Tanzfestival Rhein-Main mit »Omphalos« imposant eröffnet

Omphalos ~Damien Jalet / CEPRODAC ~ Ensemble ~ © Lugo
kulturfreak Bewertung: 4 von 5

Bis zum 17. November 2019 bietet das von der Tanzplattform Rhein-Main veranstaltete Tanzfestival Rhein-Main unter dem Motto „Moving beyond“ die Gelegenheit, herausragender Choreograf*innen aus der Region sowie Gastspiele internationaler Tanzstars in Darmstadt, Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden zu erleben. Dazu wird ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Künstler*innengesprächen, Workshops und Präsentationen, Konzerten, Vorträgen, Tanztees oder Barabenden angeboten, dessen Höhepunkt der am 16. November 19 stattfindende Tanztag Rhein-Main ist. Bei der Tanzplattform Rhein-Main handelt es sich um ein Kooperationsprojekt des Hessischen Staatsballetts (Darmstadt & Wiesbaden) und des Künstlerhauses Mousonturm (Frankfurt).

Eröffnet wurde das unter der künstlerischen Leitung von Anna Wagner und Bruno Heynderickx stehende, inzwischen zum vierten Mal stattfindende, Festival im Großen Haus des Staatstheaters Darmstadt. Auf dem Programm: Die außergewöhnliche Produktion Omphalos des belgisch-französischen Choreografen Damien Jalet mit dem „Center of Contemporary Dance“ (CEPRODAC) aus Mexico City, die im März diesen Jahres in Hamburg ihre europäische Erstaufführung hatte.

„Omphalos“ ist das griechische Wort für Nabel und nimmt auf einen Marmorkegel im Apollon-Tempel zu Delphi Bezug, der, gefunden von zwei Adlern und bewacht von einer Schlange, als Mittelpunkt der Welt galt. Das Stück nimmt die Idee des Erdnabels auf und spannt mit eindrucksvollen Bildern einen Bogen von der finsteren Antike bis in die düstere Zukunft.


Omphalos
Damien Jalet / CEPRODAC
Ensemble
© Lugo

Bühnenbeherrschend ist eine große Satellitenschüssel, die zu Beginn ins Dunkel gehüllt ist (Bühnendesign: Jorge Ballina). Die einsetzenden sphärischen Klänge vermitteln eine Science-Fiction Affinität, so als würde mit ihr ins Universum hineingehorcht werden (Sounddesign: Ryuichi Sakamoto und Marihiko Hara). Und tatsächlich, schon bald trifft ein Lichtstrahl die Mitte, wodurch die Form sich langsam im Uhrzeigersinn bewegt. Nach einer 360-Grad-Umdrehung befinden sich vier TänzerInnen in der Mitte, die als Adler für die vier Himmelsrichtungen stehen und gleichsam, wie sich im weiteren Verlauf zeigt, die Welt beherrschen, sie antreiben und die Menschen, die in ihr Reich vorzudringen versuchen, wieder dahin zurückschicken, wo sie hergekommen sind.

Zunächst ist jeder in diese Welt gebrachte Mensch nichts weiter als ein Klumpen Erde (oder ein Fötus), der sich mühevoll entfalten und in Bewegung bringen muss. Unter dröhnenden Sounds werden aus dem Zentrum immer mehr dieser Wesen hervorgebracht, bis es schließlich sechzehn sind. Sie alle sind mit einer Art Nabelschnur mit dem Zentrum verbunden. Ein alle Nabelschnüre bündelnder Ring entgleitet schließlich imposant in den Schnürboden. Befreit von ihrer Oberkörperhülle sind aus den Wesen Menschen aus Fleisch und Blut geworden (Kostüm: Jean Paul Lespagnard). Kaleidoskopartig bilden sie einen Kreis, dann lösen sie sich voneinander, was in vielen kleinen Schritten und mit wiederholtem Aufstehen und Niederfallen erfolgt. Die vier Adler beobachten wie die Menschen, vor allem mit viel Oberkörperbewegungen, erwachsener werden, in der Gegenwart ankommen und ihnen nacheifern, ja in ihren Bereich der Unterkonstruktion vordringen wollen. Dann setzen härtere Sounds ein, ein starkes Dröhnen fast wie ein Gewittergrollen. Die vier Adler weisen die Menschen in ihre Schranken, drehen ihre Welt zurück, d. h. die Satellitenscheibe nun gegen den Uhrzeigersinn und innerhalb weniger Minuten ist auch der letzte Mensch wieder da, wo er herkommen ist. Dunkelheit erfüllt wieder den Raum.

Am Ende viel Applaus für diesen visuell starken Abend.

Markus Gründig, November 19


Omphalos

Zu Gast am Staatstheater Darmstadt am: 31. Oktober 19 (Großes Haus)

Leitung und Choreografie: Damien Jalet
Sounddesign: Ryuichi Sakamoto & Marihiko Hara
Zusätzlicher Soundtrack: Tim Hecker
Kostüme: Jean Paul Lespagnard
Bühnenbild: Jorge Ballina
Lichtdesign: Víctor Zapatero
Choreografische Beratung: Aimilios Arapoglou, Gabriela Ceceña
Dramaturgische Beratung und Inspizienz: Catalina Navarrete
Visuals: Daniel Lugo

Tanz: Ana Paula Ricalde Castillo, Bryant Pineda Torices, Claudia Nayeli Olvera Rodríguez, Ernesto Peart Falcón, Guillermo IV Obele Bustos, Guillermo Magallón Armenta, Héctor Manuel Ortíz Valdovinos, Ilse Orozco Corona, Jairo Cruz González, Jorge Emmanuelle Sanders Bustos, Juan Ángel Garnica Vázquez, Luis Alberto Ortega Valdez, María Alejandra Corona Pérez, Marlene Coronel Ortiz, Paulina del Carmen Fernández Sánchez, Paulino Josafat Medina Domínguez, Samantha Nevarez del Castillo, Sergio Anselmo Orozco, Yansi Méndez Bautista & Zurisadai de Jesús González Fuente

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