»Sommernächte in Italien« mit dem Opernstudio der Oper Frankfurt

Soiree des Opernstudio der Oper Frankfurt am 27. Juni 2022 (v.l.n.r. Yuna Saito, Felice Venanzoni, Nombulelo Yende, Karolina Bengtsson, Karolina Makuła und Gabriel Rollinson) ~ © Markus Gründig

Am Sonntag hatte Luigi Dellapiccolas Ulisse Premiere an der Oper Frankfurt. Die Titelpartie verkörpert der kanadische Bariton Ian McNeal. Seit der Spielzeit 2019/20 zählt er zum Ensemble der Oper Frankfurt, zuvor war er Stipendiat in dessen Opernstudio. Wie auch Bassbariton Danylo Matviienko, der vor seinem Festengagement im Ensemble Stipendiat des Opernstudios war. In Ulisse ist er als der dreisteste aller Freier, Antinoos, zu erleben.

Am Tag nach der Premiere stellten sich vier der acht Stipendiaten:innen des aktuellen Jahrgangs unter dem Motto „Sommernächte in Italien“ erneut vor. Dabei konnte Thomas Stollberger zuvor weitere Erfolgsmeldungen verkünden. Am 11. Juni 22 räumte die Sopranistin Nombulelo Yende beim prestigeträchtigen Stanisław-Moniuszko-Gesangswettbewerb in Warschau ab: Sie gewann den ersten Preis, den Moniuszko Preis (für die beste Aufführung eines Stückes von Stanisław Moniuszko) und den Publikumspreis. Bassbariton Gabriel Rollinson gewann einen Sonderpreis für den schönsten Vortrag eines polnischen Liedes (und das bei starker osteuropäischer Konkurrenz). Das Finalkonzert kann noch bis zum 11. Dezember 22 (12:00 Uhr) unter operavision.eu kostenfrei gestreamt werden.

Thomas Stollberger leitet gemeinsam mit Intendant Bernd Loebe das Opernstudio. Letzterer ließ sich an diesem Abend entschuldigen. Er nimmt derzeit wieder als Juror beim nicht minder prestigeträchtigen Gesangswettbewerb NEUE STIMMEN der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh teil (dessen Finalkonzert findet am Donnerstag, den 30. Juni in der Stadthalle Gütersloh statt, Streaming unter: neue-stimmen.de).

Im Jahr 2019 war die Sopranistin Nombulelo Yende Finalistin bei NEUE STIMMEN und erhielt den Publikumspreis. Sie eröffnete die Soiree des Opernstudios mit der großen Kavatine „Tacea la notte placida“ („schweigend und sanft war die Nacht“) der Hofdame Leonora aus Verdis Il travatore. Später folgte die nicht zuletzt durch Maria Callas populär gewordene Arie „Casta diva“ aus Bellinis Norma. Yendes dunkel gefärbte Sopranstimme hat einen beeindruckend großen Umfang. Ihre expressiven Ausbrüche und Koloraturen, wie auch die im zurückhaltenden Piano vorgetragenen ruhigeren Stellen, sorgen für Gänsehaut. Bei alledem wirkt sie sehr diszipliniert und in sich ruhend.

Wie Nombulelo Yende ist auch die schwedische Sopranistin Karolina Bengtsson seit dieser Spielzeit Stipendiatin des Opernstudios. Sie strahlt eine ähnliche Ruhe wie Yende aus. Mit der Koloraturarie „Quel guardo il cavaliere“ der jungen Witwe Norina aus Don Pasquale von Gaetano Donizetti nahm sie stark für sich ein.
Ihre mimischen Qualitäten stellte sie in Duetten mit dem Bassbariton Gabriel Rollinson (Ruggero Leoncavallos „E fra quest‘ ansie“) und mit der Mezzosopranistin Karolina Makuła (Francesco Tostis „La serenata“) unter Beweis. Lebhaft wirkte ihre Musetta aus Giacomo Puccinis La Bohéme („Quando m‘ en vo).

Sehr hingebungsvoll trug Karolina Makuła die Arie des Romeo „Se Romeo tùccise un figlio“ (O höre! Wenn Romeo den Sohn erschlagen) aus Vincenzo Bellinis I Capuletti vor, ebenso Francesco Tostis Lied „A vuccella“. In Madame Butterfly ist sie derzeit als Kate Pinkerton im Opernhaus zu erleben.

Als Hahn im Korb präsentierte sich charmant Gabriel Rollinson mit der Arie „Bella siccome un angelo“ (Schön wie ein Engel) des Arztes und Heiratshelfers Malatesta aus Gaetano Donezettis Don Pasquale, verträumt bei Francesco Tostis Lied „Ideale“.

Als gemeinsames Schlusslied präsentierten die vier mit viel Enthusiasmus die populäre Zugabenummer „La Danza“ von Gioacchino Rossini.

Am Klavier wechselten sich die erfahrenen Solorepetitoren Felice Venanzoni und Yuna Saito (erst seit einer Woche an der Oper Frankfurt tätig) ab und zeigten beim vierhändigen (Zwischen-) Spiel eine große Harmonie.

Zwischendurch und am Ende gab es intensiven Beifall. Als Zugabe wurde das Publikum mit dem Quartett „Bella figlia dell’amore“ aus Verdi’s Rigoletto in eine schöne Sommernacht entlassen.

Markus Gründig, Juni 22


Neben Karolina Bengtsson und Nombulelo Yende wird auch Marvic Monreal bei der Wiederaufnahme von Puccinis Il trittico ab dem 8. Juli 22 im Opernhaus zu sehen sein.

In der Spielzeit 2022/23 finden die Soireen des Opernstudios am Mittwoch, den 16. November 22 (Vorverkauf ab 15. September) und am Montag, den 8. Mai 2023 (Vorverkauf ab 15. März) statt.