Oper Frankfurt: Das köstliche Vergnügen »L’italiana in Londra« ist zurück

L’italiana in Londra ~ Oper Frankfurt ~ Livia (Monika Buczkowska) und Milord Arespingh (Mikołaj Trąbka) ~ © Barbara Aumüller (szenenfoto.de)

Nach dem langen Lockdown im Frühjahr 2021 war es im September 2021 fast wie eine Befreiung, als der Spielbetrieb wieder so langsam in normale Bahnen zurückkehrte. Zum damaligen Zeitpunkt bestand noch Unsicherheit über den finalen Ausgang der Corona-Pandemie. Welche Möglichkeiten würde es auf der Bühne unter Einhaltung aktueller Schutzmaßnahmen geben? Entsprechend vorsichtig wurden die Stücke geplant.

Nach Händels Amadigi di Gaula im Bockenheimer Depot, eröffnete Domenico Cimarosas Intermezzo in musica L’italiana in Londra (Die Italienerin in London) im September 2021 die erste Neuinszenierung der neuen Spielzeit im Opernhaus. Lediglich ein Quintett aus Sänger:innen ist darin beteiligt. Es gibt keinen Chor. Nun ist das „köstliche Vergnügen“ (Besprechung 2021) zurück auf dem Spielplan.

Cimarosa (1749 – 1801) gilt als Meister der italienischen Opera buffa (der heiteren Oper). Das Libretto stammt von Giuseppe Petrosellini. Die Handlung der Komödie ist nicht kompliziert. Im Hotel von Madama Brillante treffen unterschiedliche Charaktere aufeinander. Unter Ihnen befindet sich ein Liebespaar, das nach einer Zwangstrennung schließlich doch wieder zusammenfindet.

L’italiana in Londra
Oper Frankfurt
v.l.n.r. Sumers (Theo Lebow), Milord Arespingh (Mikołaj Trąbka) und Livia (Monika Buczkowska) sowie Madama Brillante (Bianca Tognocchi) und Don Polidoro (Dennis Chmelensky)
© Barbara Aumüller (szenenfoto.de)

Die Außenmauern eines sich drehenden großen Fachwerk-Rondells stehen als Bild für ein Hotelgebäude bühnenbeherrschend im Mittelpunkt von Paul Steinbergs Bühne (seitlich befinden sich eine Telefonzelle und eine Bar). Regisseur R.B. Schlather zeigt L’italiana in Londra mit passend rasantem Tempo und ausdrucksstarken Bildern. Die Figuren treten plakativ in Erscheinung, wozu auch die Kostüme von Doey Lüthi ihren Beitrag leisten. Es ist eine Inszenierung für Groß und Klein.

Mit großem Gespür für feine Nuancen und treffsichere Pointen führt die englische Dirigentin Julia Jones das Frankfurter Opern- und Museumsorchester, am Hammerflügel unterstützt von Felice Venanzoni, durch die turbulente Partitur.

In der Titelrolle der maßlos enttäuschten Italienerin in London (Livia) gibt die Sopranistin Monika Buczkowska ihr Rollendebüt (mit Frische im Klang und stimmlich stets gut fokussiert).
Stimmlich gereiften baritonalen Wohlklang bietet Mikołaj Trąbka bei seinem Rollendebüt als zwischen Pflichterfüllung gegenüber seinem Vater und der Liebe zu Livia hin- und hergerissener mürrischer Milord Arespingh. Nicht nur sein Rollendebüt als energiegeladener Lebemann Don Polidoro, sondern auch sein Debüt an der Oper Frankfurt, gibt hier der deutsch-amerikanische Bariton Dennis Chmelensky. Er vermittelt diese Partie mit bemerkenswerter Leichtigkeit.

Sopranistin Bianca Tognocchi war bereits 2021 als aufgedrehte Madama Brillante zu erleben. Wie auch Bariton Theo Lebow als eminent vernünftiger holländischer Händler Sumers. Beide scheinen noch mal eine Schippe aufgelegt zu haben.

Viel Applaus für Sänger und Orchester.

Markus Gründig, März 24


L’italiana in Londra

(Die Italienerin in London)
Intermezzo in musica in zwei Akten

Von: Domenico Cimarosa (17.12.1749 – 11.01.1801)
Text von: Giuseppe Petrosellini
Uraufführung: 1778 (Rom, Teatro Valle)

Premiere an der Oper Frankfurt: 26. September 21
1. Wiederaufnahme: 30. März 24

Musikalische Leitung der Wiederaufnahme: Julia Jones
Inszenierung: R.B. Schlather
Szenische Leitung der Wiederaufnahme: Caterina Panti Liberovici
Bühnenbild: Paul Steinberg
Kostüme: Doey Lüthi
Licht: Joachim Klein
Dramaturgie: Mareike Wink

Besetzung:

Livia: Monika Buczkowska
Madama Brillante: Bianca Tognocchi
Sumers: Theo Lebow
Milord Arespingh: Mikołaj Trąbka
Don Polidoro: Dennis Chmelensky

Frankfurter Opern- und Museumsorchester

oper-frankfurt.de