Welche Kraft kann eine Intrige entfalten? Giuseppe Verdis große Oper Otello zeichnet mit höchster klanglicher Intensität eine soghafte Tragödie und ein psychisches Decrescendo des Protagonisten: Der rachsüchtige Jago überzeugt Otello, Statthalter Venedigs auf Zypern, von der Untreue seiner Frau. Blindwütig und getrieben von Eifersucht, verschließt Otello Augen und Ohren gegen alle Stimmen der Vernunft …
Die südafrikanische Regisseurin Victoria Stevens inszeniert das musikalische Drama am Staatstheater Mainz und bringt ihre Herkunft und Kindheitserlebnisse im Apartheids-Regime mit in die Arbeit ein. Sie erzählt Otello in einer Grundstimmung von ziviler Unruhe und zeigt eine Gesellschaft im Kriegszustand: Vererbte Klassenkonflikte, Kriege und Traumata haben die Figuren geprägt und zersetzt. Ein System von Hass und Unterdrückung hat sich in sie eingeschrieben. Auch Otello hat eine Vergangenheit im Militärtraining, seine Erlebnisse, Taten und Wunden isolieren ihn, entfremden ihn von seiner Frau Desdemona und machen ihn angreifbar für Jagos Intrige.
Victoria Stevens setzt in ihrer Inszenierung mit Opernensemble, Orchester, Opernchor, Extrachor und Statisterie auf große Bilder und kraftvolle Bewegungen. Die sinnliche Bühne von Anna-Sofia Kirsch mit einem kunstvollen, zentralen monolitischen Element verstärkt die Ungleichheit und Isolation der gesellschaftlichen Konstellationen. Videoprojektionen von Lukas Eicher, die in Mainz und Kapstadt entstanden sind, geben Einblicke in die Hintergrundgeschichten der Figuren.
Otello
Oper in vier Akten
Von: Giuseppe Verdi (1813-1901)
Libretto: Arrigo Boito (nach dem gleichnamigen Schauspiel Othello von William Shakespeare)
Uraufführung: 5. Februar 1887 (Mailand, Teatro alla Scala)
Premiere am Staatstheater Mainz: Samstag, 23. März 24 (Großes Haus)
Musikalische Leitung: Hermann Bäumer
Inszenierung: Victoria Stevens
Bühne: Anna-Sofia Kirsch
Kostüme: Charlotte Werkmeister
Video: Lukas Eicher
Dramaturgie: Elena Garcia Fernandez
Besetzung:
Otello: Antonello Palombi
Jago: Ivan Krutikov
Cassio: Jaesung Kim / Mark Watson Williams
Roderigo: Collin André Schöning
Lodovico: Derrick Ballard
Montano: Tim Lukas Reuter
Araldo: Seok-Gill Choi
Desdemona: Selene Zanetti / Lauren Margison
Emilia: Verena Tönjes / Karina Repova
Statisterie des Staatstheater Mainz
Chor und Extrachor des Staatstheater Mainz
Philharmonisches Staatsorchester Mainz
Weitere Vorstellungstermine: 31.3., 10.4., 21.4., 4.5., 12.5., 17.5., 31.5., 15.6.
staatstheater-mainz.com
