Oper Frankfurt zauberhaft mit Benjamin Brittens »A Midsummer Night’s Dream« im Bockenheimer Depot

A Midsummer Night's Dream ~ Oper Frankfurt ~ Oberon (Cameron Shahbazi) ~ © Monika Rittershaus

Feen und ein Zauberwald, ein Streit zwischen Oberon und Tytania, dazu der Kobold Puck, zwei junge Liebespaare und eine Handwerkertruppe, all dies sind untrügliche Zeichen für Shakespeares Ein Sommernachtstraum. Die Komödie kann sich ungebrochener Popularität erfreuen. Sie wurde vielfach adaptiert. So auch vom britischen Komponisten Benjamin Britten (1913 – 1976), der aus der fünfaktigen Schauspielvorlage eine dreiaktige Oper schuf (das Libretto gemeinsam mit seinem Lebenspartner Peter Pears).

A Midsummer Night’s Dream
Oper Frankfurt
v.l.n.r. Hermia (Tamara Gura), Helena (Monika Buczkowska), Lysander (Michael Porter) und Demetrius (Danylo Matviienko)
© Monika Rittershaus

Die Oper Frankfurt zeigt sie jetzt in einer Neuinszenierung von Brigitte Fassbaender im Bockenheimer Depot. Mit dem Werk ist die Regisseurin bestens vertraut, ist es doch bereits ihre vierte Inszenierung von A Midsummer Night’s Dream, wie die Oper im Original heißt. Detailverliebt nimmt Fassbaender das Publikum mit in das Reich der Feen und beschert ihm drei zauberhafte Stunden. Zwar gibt es auch einen intensiven Streit, Verwirrungen und Verletzungen, doch im Vordergrund steht eine Geschichte, die stets aufs Neue bewegt und die Herzen rührt. So verzichtet Fassbaender auf eine Neudeutung und erzählt die Geschehnisse im Zauberwald pur und mit viel Herzenswärme.

A Midsummer Night’s Dream
Oper Frankfurt
vorne v.l.n.r. Bottom (Barnaby Rea), Snout (Theo Lebow) und Flute (Brian Michael Moore) sowie im Hintergrund Quince (Magnús Baldvinsson)
© Monika Rittershaus

Der Zauberwald wird mit einer diagonal im Bühnenbereich stehenden Front aus einem geschwungenen weißen Boden und ein paar wenigen Bäumen/Pflanzen angedeutet. Dieser Bereich ist der Feenwelt vorbehalten. Das Orchester ist im rechten Seitenschiff des Bockenheimer Depots platziert. Für die erste Szene mit den Handwerkern dreht sich die Waldfront und zeigt auf der anderen Seite eine Handvoll großer Kolben, deren Funktion erst später klar wird. Sie sorgen dafür, dass der Waldbereich auseinanderbrechen kann. Nach der Pause herrscht eine andere Ordnung, nun sind verschiedene Waldstücke hintereinander aufgestellt. Zum Schluss hin werden sie an die Seiten geschoben und geben den Blick auf das große hintere Tor des Bockenheimer Depot frei. Dieses öffnet sich für den Einzug von Titania, Oberon, dem Knaben und der Elfen am Morgen (Bühnenbild: Christoph Fischer).
Die zwei jungen Athener Paare, die Handwerker und das Paar Hippolyta und Theseus tragen heutige Kleidung. Wobei die Handwerker eher Geschäftsleuten gleichen. Faszinierender sind die Kostüme der Elfenschar, von Puck und Titania und Oberon. Mit ihren Verzierungen und verspielten Details untermauern sie den Charakter einer anderen, fernen Welt. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass hier alle nicht nur gut (= weiß) sondern auch dunkle (= blutrot) Seiten haben (Kostüme: Anna-Sophie Lienbacher).

A Midsummer Night’s Dream
Oper Frankfurt
Puck (Frank Albrecht)
© Monika Rittershaus

Verschiedene Klangfarben (ätherisch, romantisch und folkloristisch) beschreiben bei Britten die werkimmanente märchenhafte Stimmung und die verschiedenen Ebenen (Feen, Liebende, Handwerker und das Paar Theseus und Hippolyta). Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester, hier erstmals unter der Leitung des britischen Dirigenten Geoffrey Paterson spielend, entfacht dazu einen fantastischen klanglichen Zauber.

Erstmals an der Oper Frankfurt zu Gast ist der persisch-kanadische Countertenor Cameron Shahbazi. Er verleiht dem Oberon ein hohes Maß an Autorität. Dazu passt die starke Tytania der Sopranistin Kateryna Kasper. Jugendliche Unbeschwertheit führen die beiden Liebespaare vor: Tamara Gura (Hermia) / Michael Porter (Lysander) und Monika Buczkowska (Helena) / Danylo Matviienko (Demetrius). Gar köstlich ist das Spiel im Spiel der Handwerker, u. a. mit Brian Michael Moore als Thisbe und Theo Lebow als eine „Wand“. Als erhabenes Brautpaar geben sich Zanda Švēde (Hippolyta) und Thomas Faulkner (Theseus).
Einen hervorragenden Eindruck hinterlässt auch der von Álvaro Corral Matute einstudierte Kinderchor der Oper Frankfurt, der mit großer Spiellust von Anfang an dabei ist.
Groß kann sich der Schauspieler Frank Albrecht als lebhafter und mimikstarker Puck herausbringen. Wobei alle mit immens großer Spielfreude dabei sind. Sehr viel Applaus und Getrampel, auch bei der besuchten Folgevorstellung am Sonntagnachmittag.

Markus Gründig, Mai 22


A Midsummer Night’s Dream

Oper in drei Akten
Von: Benjamin Britten
Text: Benjamin Britten und Peter Pears nach der Komödie von William Shakespeare
Uraufführung: 11. Juni 1960 (Aldeburgh, Jubilee Hall)

Premiere an der Oper Frankfurt: Mittwoch, 11. Mai 22 (Bockenheimer Depot)
Besuchte Vorstellung: 15. Mai 22

Musikalische Leitung: Geoffrey Paterson
Inszenierung: Brigitte Fassbaender
Bühnenbild: Christoph Fischer
Kostüme: Anna-Sophie Lienbacher
Licht: Jan Hartmann
Kinderchor: Álvaro Corral Matute
Dramaturgie: Deborah Einspieler

Besetzung:

Oberon: Cameron Shahbazi
Tytania: Kateryna Kasper
Puck: Frank Albrecht
Theseus: Thomas Faulkner
Hippolyta: Zanda Švēde
Lysander: Michael Porter
Demetrius: Danylo Matviienko
Hermia: Tamara Gura
Helena: Monika Buczkowska
Bottom: Barnaby Rea
Quince: Magnús Baldvinsson
Flute: Brian Michael Moore
Snug: Gabriel Rollinson *
Snout: Theo Lebow
Starveling: Jonathan Macker
Cobweb: Pia Baris °
Pleaserblossom: Sofia Foit°
Mustardseed: Simeon Pauly°
Moth: Zoe Nettey-Marbel°
Feen: Kinderchor der Oper Frankfurt
Knabe: Edward Cubr

Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Kinderchor der Oper Frankfurt


* Mitglied des Opernstudios
° Solist:innen des Kinderchores der Oper Frankfurt

oper-frankfurt.de