Spielzeitabschluss der Liederabendreihe mit Ilker Arcayürek und Simon Lepper an der Oper Frankfurt

Liederabend Ilker Arcayürek (Tenor) und Simon Lepper (Klavier) ~ Oper Frankfurt, 11. Juli 23 ~ Simon Lepper, Ilker Arcayürek ~ © Barbara Aumüller (szenenfoto.de)

An einem der heißesten Tage des Jahres beendete der Tenor Ilker Arcayürek die Liederabendserie der sich zu Ende neigenden Spielzeit 2022/2023 an der Oper Frankfurt. Für diejenigen, die gekommen waren, darunter das treue Stammpublikum, erlebten einen großartigen Liederabend. Sein Programm beruhte auf Klassikern wie Beethoven, Brahms, Schumann und Strauss. Dabei wählte er Lieder abseits des gängigen Repertoires, sodass es auch für erfahrene Besucher viel Neues zu hören gab. Ilker Arcayürek präsentierte sich trotz der hohen Temperaturen respektvoll im Anzug, samt Weste und Fliege. Und respektvoll war auch sein versierter Liedvortrag.

Der in Istanbul geborene, in Wien aufgewachsene und nun mit seiner Familie in der Schweiz lebende Sänger widmet sich seit langem dem Kunstlied. Schon früh machte er auf sich aufmerksam, beispielsweise als erster Preisträger der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie in Stuttgart sowie als Finalist beim BBC-Cardiff-Singer-of-the-World-Wettbewerb. Regelmäßig tritt er in für den Liedgesang bedeutenden Häusern, wie der Londoner Wigmore Hall, der Schubertiade Vilabertran und dem Liedfestival Stuttgart, auf.

Liederabend Ilker Arcayürek (Tenor) und Simon Lepper (Klavier)
Oper Frankfurt, 11. Juli 23
Simon Lepper, Ilker Arcayürek
© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

In Frankfurt war Ilker Arcayürek schon im März 2016 zu Gast, bei Anette Dasch (Dasch-Salon) in der Alten Oper. Dabei hat er, wie er vor seiner ersten Zugabe am Liederabend in der Oper Frankfurt verriet, ein ganz besonderes Verhältnis zur Stadt am Main (aus der er zahlreiche Freunde begrüßen konnte). Dass ihm überhaupt Singen ermöglicht wurde, verdankt er Frau Rosenblatt (der er die erste Zugabe widmete).

Sein Liederabend stand unter dem Motto „An die ferne Geliebte“, nach dem gleichnamigen Liedzyklus von Beethoven. Er führte von der Wiener Klassik, über die deutsche Romantik bis zur Pariser Belle Epoque.

Insgesamt präsentierte Ilker Arcayürek 27 Lieder, darunter viele Raritäten. Beim zu Beginn vorgetragenen kurzen Zyklus „An die ferne Geliebte“ von Ludwig van Beethoven ragte besonders das zweite Lied „Wo die Berge so blau“ hervor. Zeigte Ilker Arcayürek bei dieser zarten Träumerei doch eindrucksvoll seine profunde pianissimo Kultur. Hier liegt seine Stärke und Besonderheit. Wie nur sehr wenige Sänger schafft er es, in die feinen, zarten, kaum noch hörbaren Tönen dennoch viel Ausdruck hineinzulegen. Sehr schön gestaltete er Robert Schumanns sehnsuchtsvolles „Du bist wie eine Blume“ nach Heinrich Heine.
Die Bandbreite seiner Stimme konnte er mit Felix Mendelssohns „Auf Flügeln des Gesanges“ unter Beweis stellen. Zu den herausragenden Liedern im Teil vor der Pause zählte auch das mit ariosen Zügen vorgetragene „La barcheta“ („Die Barke“) von Reynaldo Hahn.

Liederabend Ilker Arcayürek (Tenor) und Simon Lepper (Klavier)
Oper Frankfurt, 11. Juli 23
Simon Lepper, Ilker Arcayürek
© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

Nach der Pause folgte Richard Strauss‘ sehr selten gegebener Zyklus Mädchenblumen. Dessen schwärmerischen Texte über vier Frauencharaktere von Felix Ludwig Julius Dahn muten heutzutage etwas befremdlich an, musikalisch sind diese vier Lieder kleine Preziosen. Außerordentlich gestaltete Ilker Arcayürek das Ende von „Epheu“: zart, sanft, entrückt, beglückend im wunderschönen Pianissimo.

Im Gabriel Fauré – Liedblock wurde Ilker Arcayürek etwas pathetischer, wie bei „Le Voyageur“ („Der Wanderer“) und dem melancholischen „Automne“ („Herbst“) aus Trois Mélodies (op 18).

Der Liederabend endete sanft und mit mystischer Tiefe mit dem ruhigen Johannes Brahms Lied „Der Tod, das ist die kühle Nacht“.

Seit langem arbeiten der britische Pianist Simon Lepper und Ilker Arcayürek zusammen. In 2021 erschien das gemeinsame Album „The Path of Life“ mit Liedern von Franz Schubert. Beim Liederabend an der Oper Frankfurt begleitete Simon Lepper durchsetzungsstark und stets dienlich unterstützend.

Am Ende gab es sehr viel Applaus für beide, sie bedankten sich mit zwei Zugaben.

Markus Gründig, Juli 23


Die Zugaben:
Richard Strauss (1864-1949): „Morgen!“ op. 27, Nr.4 (1894)
Franz Schubert (1797-1828): „An die Laute“ D. 905, op. 81, Nr. 2 (1827)


Den ersten Liederabend der Spielzeit 2023/2024 bestreitet am 26. September 23 die Sopranistin Paula Murrihy, begleitet von der Pianistin Tany Blaich (Details).