Die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik stellte sich im Oktober 2021 mit Yvonne, die Burgunder Prinzessin erstmals am Schauspiel Frankfurt vor. Nun folgte ihre zweite Inszenierung im Schauspielhaus, Henrik Ibsens Hedda Gabler. Auch hier gibt es wieder viel Schwarz auf einer weit geöffneten und überwiegend leeren Bühne, gleichwohl ist diese Hedda Gabler ganz anders.
Heddas gläsernder Käfig
Von der linken Seite ragt ein Ausschnitt aus dem vom Ehepaar Tesman bewohnten Bungalow in die Bühne. Ein mondän anmutender Raum, ohne Möbel, dafür mit drei riesigen Glasfronten. Weiter hinten sind Stufen einer Treppe zu erkennen und später auch die Rückseite einer Sitzgarnitur zu sehen. Innerhalb der vier Akte verschiebt sich dieser gläsernde Käfig vor und zurück, gewährt erweiterte Einblicke. Die Optik ist durchaus elegant, großzügig und etwas surreal anmutend (Bühne: Raimund Orfeo Voigt). Elegant und hochwertig wirken auch die Kostüme von Ana Savić-Gecan, allen voran die grazilen Kleider für die Titelfigur. Sie unterstreichen das differenzierte Bild dieser Frau und werdenden Mutter, das Koležnik in ihrer Inszenierung besonders hervorhebt.
Sinnliche Hedda betört nicht nur den Ministerialrat Brack
Hedda wirkt fast immer sehr souverän, einnehmend, freundlich (und optisch etwas an die Meistergeigerin Anne Sophie Mutter erinnernd). Anna Kubin gibt Hedda voller Anmut, als desillusionierte Frau, die in ihrer Ehe, in der Gesellschaft ganz allgemein, gefangen ist, weil sie die ihr zugewiesene Aufgabe nicht erfüllen kann und will und weil sie keinen Sinn in ihrem Leben erkennt. Torsten Flassigs Jørgen, der Ehemann von Hedda, wirkt besonnen und sympathisch. Dessen Tante, Fräulein Juliane Tesman, gibt Katharina Linder mit viel Würde. Sehr gefasst ist die Frau Elvsted der Tanja Merlin Graf. Ebenso gefasst ist hier die tragische Figur des rückfällig werdenden und haltlosen Ejlert Løvborg des Andreas Vögler. Peter Schröder fasziniert als windiger Gerichtsrat Brack.
Das schummrige, 90-minütige Spiel (Licht: Marcel Heyde) ist in dezente Tönen gekleidet, die gleichwohl eine beklemmend starke Kraft entfalten ( Musikalische Einrichtung: Bert Wrede, Sounddesign: Christoph Mateka). Am Ende breite Zustimmung für Darsteller:Innen und Regieteam für diesen in kompakter Form dargebotenen Klassiker.
Markus Gründig, Januar 22
Hedda Gabler
Schauspiel in vier Akten
Von: Henrik Ibsen
Uraufführung: 31. Januar 1891 (München, Hoftheater)
Premiere am Schauspiel Frankfurt: 15. Januar 22 (Schauspielhaus)
Regie: Mateja Koležnik
Bühne: Raimund Orfeo Voigt
Kostüme: Ana Savić-Gecan
Musikalische Einrichtung: Bert Wrede
Sounddesign: Christoph Mateka
Dramaturgie: Alex Leiffheidt
Licht: Marcel Heyde
Besetzung:
Jørgen Tesman: Torsten Flassig
Hedda Tesman: Anna Kubin
Fräulein Juliane Tesman: Katharina Linder
Gerichtsrat Brack: Peter Schröder
Frau Elvsted: Tanja Merlin Graf
Ejlert Løvborg: Andreas Vögler
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