Mann, eine viel ältere Frau. Der Spaß am Sex mit A., der ihr Sohn sein könnte. Der der abgetriebene Fötus hätte sein können, den sie 1963 in der Hand hält und sich fragt: Wohin jetzt damit?
IN DER LIEBE UND DER LUST HATTE ICH NICHT DAS GEFÜHL, MEIN KÖRPER UNTERSCHEIDE SICH GRUNDSÄTZLICH VON DEM EINES MANNES schreibt Annie Ernaux, geboren 1940.
Und doch verblutet sie fast, als sie die Nabelschnur durchtrennt, um die eingepflanzte Saat loszuwerden. Um ihre Autonomie zu behalten. Um nicht den Weg ihrer proletarischen Mutter zu gehen. Um die Straße weiter fortzuschreiten, irgendwann SCHAMLOS zu werden.
Die durchtrennten Nabelschnüre und die Gefahr des Verblutens sind der Boden für Ernaux’ Texte, die so ganz lakonisch klingen, als wäre sie so ganz nicht beteiligt am widerfahrenen Leben.
Wie eine über sich selbst kreisende Drohne beschreibt sie sich, fast mit Antipathie sich selbst gegenüber. Eine Auto-Batterie, die sich auflädt an ihrer Begierde, bis sie auch den jungen Geliebten abtreibt, um die erste Seite eines Buchs zu beginnen: Endlich schreiben. Und der frohe Blick auf stehengebliebene Uhren – als würde dadurch auch die Zeit stillstehen.
Aufhören zu Altern. Ein Traum.
Annie Ernaux. DER JUNGE MANN / DAS EREIGNIS
Premiere: Freitag, 22. April 24 (Naxos Halle FFM)
Regie, Textfassung, Bühne: Michael Weber
Kostüme: Paula Kern
Lichtdesign: Simon Möllendorf
Regieassistenz: Muawia Harb
Darstellerinnen: Birgit Heuser, Hannah Bröder
Tänzer: Andreas Bach
theater-willypraml.de