
Im Holzfoyer der Oper Frankfurt fand jetzt die dritte und letzte Soiree des Opernstudios in der Spielzeit 2024/25 statt. Sie war bereits seit Wochen ausverkauft. Aufgrund der Popularität könnte man sich diese Reihe auch im Opernhaus vorstellen. Allerdings wäre dann der intime Rahmen des Holzfoyers mit der Nähe zu den Sänger:innen nicht mehr gegeben. Alternativ ist auch denkbar, dass die Soireen nicht nur einmal, sondern an zwei Abenden gegeben werden. Dass sie es wert sind, belegten die Sänger:innen jetzt aufs Neue.
Abschied
Der Abend stand unter dem losen Motto „Là del ciel“ ~ „Jenseits des Himmels“ (eine Arie aus Rossinis La Cenerentola). Das trifft auf die Situation der jungen Nachwuchssänger:innen zweifelsfrei zu. Sind sie innerhalb des Opernstudios zwar in einem geschützten Bereich, haben sie „den Himmel“ ihrer Karriere freilich noch nicht erreicht. Sie befinden sich auf dem Boden der Tatsachen, nicht in Wolkenkuckucksheim. Der Titel kann aber auch mit dem Wolkenhimmel der Städtischen Bühnen in Verbindung gebracht werden. Denn diesen Ort werden einige der Sänger:innen zum Ende der aktuellen Spielzeit verlassen. Das schmerzt, ist aber ein natürlicher Vorgang. Insoweit gleicht ein Opernhaus auch einem Bahnhof, mit ständigem Kommen und Gehen und unterschiedlichen Verweildauern.
Das Opernstudio verlassen werden: Abraham Bretón, Andrew Kim, Idil Kutay, Sakhiwe Mkosana und Cláudia Ribas. Manche werden künftig als Gäste aber weiterhin an der Oper Frankfurt zu erleben sein. Morgen-Andrew King und Julia Stuart bleiben auch im kommenden Spielzeit im Opernstudio der Oper Frankfurt.
12 Opernarien und drei Duette
Während der Soiree präsentierten die Sänger:innen zwölf Opernarien und drei Duette. Dabei handelte es sich überwiegend um Arien aus dem Opernkernrepertoire. Allerdings wurden daraus nicht die großen Hits ausgewählt.
Den Abend eröffnen durfte die Mezzosopranistin Cláudia Ribas. Die umfangreiche Arie des Tancredi „Oh patria! … Di tanti palpiti“ aus Rossinis Tancredi gestaltete sie eindringlich. Bei Carmens Chanson bohéme („Les tringles des sistres tinataient“) aus Bizets Carmen zeigte sie sich von ihrer verführerischen Seite, mit dezenter Koketterie und Sinnlichkeit. Den Zauber ihrer gehaltvollen Stimme wird man vermissen.
Sopranistin Idil Kutay präsentierte neben einer Arie aus Mozarts Don Giovanni ganz wunderbar und innig die Arie „Addio del passato“ der Violetta aus Verdis La traviata.
Der māorische Bass Morgen-Andrew King debütierte an diesem Abend als Stipendiat des Opernstudios. Seine vollmundige Stimme hat ein Alleinstellungsmerkmal. Dies stellte er mit der den Abend den Titel stiftenden Arie „Là del ciel“ des Philosophen und Lehrers Alidoro aus Rossinis La Cenerentola und mit der kurzen Arie „Vecchia zimarra, senti“ des Colline aus Puccinis La bohéme unter Beweis.
Gewohnt souverän präsentierte sich Bariton Sakhiwe Mkosana, hierbei mit der Arie „Ô vin, dissipe la tristesse“ des Hamlet aus der gleichnamigen Oper von Ambroise Thomas und „Eri tu che macchiavi quellánima“ (Arie des Renato aus Verdis Luisa Miller).
Ein Highlight ob seiner kraftvollen und strahlenden Stimme ist stets Tenor Andrew Kim, hier vor allem mit der Arie des Romeo „Ah lève toi, soleil“ aus Gounods Roméo t Juliette.
Die Sopranistin Julia Stuart hatte sich bereits bei der vorherigen Soiree mit Richard Strauss beschäftigt. Damals „nur“ mit dem Lied „„Zueignung“. Jetzt gab sie die anspruchsvolle Arie der Ariadne „Es gibt ein Reich“ aus dessen Ariadne auf Naxos. Bei ihrem zweiten Vortrag konnte sie noch stärker von sich überzeugen (mit der Arie der Amelia „Morrò, ma prima in grazia“ aus Verdis Louisa Miller.
Tenor Abraham Bretón glänzte mit der Arie „O figli, o figli miei! … Ah, l apaterna mano” des MacDuff aus Verdis Macbeth.
Von den drei vorgetragenen Duetten erhielt „“Duchessa tu m´appelli … Dall´aule raggianti di vano splendor“ aus Verdis Luisa Miller den stärksten Applaus (vorgetragen von Cláudia Ribas und Abraham Bretón). Julia Stuart zeigte sich im Duett mit Abraham Bretón deutlich gelöster und mit starker Präsenz („Or lasciami al lavoro … Qual occhio al mondo“ aus Puccinis Tosca).
Eine gemeinschaftliche Zugabe beendete den kurzweiligen Abend, der im Wechsel von Angela Rutigliano und Felice Venanzoni am Klavier begleitet wurde.
Fortsetzung folgt in der neuen Spielzeit (dann in neuer Zusammensetzung).
Markus Gründig, April 25