kulturfreak.de Besprechungsarchiv CDs, Teil 1

© Auri Fotolia

Rolando Villazón: ¡México!

Leidenschaftliches mexikanisches Liedprogramm

Rolando Villazóns umfangreiches Repertoire wurde schon auf vielen Aufnahmen festgehalten. Sei es mit Kompositionen von Boito, Donizetti, Gounod, Händel, Massenet, Verdi oder Zarzuela Arien. Und auch als Liedsänger tritt er neben seinen Opernengagements immer wieder auf. Sein neustes Album ist voller Lieder, jedoch nicht von Franz Schubert, Robert Schumann oder Hugo Wolf. Villazón präsentiert auf ¡México! Musik, die zwar zum Teil nicht unbekannt ist, aber abseits klassischer Hörgewohnheiten steht. Was ja nichts Schlechtes ist, schließlich ist die Welt vielfältig und braucht kein x-tes „La donna mobile“. Und für den gebürtigen Mexikaner Villazón ist dieses Jahr ein ganz besonderes, wird doch in Mexiko 200 Jahre Unabhängigkeit und 100 Jahre Revolution gefeiert. Also ein guter Anlass, die Verbundenheit zur Heimat seinen weltweiten Fans gegenüber auszudrücken.
Dennoch hört es sich erst einmal ungewohnt an, wenn Villazón mit seiner kraftvollen Opernstimme „Bésame mucho“ („Küsse mich oft“) interpretiert, das 1941 vom Mexikaner Consuelo Velázquez komponiert wurde und zu den bekannteste Liedern Mexikos gezählt werden kann. Wurde es doch schon von den unterschiedlichsten Künstlern und in den unterschiedlichsten musikalischen Stilen interpretiert. Auch die folgenden Lieder des Albums leugnen Villazóns Basis, den Operngesang, nicht (so dass das Album für seine Fans zweifelsohne eine Bereicherung ist). So gibt es hochdramatische Ausbrüche bei den Liedern „Despedida“ („Abschied“) und „Cucurrucucú, paloma“ (Kukurukuku, Taube). Mit sanften Flöten- und Klaviertönen begleitet, führt „Intimo“ („Im Innersten“) zu ruhigeren Gefilden und steigert sich zum Ende zu einem expressiven Gefühlsausbruch. Villazóns starke Strahlkraft in der Stimme ertönt hierbei ungebrochen (wie auch immer wieder bei den anderen Liedern). Sehr bewegend „El reloj“ („Die Uhr“), ein wunderbares, innig gesungenes Gebet an die Zeit, um die Nacht mit der Geliebten nicht zu Ende gehen zu lassen. Ihm ähnlich: „Estrellita“ (Kleiner Stern“). Mit den Hits “Cielito lindo/México lindo y querido“ („Hübscher Schatz/Schönes und geliebtes Mexiko“) erklingt als letztes ein Medley mit hohem Schunkelfaktor. Mit einer Dauer von 9:52 Minuten ist es das längste Stück auf dem Album.
Handeln die Lieder auch überwiegend von Liebe und Liebesleid, ist die mexikanische Interpretation aber derart unterschiedlich zum klassischen deutschen Kunstlied, dass selbst die trübste Zeile noch gute Laune, Freude und Lebensmut verströmt.
In dem der CD beiliegenden kleinen Booklet sind die Liedtexte nicht abgedruckt, allerdings können sie von CD-Besitzern kostenlos von der Webseite der Deutschen Grammophon heruntergeladen werden.
Das Album wurde in Berlin aufgenommen. Villazón wurde hierbei von dem Kammerorchester „Bolivar Soloists“ begleitet (dass sich als Interpret lateinamerikanischer Kammermusik einen Namen gemacht hat). Die Grenze zwischen folkloristischer und klassischer Musik wird hier einfach aufgehoben. Das Album bietet, neben den bekannten (Stimmungs-) Liedern am Anfang und am Ende, einen temperamentvollen Ausflug in die bunte und lebhafte Welt Mexikos, wo das Singen zum Ausdruck der Gefühle so selbstverständlich ist, wie das Atmen. Villazón beweist mit seiner hingebungsvollen Interpretation der Lieder seiner Heimat, dass er nach wie vor zu den großen Stars am Sängerhimmel zählt.

Markus Gründig, September 10

Rolando Villazón: ¡México!
Deutsche Grammophon (2894778769)
Trackliste:

01. Bésame mucho [5:30]
02. Despedida [4:09]
03. Dime que sí [3:53]
04. Cucurrucucú [5:09]
05. Íntima [2:52]
06. Comprendo [3:29]
07. Veracruz [3:07]
08. Te quiero, dijiste [5:29]
09. Noche de ronda [4:16]
10. El reloj [3:06]
11. Un viejo amor [4:00]
12. Solamente una vez [4:04]
13. Besos robados [3:55]
14. Estrellita [3:03]
15. Medley: Cielito lindo / México lindo y querido [9:52]

rolandovillazon.com
deutschegrammophon.com


Kristina – At Carnegie Hall

Die andere Seite der ABBA-Jungs

Aus ihren Hits entstand das Jukebox-Musical „Mamma Mia!“, dass, ebenso wie die einzelnen Songs viele Jahre zuvor, einen beispiellosen Triumphzug erlebte. Dabei haben sich Benny Anderson und Björn Ulvaeus, die Jungs von ABBA, nach der Auflösung der Gruppe im Jahr 1982 nicht zur Ruhe gesetzt. Bereits im Jahr 1984 erschien das Album „CHESS“, dem mit Hits wie „One Night in Bangkok“, „Nobody’s Side“ and „I Know Him So Well“ ein ebenso außerordentlicher Erfolg beschieden war und das 1986 in London seine Bühnenpremiere feierte. Doch nach „Chess“, das noch immer auf den Spielplänen der Theater zu finden ist, blieb es erstaunlich lange ruhig. Erst 1995 erschien ein neues Konzert-Album: „Kristina fran Duvemala“. Ein Musical nach Wilhelm Mobergs Hauptwerk „Der Roman von den Aussiedlern – Eine schwedische Chronik“. In dieser Tetralogie, bestehend aus den Romanen „Utvandrarna“ („Auswanderer“, deutscher Titel „Die Auswanderer“; 1949), „Invandrarna“ („Einwanderer“; deutscher Titel „In der neuen Welt“, 1952), „Nybyggarna“ („Siedler“; 1956) und „Sista brevet till Sverige“ („Der letzte Brief nach Schweden“; 1959) erzählt Moberg vom Schicksal mehrerer Emigranten bei der großen Auswanderungswelle von Schweden in die Vereinigten Staaten in der Mitte des 19. Jahrhunderts (damals emigrierte rund ein Viertel der Bevölkerung).
Die Bühnenversion folgte noch im gleichen Jahr der Albenveröffentlichung. Die Uraufführung fand im Oktober 1996 in Malmö statt. Über 1 Millionen Schweden haben das Musical gesehen, obwohl diese Bühnenfassung eine Spieldauer von über vier Sunden hatte. Da Schweden etwas mehr als 9. Millionen Einwohner hat, also jeder Neunte. Außerhalb Schwedens wurde das Musical bisher aber noch nie gezeigt, was nicht zuletzt an der Sprache liegt. Herbert Kretzmer, der schon „Les Misérables“ ins Englische übersetzte, sorgte nun mit Björn Ulvaeus für die englische Übersetzung. Im Oktober 2009 wurde das Musical in einer nunmehr gekürzten Version in der New Yorker Carnegie Hall konzertant gegeben und aufgezeichnet. Die Doppel-CD (mit allen Liedtexten und Fotos des Konzerts im Booklet) erschien im April 2010, zeitgleich mit einer weiteren konzertanten Aufführung (dieses Mal in der Londoner Royal Albert Hall). Konkrete Pläne für eine englischsprachige Bühnenfassung am Broadway oder im Londoner Westend, sind bislang nicht bekannt. Dabei hätte das Musical gute Chancen, dort zu einem lang laufenden Hit zu werden.

Die wirtschaftliche Not in Schweden zur Mitte des 19. Jahrhunderts, die Überfahrt auf See, die Weite Amerikas, die Sehnsüchte und Probleme der Einwanderer, ihre Träume, ihre Erfolge und Niederlagen, all dies spiegelt die melodienreiche Musik Andersons großartig wieder. Auch ohne szenische Umsetzung vor Augen, entstehen allein beim Hören Bilder von Menschen, an deren Schicksal man gerne Anteil nimmt. Dabei ist das Musical vollkommen frei von Popsongs, wie man sie von Anderson und Ulvaeus her kennt. Kunstvoll sind auch die Lieder von „Kristina“, gleichzeitig zeigen sie aber auch eine andere Seite der Schweden, die hier die von kurzen Sommertagen und langen Winternächten geprägte schwedischen Gemützzustände eingearbeitet haben.
Im Mittelpunkt steht die junge Kristina, die mit Ihrem Mann Karl Oskar das Wagnis eines neuen Lebens in den Vereinigten Staaten auf sich nimmt. Berührend ihr Duett „Where You Go I Go With You”, eines der musikalischen Hauptmotive anführend. Leidenschaftlich auch Roberts „Down To The See“. Bewegend das Lied „Never“ der Außenseiterin (und ehemaligen Prostituierte) Ulrika, die Kristinas beste Freundin wird.
Einer Hymne gleich (und damit ein wenig an „Anthem“ erinnernd) ist das Lied „Gold Can Turn To Sand“ („Guldet Blev Till Sand“). Der Song war in Schweden ein Hit und ist bis heute der am längsten in den schwedischen Airplay Charts vertretenen Titel aller Zeiten. Ein Highlight ist zweifellos Kristinas inständiges „You Have To be There“. An Opernchöre anmutende Ensemblenummern (wie „All Who Are Grieving“) fehlen ebenso wenig wie träumerische Balladen.
Spätestens am Ende können dann Taschentücher hervorgeholt werden. Der Schlussssong “I´ll Be Waiting There” präsentiert ein opernreifes Finale. Beginnend mit einen an Wagners Lohengrin Ouvertüre erinnernden zweiminütigem Vorspiel, hat Kristina auf ihrem Totenbett noch einmal einen wachen, anrührenden Moment.

Für das Konzert in der Carnegie Hall wurden großartige Sänger verpflichtet. Die Rolle der Kristina singt auf der CD die Schwedin Helen Sjöholm, die diese Rolle bereits bei der schwedischen Aufnahme und bei den verschiedenen schwedischen Bühnenproduktionen interpretiert hat. Ihre warme Stimme besitzt eine ungewöhnliche Frische und Klarheit im Ausdruck. Kraftvoll kommt der Tenor Russell Watson als Karl Oskar rüber. Mit warmem Timbre in der Stimme überzeugt Kevin Odekirk als dessen Bruder Robert. Louise Pitre, die Mutter aus der New Yorker „MammaMia!“ Produktion, verleiht der Ulrika eine eindringliche Intensität.

Die Instrumentalisierung ist weitestgehend klassisch gehalten, zur Verstärkung des dramatischen Effekts klingen aber auch manchmal vom Keyboard gespielte E-Gitarren Sounds durch. Das aus 50 Musikern bestehende American Theatre Orchestra leitete der Broadwayveteran Paul Gemignani mit viel Gespür für dramatische Momente.

Es braucht einen Augenblick, sich mit diesem epischen Werk vertraut zu machen, die Musik geht nicht so unmittelbar ins Ohr wie beispielsweise bei Andrew Lloyd Webbers ebenfalls jüngst erschienenen “Love Never Dies”, doch ist “Kristina” farbenreicher und fesselt mit seinen sentimentalen und melancholischen Tönen schließlich mehr, als einem lieb ist.

Markus Gründig, Mai 2010

Kristina – At Carnegie Hall
(Decca, # 0602527349817)


Hairspray – Das Musical

High Voltage Musicalvergnügen

“Niemand stoppt den Beat“ heißt es beim Musical Hairspray, das nach John Waters legendärem Film (von 1988) entstanden ist (Musik: Marc Shaiman). Böse könnte man auch sagen „You can’t stop the meat“, denn bei Haispray müssen sich die Menschen, die etwas mehr Gewicht auf die Waage bringen, nicht verstecken. Die Teenager-Komödie ist nicht nur ein liebevoll gezeichnetes Plädoyer für Dicke, sondern auch für Menschen mit einer anderen ethnischen Herkunft, für Offenheit, Toleranz und gewissermaßen für jede Form von „Andersartigkeit“. Die Handlung spielt im Baltimore (US-Bundesstaat Maryland) des Jahres 1962. Zu dieser Zeit war ein schwarzer US-Präsident noch unvorstellbarer als eine Reise zum Mond. Die Broadway-Premiere des Musicals fand im August 2002 statt, die deutschsprachige Erstaufführung im März 2008 im schweizerischen St.Gallen. Seit Dezember 2009 läuft das Musical mit Uwe Ochsenknecht in der Rolle der Edna Turnblad (im Wechsel mit Tetje Mierendorf) und Maite S. Kelly als Tracy Turnblad im Kölner Musical Dome. Hierfür wurden von Heiko Wohlgemuth und Wolfgang Adenberg nicht nur die Dialoge, sondern auch sämtliche Songtexte ins Deutsche übertragen. Die Musik von Marc Shaiman spiegelt mit einem Mix aus Rock ‘n’ Roll, Pop und Soul die 60er Jahre bestens wider.
Vor zwei Monaten erschien die Deutsche Originalaufnahme mit allen Stars und dem gesamten Ensemble der Kölner Produktion. Der Titel des Schlusssongs („Niemand stoppt den Beat“ ) zieht sich wie ein roter Faden durch die 17 Songs, die nonstop pure gute Laune verbreiten. Allen voran ist es die Sängerin Maite S. Kelly, die einen starken Eindruck hinterlässt (z. B. Good Morning Baltimore“ / „Glocken klingen hell!“). Mit großer, souliger Stimme wartet Deborah Woodson bei „Ich weiss, wo ich war“ auf. Uwe Ochsenknecht überzeugt auch als Sänger und gefällt besonders im Duett mit Leon van Leuuwenberg („Du bist zeitlos für mich“). Die 12-köpfige Band des Musical Domes unter der Leitung von Robert Paul liefert einen satten, groovigen Klang. Das umfangreiche Booklet bietet nicht nur viele Bilder aus der Kölner Show, sondern auch eine Inhaltsangabe und sämtliche Songtexte. Für Fans des Musicals eine unverzichtbare CD, für alle anderen ein hervorragendes Antidepressivum, mit lediglich kräftigen Hüftschwung als Nebenwirkung.

Markus Gründig, Mai 2010

Hairspray – Das Musical
(Vertigo Berlin)


Peter Autschbach: Summerbreeze

Als erste Solo – CD bringt Peter Autschbach seine zehnte CD SUMMER BREEZE auf den Markt. Wer seine Konzerte mit der Jazzrock – Formation TERMINAL A, dem AUTSCHBACH PROJECT oder SEPERATE MINDS erlebt hat, kann ahnen, welche Perlen der Gitarrist jetzt veröffentlicht.
Nicht nur in seinen erfolgreichen nationalen und internationalen Gitarren-Workshops konnten sich seine Schüler und Zuhörer über ein vielseitiges Saitenspiel freuen, auch in ruhigeren Momenten der Gruppenkonzerte oder als dortige Zugaben fanden seine Solo-Auftritte sehr großen Beifall. Seit Jahren sind sie auch ein willkommener Programmpunkt der MUSIKMESSE FRANKFURT. Einige Ausschnitte finden sich als Videoclips im Internet.

Diese 1.Solo – CD von Peter Autschbach war überfällig. Unter den 18 Stücken finden sich 9 Eigenkompositionen wie das Titelstück SUMMER BREEZE, welches auf ein Thema seiner Jazz-Kolumne in der Zeitschrift AKUSTIKGitarre 1999 zurückgeht. Mit diesem erfrischenden Stück kann man, unterstützt durch die farbigen Bilder (der Obertitel könnte lauten: „Gitarrist im reifen Kornfeld“) den Sommer nachfühlen. Der älteste Autschbach – Titel auf der CD dürfte FAIRY TALE ( 1988 ) sein. Wer den Song noch in der älteren Version kennt, wird die Variationen und Wendungen zur neueren Einspielung bewundern.

Seine eigenen Interpretationen überwiegend bekannter Standards für Gitarre stellt Peter Autschbach bei den Werken von A.C.JOBIM (Wave, One Note Samba, Corcovado), Antonio Lauro ( Vals Venezolano Nr.3) vor, überzeugt aber auch mit Stücken, die nicht unbedingt bei ihrer Entstehung für Gitarre gedacht waren : Miles Davis Klassiker BLUE IN GREEN ( arr. Uwe Sommer ), Johnny Mandel´s THE SHADOW OF YOUR SMILE, Richard Galliano´s WALTZ FOR NICKY. In der Zusammenarbeit mit Philip Catherine lernte Peter Autschbach das Stück BROKEN WING von Richie Beirach kennen und lieben. Bekannte Werke in einer Wiederaufnahme zu veröffentlichen, rechtfertigt der Gitarrist mit seiner persönlichen Interpretation, die auch jeden  Puristen überzeugen sollte (die Komponisten auch!).

Kurz bevor das Album im Studio aufgenommen werden sollte, traf Peter Autschbach auf der Musikmesse die italienische Sängerin Laura Perilli, die spontan bei Jobim´s Klassiker CORCOVADO die vorgesehene, aber verhinderte Interpretin ersetzte und das Publikum zum Toben brachte. Zwei lateinamerikanische Klassiker (CORCOVADO u. ONE NOTE SAMBA) wurden mit Laura Perilli eingespielt und man sich kann auf der CD überzeugen, dass ihre Stimme perfekt in diese Arrangement passt. Auf mehr davon kann man hoffen. Neben der Begleitung von Lauras Stimme hat sich Peter Autschbach selbst bei 6 weiteren Titeln im Overdub – Verfahren unterstützt, beim Titel VERNISSAGE gleich 3x auf der Striebel Archtop PA (PA für  Peter Autschbach Signature). Als kleines i-Tüpfelchen kommt im letzten Stück auf der CD seine 8-saitige Laute zum Einsatz.

Ein schönes neues Gitarrenalbum für Kopf-Hörer und Liebhaber guter Saitenklänge !

Heinz Haberzettl, September 09

Peter Autschbach: Summerbreeze
(ACOUSTIC M, # 8590189)
autschbach.com


Edgar Allen Poe „A Musical by Eric Woolfson“

Alan Parson Projects LP „ Tales of Mystery and Imagination by Edgar Allan Poe “ sorgte in den siebziger Jahren für Furore. Das Klassik-Rock-Album vereinigte rockige Songs mit rein instrumentalen Orchesterstücken („The Fall of the House of Usher“). Nun, fast dreißig Jahre später, gibt es eine Art Fortsetzung: in einem Musical. Eric Woolfson, Schöpfer, Komponist und Songwriter von The Alan Parsons Project, zeichnet nach „Freudiana“, „Gaudi“ und „Gambler“ auch für „Edgar Allen Poe“ verantwortlich. Das Musical hat seine Uraufführung am 28. August 09 im Opernhaus Halle.
Zeitgleich zur Premiere in Halle erscheint das englischsprachige Konzeptalbum, ein Mix von Live- und Studioaufnahmen. Aufgenommen wurde es im legendären Abbey Road Studio unter Mitwirkung bekannter Musiker wie John Parricelli, Laurence Cottle, Simon Chamberlain und Ralph Salmins. Bei einigen Songs sorgt ein 40-köpfiges Orchester und ein 80 Mann starker Chor für einen voluminösen Klang. 10 der 17 Lieder waren bereits auf der im Jahr 2003 erschienenen CD „Poe, More Tales of Mystery“ enthalten.
Melancholische Töne („Somewhere in the Audience“) fehlen ebenso wenig wie romantische („Blinded by the Light“). Beim gospelmäßigen „Train to Freedom“ hätte Queen Esther Marrow von der Harlem Gospel Singers ihre wahre Freude. Die groß angelegten Ensemblenummern (wie „Goodbye to all That“) fügen sich harmonisch ein. Bei einzelnen Phrasen werden mitunter Erinnerungen an andere Musicals wachgerufen, doch der Gesamteindruck überzeugt. Herausragender Einzelsänger ist Steve Balsamo (mit insgesamt acht von 17 Songs). Bekannt wurde er in den 90er Jahren als Andrew Llyod Webber ihn für die UK-Produktion von Jesus Christ Superstar engagierte. Balsamos Stimme umfasst dreieinhalb Oktaven und er rockt, was das Zeug hält! Die von ihm gesungenen Songs „Wings of Eagles“, „The Pit and the Pendulum“ (6:35 Min. inkl. Instrumentalteil) und der Finalsong „Immortal“ bilden zweifellos die Highlights der CD (die eine Gesamtspieldauer von 72:13 Min. hat).
Das CD-Booklet enthält Kurzinfos zu den Songs, Bilder einer konzertanten Aufführung von 2003, jedoch leider keine Songtexte.
Dabei ist ein Poe Musical nichts Neues. „POE Pech und Schwefel von Frank Nimsgern und Heinz Rudolf Kunze wurde als Auftragswerk des Saarländischen Staatstheaters 2004 in Saarbrücken uraufgeführt. Die imaginäre Handlung dieses Musicals verbindet sieben populäre (Schauer-) Geschichten Poes mit seiner Figur. Eric Woolfsons Musical geht einen Schiritt weiter und umfasst auch tragische Begebenheiten aus dem Leben Poes (er verlor stets die Frauen, die er liebte), weshalb es auf der Bühne gleich drei Poes zu sehen geben wird: Poe als Kind, als junger Mann und als gereifter Mann (Poe starb mit 40 Jahren).
Mit Spannung wird nun die szenische Umsetzung in Halle erwartet, Eric Woolfsons Musik jedenfalls setzt Poes schwarze Romantik publikumsfreundlich und ergreifend um und sorgt für außergewöhnlich viel Spaß beim Hören!

Markus Gründig, August 09

Edgar Allen Poe „A Musical By Eric Woolfson“
(Limelight records/Soulfood)


Angelika Milster: Ich sage ja

Mit einem schwungvollen Auftakt beginnt das erste Lied auf Angelika Milster neustem Album, das sich ganz dem deutschen Schlager widmet. So stimmen die ersten Takte von „Ich sage ja“ in die gute Laune CD gleich richtig ein: 

Ich sage ja, vor mir liegt eine Welt
die mich trägt und mich hält
ich liebe das Leben
mit Haut und mit Haar – und ich sage ja…

Auch auf die Gefahr hin in eine Schublade gesteckt zu werden, folgt Angelika Milster bei den weiteren elf Songs ihrem Herzen und den Wünschen Ihrer Fans und bietet Lieder in deutscher Sprache, die das Leben bejahen und an die Liebe und erfülltes Glück glauben. Selbst bei Problemen und in stürmischen Zeiten „geht immer irgendwas, weil die Welt sich mit uns dreht…größer noch und stärker ist die Liebe, die uns trägt“ (aus „Tausend Sonnen“). Und nichts bleibt durch die Liebe, wie es vorher war, da fühlt man sich plötzlich wie zwanzig: unbeschwert und himmlisch leicht („Wie Frühling auf der Haut“). Und selbst beim Liebes-Scherbenhaufen wird weitergetanzt, denn sie liebt ihn noch viel zu sehr („Ich tanz allein“).

Angeika Milster vermeidet hohe Töne und ist ungebrochen kräftig in der Mittellage und spricht mit der Strahlkraft ihrer Stimme die Sinne an.
Vor soviel Sehnsucht, Liebesglück und Geborgenheit fühlt man sich nach 45 Minuten aber schon etwas dusselig. Kann das alles real sein? Nun gut, es muss es ja gar nicht sein, die Bühne lebt ja auch von der Illusion.
Die CD ist in musikalischer Hinsicht abwechslungsreich und bietet u.a. zarte Popballaden, Uptempo-Songs, große Hymnen und bisweilen geradezu chansonesk anmutende Lieder. Komponiert wurden diese von Tommy Mustac gemeinsam mit Kristina Bach (die neben Wolfgang Hofer und Franz Brachner auch die Texte schrieb). Würde man sie auf englisch oder spanisch hören, würden sie natürlich einen ganz anderen Klang entfalten. So haben sie jedoch mit dem Schlager-Stigma zu leben. Doch dessen Fangemeinde ist groß und die Wahrscheinlichkeit ist noch größer, dass die Schlagergemeinde durch diese CD noch weiter anwächst. Als Vitaminbombe gegen eine Frühjahrs-/Liebes-Depression eignet sich diese CD allemal. Die Refrains sind eingängig und setzten sich schnell fest, zum Mitsingen sind alle Texte zudem im CD-Booklet abgedruckt.

Markus Gründig, März 08

Angelika Milster – Ich sage ja
CD Ariola 88697233852
angelikamilster.de ariola.de


Tosca – Das Rock-Musical

Innerhalb der Opern nimmt Giacomo Puccinis populäre „Tosca“ einen ganz besonderen Platz ein, zählt sie doch stets zu den meist aufgeführten Stücken im nationalen wie internationalen Opernbetrieb. Puccini, ein Meister der lyrischen Wendungen, komponierte bei seiner Oper (deren Libretto auf Victorien Sardous Schauspiel „La Tosca“ beruht) zuckersüße Melodien zu einer brutalen Geschichte (etwa Mario Cavaradossis berühmte „E lucevan le stelle“).
Von der rockigen Art ist das Trio Frank Logemann, Detlef Leistenschneider und Alexander Zamponi an die Geschichte der Sängerin Floria Tosca heran gegangen. Ihr „Tosca – Das Rockmusical“ wurde am 18. Dezember 06 unter der Regie von Carolanne Weidle im Hamburger Operettenhaus mit einer „Tryout“-Vorstellung erstmals einem breitem Publikum vorgestellt. Die Vorstellung wurde damals 72 Spur digital mitgeschnitten, das Material inzwischen aufwendig bearbeitet und gemischt. Entstanden ist eine aufwendige und hochwertige Live-CD in limitierter Auflage, mit Künstlern wie Jörg Neubauer, Charlotte Heinke, Detlef Leistenschneider, Frank Logemann , Ralf Meyring und Ulrich Schrauth in den Hauptrollen.

Würde man die CD anhand des Prolog/Opening-Songs bewerten, würde sie glatt durchfallen. Wenig Originalität (es werden eher Assoziationen zu einem anderen Musicalhit geweckt) und gesprochene Abschnitte irritieren, Frank Logemanns kräftige und auf Rock einstimmende Stimme, klingt leider viel zu kurz durch. Entsprechend heterogen geht es auch bei den weiteren Songs weiter. „Was wäre wenn“ lässt erst einmal Musicalstimmung aufkommen: ein schönes, herzerwärmendes Liebesduett von Tosca (Charlotte Heinke) und Cavaradossi (Jörg Neubauer). „Das Kirchenfest“ ist eine schmissige Gospelnummer. An sich nicht schlecht, bei einem als Rockmusical bezeichneten Werk aber irgendwie fehl am Platz. Barocke Klänge bei „Opernball“ bieten eine weitere musikalische Facette.
Alle weiteren Songs sind rockig und überwiegend von schönen E-Gitarren Sounds unterlegt. Wie beispielsweise „Nur ein Blick deiner Augen“, eine verfremdete Version des aus der Oper stammenden „E lucevan le stelle“ (wenn auch mit etwas flachem Text). Hitpotential bietet „Im Schatten der Macht“ und „Was bleibt mir noch“, mit einem auf Höchstform auflaufenden Neubauer. Recht sprachlastig klingt der Polizeichef Scarpia des Detlef Leistenschneider. Toscas Song „Was ist das für ein Mann“ erinnert an „Du bist der Mann“ aus dem Musical „Das Mädchen Rosemarie“.
Zum Ende hin steigert sich die emotionale Wechselfahrt mit einem innigen „Irgendwann, irgendwo“ und einem starken „Sag mir die Antwort“.
Was zum Anfang vermisst wurde, wird im Finale nachgeholt: eine runde, stimmungsvolle Nummer, die einzelne musikalische Motive des Musicals noch mal in Erinnerung bringt und das große Potential dieses sich noch im Tryout-Stadium befindlichen Musicals eindrucksvoll erklingen lässt.

Markus Gründig, Januar 08

TOSCA – Das Rockmusical

Produktion: Frank Logemann
Co-Produktion: Detlef Leistenschneider
Buchidee, Sprechtexte und Musik: Frank Logemann
Songtexte: Alexander Zamponi
Arrangements: Detlef Leistenschneider

Tosca: Charlotte Heinke
Mario Cavaradossi: Jörg Neubauer
Buchidee, Sprechtexte & Musik – Cesare Angelotti: Frank Logemann
Musikalische Leitung & Arrangements – Scarpia: Detlef Leistenschneider
Messner: Ralf Meyring
Spoletta: Ulrich Schrautho

Musikalische Leitung: Detlef Leistenschneider & Sebastian De Domenico
Keyboard I / Dirigent: Sebastian de Domenico
Keyboard II: Markus Kuczewski
Gitarre I: Jürgen Scholz
Gitarre II: Markus Bak
Baß: Stefan Endrichkeit
Schlagzeug: Tim-Ole Hoff
Percussion: Mareike Niehues

Ensemble:
Tonia Altmann, Julia Behrens, Christopher Busse, Michael Clauder, Stephanie Clauder, Manuel Ettelt, Mario Ernst, Judith Falkenberg, Ilka Groenewald, Vanessa Heid, Andrea Hupe, Wiebke Kienle, Janna Koch, Reka Kovacs, Harald Kratochwil, Alessandro Macrí, Sabine Meyer, Dörte Niedermeier, Tahere Nikkhoyemehrdad, Claudia Rinner, Alexander Ruttig, Susanna Panzner, Mario Saccoccio, Anthony Sands, Stefan Schmitz, Marie-Sylvie Schneider, Juliane Steiner, Cornelia Uttinger, Maika Viehstädt, Nina Weggen, Alexander Zamponi

Extra Stimmen:
Janine Buck, Ulrich Allroggen, Mickey Petersson, Wolf Wrobel
Ton: Uwe Pitann (Leitung), Birger Koch, Hans-Joachim Meseck
CD & VIDEO SOUNDMIX: Wolfram Machhold


Best Of Musical Vol.2

Rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft ist ab dem 27. Oktober 06 die CD „Best of Musical Vol.2“ im Handel erhältlich und gibt damit nicht nur die Gelegenheit, einen lieb gewonnenen Freund oder sich selbst zu beschenken, sondern macht auch Lust auf die nächste Konzerttour von „Best of Musical“ im Frühjahr 07.

Die CD spannt einen Bogen von den Anfängen des Musicalbooms in Deutschland bis hin zu aktuellen Shows. Enthalten sind Lieder der großen Produktionen, wie sie quer durch die Republik laufen oder einst gelaufen sind.
Die Dauerbrenner Cats (mit „Macavity“) und das Phantom der Oper (mit „Denk an mich“) sind natürlich enthalten. Erinnerungen werden wach an unvergessenen Hits wie Mozart (mit „Wie wird man seinen Schatten los“), Disneys Der Glöckner von Notre Dame (mit „Einmal“) und Titanic (mit „Barretts Lied“).
Elisabeth pausiert zwar aktuell, mit „“Wenn ich tanzen will“ und dem unschlagbaren „Ich gehör nur mir“ bleibt es aber im Herzen lebendig.
Abwechslungsreich ist der emotionale Bogen, der hier vertretenen Lieder. Wer kann bei dem fetzigen „Engel aus Kristall“ (3 Musketiere), „Radio Gaga“ (We Will Rock You) und „Super Trouper“ schon ruhig sitzen bleiben? Da muss die Anlage einfach auf volle Lautstärke gestellt werden. Emotionale Momente gibt es mit „Durch das Dunkel der Welt“ (AIDA – Das Musical), „Schattenland“ (Disneys Der König der Löwen), „Alles“ (3 Musketiere) und „Du allein“ (Starlight Express). Melancholisch endet die CD mit „Der Sieger hat die Wahl“ (Mamma Mia!). Als besonderes Bonbon ist mit „Der Moment ist magisch“ erstmals ein Lied aus der Tanz-Show Dirty Dancing auf einer CD zu hören.

Allesamt hochkarätige Lieder, die sich auf der Bühne bereits als Hits erwiesen haben. Gebündelt auf dieser CD liefern sie einen bunten Mix für ein breites Publikum. Alle Lieder werden in Deutsch von den Originalinterpreten gesungen (u.a. sind dabei: Pia Douwes, Patrick Stanke, Carolin Fortenbacher, Marc Clear, Sabrina Weckerlin und Uwe Kröger). Hierbei wurde durchweg auf erstklassige Aufnahmen zurückgegriffen, sowohl vom Arrangement her, als auch gesanglich.

Best Of Musical Vol. 2
Veröffentlichungsdatum:  27.10.06
Best-No.: SPV 35922 CD, ASIN: B000J0SVCK


Märchenhaft ~ Die schönsten Lieder der Brüder Grimm Märchenfestspiele

Im Jahr 1985, dem 200. Geburtstag der Sprachforscher und Märchensammler Jacob und Wilhelm Grimm, sind die jahrhundertealten Märchen im historischen Park des Hanauer Schlosses Philippsruhe durch die Brüder-Grimm-Märchenfestspiele lebendig geworden. Seitdem begeistern tragische und komische Gestalten mit spannenden und spaßigen Geschichten und mit eingängigen Melodien Kinder und Erwachsene gleichermaßen.
Am 19. Mai 06 starten die Brüder Grimm Märchenfestspiele zum 22. Mal und in dieser Spielzeit wird sogar die Millionenmarke an Besuchern überschritten werden. Zur Voreinstimmung erschien bereits jetzt unter Benjamin Baumanns Produktionsleitung die CD „Märchenhaft“ mit den schönsten Liedern der Festspiele. Die Liedauswahl beschränkt sich auf Produktionen der jüngeren Zeit (Bremer Stadtmusikanten, Frau Holle, Froschkönig, Der Hase und der Igel, Jorinde und Joringel, Rotkäppchen, Schneewittchen und Die Schöne und das Biest) und stellt keinen Querschnitt durch die Festspielgeschichte dar. Als Bonus sind zwei Lieder als Instrumentalversion zum Mitsingen auf der CD („Der Hase und der Igel“ aus dem gleichnamigen Stück und „Nie mehr Angst“ aus „Die Bremer Stadtmusikanten“, die Liedtexte sind im schmalen CD-Booklet mit abgedruckt.).

Insgesamt 16 Lieder aus der Feder von Alexander S. Bermange, Thomas Gabriel, Andrew Lowe Watson und Ronald Schöppe mit Texten von Benjamin Baumann und Dieter Stegmann wurden überarbeitet und für diese CD neu eingespielt. Zum überwiegenden Teil sind es fröhliche Kinderlieder zum mitsingen (wie „Max, der Dachs“, „Schritt für Schritt – denn so kommt man viel weiter“ und „Nie mehr Angst“.), die bei den jeweiligen Stücken die Highlights darstellten. Doch die CD bietet mehr, ist so vielfältig wie es die Festspiele sind. So gibt es ein melancholisches Lied („Lied des Esels“), ein trauriges Lied („Flieh den Tag“), ein mystisches Lied („Silbermond“), ein hoffnungsvolles Lied („Ich kann die Sonne sehn“), zwei schöne Balladen („Sieben Jahre“ &  „Mein Sinnen und mein Trachten“) und ein sanftes Liebesduett („Gemeinsam“). Lieder die gute Stimmung stiften, Mut machen, Spaß und Freude ausdrücken.

Von den Originalsolisten ragen zwei Damen ganz besonders hervor. Hella Boysen mit ihrer frischen, jugendlichen und leichtherzigen Fröhlichkeit („Ein Morgen am Waldrand“) und Christiane Schneidt mit ihrem glockenhellen Sopran („Ich kann die Sonne sehen“).

Fällt vielleicht auch bis zur Premiere im Mai noch mancher Regentropfen, mit dieser CD lässt sich die Sonne jederzeit ins eigene Zimmer holen.

Markus Gründig, April 06  

Mitwirkende:
Barbara Bach, Olivia Maria Bauer,Benjamin Baumann, Hella Boysen, Janko Danailow, Marcel Ehmann, Thomas-Michael Förster, Dieter Gring, Oskar Müller, Frank Mumme, Klaus Phillipp, Rüdiger Schade, Christiane Schneidt, Dieter Stegmann, Anita Vidovic, Sebastian W. Wagner

Musikalische Leitung, Instrumentierung:
Alexander S. Bermange, thomas Gabriel, Thomas Lorey, Andrew Lowe Watson, Ronald Schöppe 


Poe ~ Pech und Schwefel (Nimsgern)

Am 30. Oktober 04 feierte das Musical POE PECH UND SCHWEFEL seine Premiere im Saarländischen Staatstheater Saarbrücken. Jetzt brachte SONY/BMG unter dem Label Ariola den bereits bei Sound of Music veröffentlichten „Original Soundtrack“ in den Handel. Anders als bei der „Paradise of Pain“ CD (siehe unten) gibt es bei dieser Neuauflage keine neuen oder überarbeiteten Lieder.
Die Kritiken zur Uraufführung waren gespalten. Häufigster Kritikpunkt: der dünne Handlungsfaden und die Musik von Frank Nimsgern, die machen Kritiker mit ihren gefälligen Popsongs irgendwie bekannt vorkam und weniger nach dem angekündigten „Musical einer neuen Generation“ klang.

Nun, diesen Stimmen ist nicht unbedingt zu folgen. Zwar bedient sich Nimsgern durchaus gefälliger Melodien und Arrangements, doch ist seine Musik alles andere als eingängige leichte Kost. Dazu ist sie schon viel zu bunt gemixt mit Pop-, Funk- und klassisch anmutenden Instrumentalnummern. Und das zugrunde liegende Thema bedingt zwangsläufig eine Grundstimmung jenseits eines allzu süßen Musicalklangteppichs.
POE ist keine Biografie über den amerikanischen Schriftsteller Edgar Allen Poe (der einen großen Einfluss auf die phantastische Literatur wie auch auf die Kriminalliteratur hatte), vielmehr wird in einer neuen Rahmenhandlung Bezug auf einiger seiner Werke genommen.

Nimsgern teilte die zwanzig Titel gleichmäßig auf, es gibt vier Arten: Funky Stimmungssongs wie „Schlag ein“ oder „Poemanie“, Balladen wie „Nicht weiter“ oder „In dem Zeichen des Herrn“, Instrumentalsongs mit dem Nimsgern typischen Faible für Filmmusik („Der Tunnel“ oder „Poes Fuge“) und auch was fürs Herz, Liebessongs wie „Du sollst mich inspirieren“ und „Mehr als ein Spiel“.
Keiner der Songs ist einfach gestrickt, sondern sehr abwechslungsreich komponiert. Ein mehrmaliges Hören ist da schon angesagt um rein zu kommen und mit jedem Hören wächst der Respekt vor Nimsgern´s Komposition.
Die Songs wurden vortrefflich arrangiert und gut abgemixt aufgenommen, so dass man es Zuhause ordentlich krachen lassen kann. Die Stars der Uraufführungsinszenierung singen auch auf der CD, Darius Merstein – Mac Leod (Dr. Pilatus), Peti van der Velde (Madeleine), Aino Laos (Virginia) und Henrik Wagner als Poe.
Die Texte stammen von Heinz Rudolf Kunze, sie sind im CD-Booklet leider nicht mit abgedruckt.
Eine CD für aufgeschlossene Ohren.

POE ~ PECH UND SHWEFEL
Von: Frank Nimsgern
Ariola # 82876791892


Paradise of Pain

Paradise of Pain, schon der Titel des Musicals klingt irritierend, geht es hier etwa um ein Sado/Maso Spiel? Weit gefehlt, vielmehr handelt es sich um eine himmlisch/teuflische Verwechslungskomödie.
Bereits 1998 erschien die CD zur Uraufführung des Musicals am Staatstheater Saarbrücken. Aktuell steht das Stück auf dem Spielplan des Theater Trier (mit Guido Horn in der Rolle des Johannes, Premiere war am 19. Januar 06) und die Firma SONY/BMG veröffentlichte jetzt eine Neuauflage der CD unter ihrem Label Ariola. Für diese Neuauflage wurden fünf Songs neu aufgenommen (Break the SilenceSound of DeliveranceParadure – OvertureP.O.P. Finale & Heiss 2006).
Gefälliger, austauschbarer Musicaleinheitsbrei ist bei Frank Nimsgern nicht angesagt und so braucht es zwar etwas Zeit, mit der Musik, die zwischen Funky Groove, Pop und Klassik wechselt, warm zu werden. Je mehr man allerdings den zunächst sehr unterschiedlich klingenden Songs (dazu mal in Deutsch, mal in Englisch) zuhört, umso deutlicher ist deren Qualität und im Gesamtbild der typische Nimsgernsche cinemascopische Party-Klangsstil zu erkennen.
Pulsschläge pochen regelmäßig, ein Donnerschlag und tief einsetzende Streicherklänge, gepaart mit verzerrten E-Gitarrenklängen formen sich zu einem bewegenden, mitreißenden Gefühlsrausch, der einem Hollywood Blockbuster in nichts nachsteht (Paradure – Overture). Instrumental-Songs oder -Phrasen sind vertreten, auch gibt es musikalische Themen die sich wiederholen (wie das zum mitsingen einladende „man oh man ist das ein Scheiss“).
An das ZDF Traumschiff oder eine ARD Fernsehshow der 70er erinnert ZAUBERLAND, eingeleitet mit schönen Bläserklängen, Hallelujah
Stille Balladen (wie Wofür & Turnoff The light) sorgen für träumerische, einfühlsame und entspannte Momente. Herzhaft bösartig ist Alan Cooper als Hells Voice (HEISS). Als Special Guest sind bei dieser CD Darius Merstein & Aino Laos vertreten (Break the Silence & P.O.P. Finale). Ansonsten sorgen Francesco Cottone, Holger Heller, Frank Felicetti, Valerie Simmonds, Holger Hauer, Lilianna Wysocli und Alan Cooper für

Die CD wurde von Frank Nimsgern bestens abgemischt, die Lieder aufwendig instrumental unterlegt. Das zwölfseitige Booklet beinhaltet viele weitere Infos und zahlreiche (kleine) Bilder.

Nicht ohne Grund war die Uraufführungsserie am Staatstheater Saarbrücken ausverkauft, Nimsger´s Musik ist anders, ungewöhnlich, aber mitreißend. Im Mittepunkt steht der hintergründige Fun-Faktor a la´ P.O.P. Finale, der diese CD zum Gute-Laune Programm macht und den grauen Alltag für 71:35 Minuten vergessen lässt.

PRADISE OF PAIN
Von: Frank Nimsgern
ARIOLA # 82876791882


Angelika Milster: „Von ganzem Herzen – Lieder zur Advents- und Weihnachtszeit“

Ist sie verrückt oder genial? Auf alle Fälle mutig und offen für neue Wege. Angelika Milsters Album mit Weihnachtsliedern wird mit einem gesungenen „Vater Unser“ eröffnet. Das ist schon ungewöhnlich.
Die musikalische Version dieses Gebetes stammt von Albert Hay Malotte. Der „Song“ beginnt zart und einfühlsam, erst nur mit Klavierbegleitung. Dann setzt Orchesterbegleitung ein und die emotionale Stimmung steigert sich immer mehr bis zur kraftvollen Entladung am Schluss bei „denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit Amen“. Schon von da an singt man gerne mit.
Nach „O heilige Nacht“ (Cantique de Noel) folgt der erste Klassiker: „Es ist ein Ros entsprungen“. Dieses Lied steht für das hohe Nivau der CD, die sich insbesondere in der aufwendigen Begleitmusik zeigt. Hier ist es ein wundervolles Hornsolo und Phrasen die an eine leidenschaftliche Filmmusik erinnern. Das „The Berlin International Orchestra“ spielt unter der Leitung von André Bauer.
“Ave Marie“ ist ein Klassiker, der nicht nur zur Weihnachtszeit immer wieder berührt, ebenso Paolo Rusticelli´s „Kyrie“. Nach einem Block von vier typischen Weihnachtsliedern folgt als Winterlied Leroy Anderson´s „Schlittenfahrt“. Wer will sich bei soviel guter Laune nicht mit auf den Schlitten setzten? Die letzten vier Lieder passen zur Weihnachtszeit, entstammen aber keinem kirchlichen Liederbuch.. „Wie soll ich ihn nur lieben“ aus Webbers „Jesus Christ Superstar“, „Aus der Ferne („From a Distance“ in der deutschen Übersetzung von Michael Kunze) und „Jerusalem“ („The Holy City“). Mit dem Wiegenlied „Guten Abend, gut Nacht“ kann man schließlich entspannt einschlummern.

Angelika Milster präsentiert auf dieser in Wroclaw (Breslau) aufgenommenen CD ein abwechslungsreiches Programm. Die CD ist eine erstklassige Aufnahme jenseits von herkömmlichen Weihnachtsgedusel und lenkt den Blick nach innen, auf die eigentliche Bedeutung des Weihnachtsfestes.

Für das Booklet/Cover wurde Angelika Milster von Margaretha Olschewski mondän fotografiert und in Szene gesetzt. Wow! Sämtliche Liedtexte sind in dem zwölf Seitigen Booklet abgedruckt.

angelikamilster.com


Musical Stars

Vor kurzem veröffentlichte SONY/BMB ein Doppel-Musical-Bestof-Album, mit einem bunten Mix aus Songs aus der großen Welt des Musicals.
Neben ein paar wunderschönen Raritäten ist dieses Album ein Querschnitt beliebter aktueller Produktionen.
Trotz hoher Qualität der Songs und Aufnahme rief diese Doppel-CD unterschiedliche Echos hervor.

Jetzt zwei Monate danach, legt SONY/MBG noch eine CD drauf und veröffentlicht ohne große Werbetrommel die dreier CD-Box „Musical-Stars“ mit den deutschen Original Künstlern. Insgesamt vierzig Songs mit einer Gesamtspiellänge von 165,39 Minuten. Dabei handelt es sich nicht um neue Aufnahmen. Vielmehr wurde auf bestehende Aufnahmen zurückgegriffen. Dies nicht nur aus dem Bestand der SONY/BMG sondern im großen Rahmen von dem Musicalspezialisten SOUND OF MUSIC aus Essen. Neben Uwe Kröger sind u.a. Ethan Freeman, Thomas Borchert, Andreas Bieber, Felix Martin sowie Pia Douwes, Annika Bruhns und Maya Hakvoort dabei.
Was dieses Album auszeichnet ist der überraschend große Querschnitt aus den Musical-Repertoir. Zwar wird man auch hier nicht vor „Memory“ verschont, doch die Musicalpflichtsongs dominieren dieses Album nicht.
Schön ist, dass auch aktuelle und kleinere Musicalproduktionen hier vorgestellt werden. Das am Saarländischen Staatstheater uraufgeführte Nimsgern Musical POE-Pech und Schwefel zum Beispiel. Ein weiterer großer Anerkennungsbeweis für den Produzenten Michael Weiss und stellt das fromme Musical Bonifatius dar, das mit zwei Songs vertreten ist. Geht es bei diesen Songs eher um gehaltvolle Aussagen, sorgt der Pinball Wizard aus TOMMY dagegen für ordentlich drive.
Immerhin rund ein Drittel der Songs sind auch für den Musicalfreak eine lohnende Neuentdeckung, z.B. „Irgendetwas fehlt“ (Letterland) oder „Any Fool Could See“/“Oh Paris“ (Paris).

Neben den ganz großen Namen sind auch erkassige Songs von Nicole Mühles Debüt Album, sowie Monica Quinter, Aimo Laos mit dabei.
Die auf den einzelnen CD-Titelseiten angekündigte Künstler Biografie ist zwar nur ein äußerst Verkürzte Info, aber immerhin bekommen die Künstler nicht nur eine Stimme sondern auch ein Gesicht. Schade ist, dass die meisten Songs in Englisch gesungen werden.

Weshalb dieses Album abe bald in jedem Haushalt eines Musicalliebhabers vertreten sein wird ist neben den vielen klassen Songs vor allem der Knallerpreis von nur 9,99 (bei SOM/Amazon).
Very nice price – much good music!

Markus Gründig, September 05  

Musical Stars 3er CD-Box
Erscheinungsdatum: 5. September 2005
Label: Ar-Express (Sony BMG), ASIN: B000AMF800


Sascha Th. Krebs: Reckless Rebell

Kein „This is the moment“, “Letzter Tanz” oder “Dies ist die Stunde”, sondern Rockklassiker pur bietet Sascha Th. Krebs auf seiner neusten CD. Innerhalb der letzten Jahre hat Krebs sich Dank seiner Stimme einen Namen in der Musicalszene gemacht. Doch seine Wurzeln kommen aus dem Rock, wo er vor allem mit Rainer Krebs auf eine noch längere Schaffenszeit zurückblicken kann.

Seine große Leidenschaft für den Rock ist zugleich sein Markenzeichen, den wilden Rocker nimmt man ihm leicht ab. Die zehn Titel umfassende CD „Reckless Rebell“ ist dabei jedoch kein Hardrockalbum, sondern ein gute Laune Programm für den nächsten Stau oder die nächste Party. Rockerherzen werden weich bei „Since You´ve Been Gone“, das vor 26 Jahren von Rainbow gesungen wurde. Dazu gibt es bekannte Rock-Klassiker, u.a. von Eric Carmen (“Make Me Lose Control“), John Parr („St Elmo’s Fire“), Toto („I Will Remember“, „Stop Loving You“). Eingerahmt sind die acht mehr oder weniger ruhigeren Songs in zwei absolute Rockklassiker. Meat Love´s „Bat out of hell“ zu Beginn und Foreigner´s Juke Box Hero“ zum Ende.
Hier gibt sich Krebs von seiner stärksten Seite, einfach nur geil.
Die im Mai 2005 im Friedrichstadtpalast Berlin und in den MusicalNet Studios, Berlin hervorragend aufgenommenen Songs strotzen dabei voll Rock, Schlagzeugen und Gitarren.

Absoluter Kracher dieser CD ist der erste Song. Mit Meat Love´s „Bat out of hell“ stellt er sich einer Rocklegende, ist Krebs verrückt oder größenwahnsinnig? Keines von beiden, denn er schafft diesen Song bravourös, macht ihn vierzig Sekunden länger als das Original (auf genussvolle 10:30 Minuten).
Ist Krebs Stimme auch nicht so tief und voluminös wie Meat Love´s in guten Zeiten, eine herrlich kreischende Rockerstimme hat Krebs allemal und lässt es hier ordentlich krachen (und die Harley donnert hier sogar etwas länger und lauter als bei Meat Love). Dabei setzt er aber auch ruhige Akzente und bringt so die Stimmung dieses Songs authentisch rüber, ist teilweise weicher und weniger aggressiv, teilweise schärfer und schafft so seine eigene Interpretation dieses Kultsongs.

Für die insgesamt 52.53 Minuten dieser CD sollte man einfach mal die Nachbarn vergessen, Musik voll aufdrehen und sich den Energieströmen hingeben, da bleibt kein Körperteil ruhig.

Markus Gründig, August 05  


Die drei Musketiere

Alexandre Dumas der Ältere schrieb mehr als 300 Abenteuerromane. Seine bekanntesten Werke sind „Der Mann mit der eisernen MaskeDer Graf von Monte Christo“ und „Die drei Musketiere“. Von allen diesen Werken gibt es zahlreiche Verfilmungen und auch Theaterstücke. Eine große Musicalproduktion von „Die drei Musketiere“ feierte 2003 in Rotterdam Premiere. Die überarbeite deutsche Version dieses Musical ist seit dem 6. April 05 im Berliner Theater des Westen zu sehen.
Seit kurzem gibt es nun auch die CD zur Show, die bei einer Gesamtdauer von 73 Minuten 22 Titel beinhaltet. Eingespielt von der Berliner Cast mit Deutschlands beliebtesten Musical-Stars wie u.a. Uwe Kröger, Pia Douwes, Patrick Stanke und Newcomerin Sabrina Weckerlin.
Die eingängige Musik stammt aus der Feder der Erfolgskomponisten Bolland & Bolland, die u.a. mit Falcos „Rock Me Amadeus“ oder „Jeanny“ Weltruhm erlangten. Mit popig arrangierte Songs, mit Chor und großem Orchesterklang wird die Geschichte D’Artagnan´s erzählt, der seine Heimat in Richtung Paris verließ um in den Dienst von König Ludwig XIII zu treten, wo er die unzertrennlichen drei Musketiere Athos, Porthos und Aramis trifft und in zahlreiche Abenteuer gerät.
Eingängige Melodien gibt es bei den ruhigen Balladen („Vater“, „Wer kann schon ohne Liebe sein?)“ und „Wo ist der Sommer“) wie auch bei den kräftigen Songs (wie bei der Eröffnungsnummer „Heut ist der Tag“ und bei „Milady ist zurück“ mit Pia Douwes). Schnulzig schöne Liebeslieder („Alles“) und große Ensemblenummern („Einer für alle“) sind auch dabei.
Eine spezielle Handschrift ist zwar nicht erhörbar, dennoch gefallen die Songs, die auch mal an die Skorpions erinnern („Engel aus Kristal“).

Pia Douwes spielte bereits bei der Rotterdamer Uraufführung die Rolle der Lady de Winter, für die Berliner Produktion legte sie noch mal ordentlich nach. So kommt Ihr „Milady ist zurück“ und vor allem „Männer“ wesentlich kraftvoller, reifer, dynamischer und „Männer“ mit herrlich soulmäßigem Ende daher.

Uwe Kröger gewohnt routiniert doch beileibe nicht farblos gefällt als Kardinal Richelieu („O Herr“ & „Nicht aus Stein“).

Einen großen Sprung in der Karriere bedeutet die Hauptrolle des D’Artagnan für Patrick Stanke, der zuletzt als alternierender Radames in Aida zu sehen war. Mit den Balladen „Vater“, „Constance“ oder dem Liebesduett mit Sabrina Weckerlin „Alles“ singt er sich in die Herzen seiner neuen/alten Fans.

Denjenigen, der eine Musical-CD zur Entspannung und/oder Begleitung hören will, nerven allerdings die bereits bei der MammaMia!-CD eingeführte Praxis, auch Textpassagen einzugliedern. Diese halten sich zwar in Grenzen und werden hoffentlich nicht zur Gewohnheit. Die CD wurde mit dem Orchester des Theater des Westens aufwendig eingespielt. Anders als bei der AIDA-CD ist hier die Begleitmusik eine wahre Freude ob des großen Vielklangs.

Die CD endet besinnlich mit D’Artagnan´s Gedanken an den verstorbenen Vater. Wo beim vergleichbaren Ende (Resümee/Gedanken an den Vater) von Barabara Streisands „Yentl“ ein emotionsgeladener Gänsehautsong („A Piece of Sky“) den Schluss bildet, ist der „Epilog“ hier fast schon etwas traurig. Doch vielleicht ergibt sich eine andere Sicht, wenn man die Show gesehen hat.
Die CD insgesamt ist auch ohne Showbesuch eine runde Sache und macht viel Spaß zu hören. Lobenswert ist auch das 24-seitige Booklet mit sämtlichen Liedtexten und wundervollen Showbildern.

Markus Gründig, Juli 05


Die grössten Musical Hits

„Wählen Sie den größten Musicalhit aller Zeiten“ rief das ZDF im Mai 2005 aus. 100 vorgeschlagene Songs aus Musicals von A wie „Aida“ über M wie „My Fair Lady“ bis zu Z wie „Zauberer von Oz“ standen zur Wahl, ein durchaus repräsentativer Querschnitt aktueller Hits und Klassiker.
Neben einer eigenen Show mit der Präsentation der gewählten TOP 50zur Primetime im ZDF (28.7.07) bietet die Doppel-CD zur TV Show insgesamt 38 Titel die sich nahezu allesamt stark anhören.
Von der Vorschlagsliste sind bedauerlicherweise viele Songs auf der Strecke geblieben, die eigentlich auf so einer CD enthalten sein sollten. Die hier noch vertretenen stammen zu mehr als die Hälfte aus Musicals, die aktuell in Deutschland laufen (als Ensuite-, Tour oder Stadttheaterproduktion), oder sogar erst vor kurzem ihre Uraufführung erlebten (wie „In Palästen“ aus Ludwig²). Von daher könnte der CD-Titel auch „Die beliebtesten Musical Hits“ lauten.
Um nicht lange herum zu reden: die CD ist ein absoluter Highlight!

Für die hohe Qualität der Songs und die Auswahl dürfte nicht zuletzt Uwe Kröger und Marika Lichter zu Danken sein, die dieses Projekt im großen Maß unterstützt haben. Alte Klassiker wechseln mit neuen Hits, dabei tauchen immer wieder überraschende Aufnahmen auf. Etwa „I Dreamed a Dream“ (LesMiz) mit Aretha Franklin, „Summertime“ (Porgy and Bess) mit Billie Holiday oder Caterina Valente mit “Ich hätt´getanzt heut Nacht“ (My Fair Lady). Auch „Shirley Bassey“ ist mit Big Spender (Sweet Charity) dabei.
Große Interpreten auch bei den aktuellen Hits. Publikumsliebling Uwe Kröger ist gleich mehrfach vertreten („Last Night Of The World“ (Miss Saigon), Starlight Express“ (Starlight Express), Any Dream Will Do“ (Joseph) und „Der letzte Tanz“( Elisabeth), Thomas Borchert mit „Dies ist die Stunde“ (Jekyll & Hyde).
Angelika Milster mit „Erinnerung“, nein – das hätte man erwartet. Den Cats-Klassiker gibt’s im englischen Original mit dem Orlando Pops Orchestra. Angelika Milster singt stattdessen den Elisabeth-Hit „Ich gehör nur mir“. Ist sie auch keine 17 mehr, singt sie den Song der jugendlichen Sisi professionell perfekt (allerdings leider ohne das hohe g am Ende).
Marika Lichter ausdrucksstark in einer Liveaufnahme wiederum von Milsters „Gold von den Sternen“.

Abgefahren und erfrischend ist die Interpretation von Kristina Bach von Webbers „Phantom der Oper“: popig, rockig bis hin zu Technophrasen kommt der oftmals ein Gähnen hervorrufende Song zwar ohne Phantom, aber mit schnellen Tempo und Orgel samt Schlagzeug daher.

Fazit: viel gute Musik für wenig Geld (wobei dafür das Booklet neben reichlich Werbung nur Basisinfos bietet).

Markus Gründig, Juli 05

Die grössten Musical Hits
Sony/BMG (82876704452)


Ludwig ² ~ Liebe auf dem zweiten Blick

Flöten, Bläser und dann Jan Ammann´s wohlklingende Stimme, der erste Song auf der Ludwig² CD macht von Anfang an deutlich, dies ist kein gewöhnliches Musical.
Beim Eröffnungssong „Geliebte Berge“ ist man versucht zu denken, im falschen Film zu sitzen. Klingt er doch eher wie ein klassisches Lied (etwas aus Schuberts Winterreise).

Bei der Bewertung der CD zur ersten Ludwig Musical Produktion (Ludwig II – Sehnsucht nach dem Paradies) enthielt sich „musicals (Deutschlands Musicalzeitung Nr.1) einer Bewertung, zu fern vom Musicalgenre sei diese Musik. Für das Nachfolgestück „Ludwig ²“ fiel das Urteil schon ganz anders aus, hier wurde die CD jüngst sogar als Cast-CD des Monats ausgezeichnet (Heft 112).
Und in der Tat, hat man die ersten Takte hinter sich gelassen, lösen sich die anfängliche Bedenken über Parallelen zur ersten Ludwig CD schnell in Luft auf. Die Ludwig² CD bietet viele gefällige und vor allem nicht so schwermütige, Melodien.

Ludwig II, „von Gottes Gnaden König von Bayern, Pfalzgraf bey Rhein, Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben“) ist auch 119 Jahre nach seinem ungeklärten Tod eine schillernde Figur. Gleichwohl steckte das Komponistenteam Konstantin Wecker, Christopher Franke (Tangerine Dream) und Nic Raine die Story erneut in eine klassisch geprägte Musik, fernab zeitgemäßer Orchestrierung mit Schlagzeug und Keyboard.

Nic Raine hat die Songs zu einer runden Sache arrangiert. Herausgekommen ist ein Mix aus ruhigen, besinnlichen Liedern mit Ariencharakter, unterhaltsamen Ensemblenummern und stark, dick aufgetragenen, emotionsgeladenen Songs.

“Mein Engel“ könnte wunderbar als Untermalung für eine Rosmund Pilcher Verfilmung dienen, so herrlich schwülstig und pathetisch kommt der Song daher. Andere Songs erinnern Phrasenweise an „Vom Geist der Weihnacht“ („König Technik“) oder „Sunset Boulevard“ („Es ist bei Hof nicht Mode“). Zum mitsingen und mitschwingen lädt „Kalte Sterne“ ein.

Ein Highlight dieser Aufnahme ist Bruno Grassini mit „Schwarze Schatten“, erst geheimnisvoll ruhig, dann zunehmend sich energetisch steigernd bis hin zum Bombast. Eine Musik die dem Thriller Basic Instinct“ entnommen sein könnte.
Norbert Lamla als Dr. Gudden kann bei „Soll das der König der König sein?“ nicht sein volles Talent zur Geltung bringen, zu flach ist dieser Song.

Frauen waren für Ludwig II kein großes Thema, so kommen sie auch auf dieser CD etwas kurz. Janet Chvatal überzeugt als Sisi bei „Rosenkavaliere“ mit ihrem hellen, strahlendem Sopran.

Unumstrittener Highlight der CD ist Jan Ammann in der Hauptrolle des König Ludwig II, bestreitet er nicht nur neun der neunzehn Lieder, er singt sie allesamt mit herrlich schön gefärbten Timbre, wunderbar gefühlsvoll und doch mit viel Ausdruck.

Harter Tobak sind die allerdings die antiquierten Songtexte von Rolf Rettberg:
„Das Auge naß
vorbei mein Hoffen
verschlossen von geliebter Hand
steht mir der Himmel nicht mehr offen
steh ich allein im Niemandsland…“
Sehr poetisch aber nicht gerade eine zeit- oder jugendgemäße Sprache.

Die CD wurde aufwendig eingespielt unter der musikalischen Leitung von Nic Raine mit dem „City of Praque Philarmonic Orchestra“ .

Wo „Ludwig II – Sehnsucht nach dem Paradies“ einen Livebesuch in Frage stellte, macht die Ludwig² CD Lust, auch die Show im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen zu sehen.

Markus Gründig, Juli 2005  

Im schmalen CD Booklet ist zu jedem Song ein Kurz-Inhalt aufgeführt.
Die Ludwig² CD erschien bei Ariola/BMG (82876 68540 2).


Chris Murray „Musical Hits“

”Jesus Christ Superstar”, “Les Misérables”, „Der Glöckner von Notre Dame“ und “The Scarlet Pimpernel” sind nur einige Musicals, in denen der Deutsch-Amerikaner Chris-Murray schon glänzte. Jetzt legte er seine erste Solo-CD vor, die neben diesen Musicals auch noch Songs aus „Elisabeth“, „Jekyll & Hyde“ „Tanz der Vapire“ und „Mozart“ beinhaltet. Insgesamt 18 Songs, mit einer Gesamtspiellänge von 66,33 Minuten.
Als besonderer Highlicht ist noch das brandneue Lied „Nosferatu“ aus dem Wildhorn/Black Musical „Dracula“ mit dabei (Chris Murray ist derzeit in St. Gallen in diesem Stück zu erleben).

Aus allen diesen Musicals wählte Chris Murray ausschließlich die großen dramatischen Hits. Die CD ist ein Potpourri von sehr emotionalen Songs. Keine leichte Kost, nichts zum Kuscheln oder Träumen.
Dafür hervorragend gesungen und leidenschaftlich interpretierte Musicalhighlights.
Am stärksten und wunderbar „losgelöst“ Murray´s „Gethsemane“ aus Jesus Christ Superstar. Das Lied steht als erster (in Englisch) und letzter (in Deutsch) Titel auf der CD, jeweils (!) mit einer Spieldauer von sechs Minuten. Murray gibt sich hier als scharfe Rockröhre. Ebenso gefällt sein „Kitsch“ aus Elisabeth.
Einfühlsam und leidend interpretiert er „Valjeans Monolog“ (Les Mis) und „Das Mädchen von früher“ (The Scarlet Pimpernel).
Murray singt sehr locker und frei, was authentisch und gut klingt. „Die unstillbare Gier“ (Tanz der Vampire) singt er herrlich kraftvoll, gibt sich aber unnötig zurückhaltend brav. Eine eigene Interpretation statt einer Kopie könnte er sich locker leisten und noch mehr aus diesem Song rausholen.

Alle Songs haben aufwendige Backgroundmusik (aufgenommen wurde die CD im Berliner Musicalnet Studio), die sich stark am jeweiligen Original orientiert.
Die CD ist eine klasse Visitenkarten für Chris Murray und nicht nur für seine Fangemeinde eine „Muss“.

Chris Murray „Musical Hits“
Sound of Music in Essen (SOMCD019 soundofmusic.de).


AIDA – Das Musical

Die Geschichte stellt die Frage,
wo der Sinn des Leidens liegt.

Und die Hoffnung gibt als Antwort:
Liebe, die den Tod besiegt.
                                                                         
(Amneris Schlussworte)

Bald ein halbes Jahr ist seit der Premiere von AIDA in Essen vergangen. Nun erscheint in wenigen Tagen (16.2.04) die deutsche CD zum Musical.

Die tragische Liebe zwischen der nubischen Prinzessin Aida und dem ägyptischen Feldherrn in der Version von Elton John & Tim Rice hat mit der Verdi Oper nur den Titel gemeinsam. Die Musik selbst ist Elton John typisch ein Mix aus Rock, Pop und Soul. Gefühlsvolle Balladen (“Ein fernes Land”, “Die Wahrheit”) wechseln mit rockigen Titel (“Wie Vater, so Sohn”), souligen (“Die Sonne Nubiens”),  popigen (“Mein Sinn für Stil”) und herzschmelzenden Duetten (”Von einem Traum verführt”, “Sind die Sterne gegen uns”).

Für alle diejenigen, die das Musical schon gesehene haben, eine lang erwartete Erinnerung an dieses Musical, für alle anderen eine schöne Einführung.

Gesungen von der Essener Premierenbesetzung sind allem Florence Kasumba (Aida), Mathias Edenborn (Radames), Maricel (Amneris), Joel Karie (Mereb) und Christian Vetter (Zoser) zu hören.

Die Beurteilungen zur Besetzung waren nach der Premiere im November gut, aber nicht überall herrschte Begeisterung. Nach hören der CD wird deutlich, weshalb die Wahl auf diese DarstellerInnen gefallen ist. Auf der CD können Sie ihr stimmliches Potential zeigen. Als Zuhörer ist man ganz auf die Stimmen konzentriert, und nicht von Optik und Gestus abgelenkt.

Allen voran gilt die Aufmerksamkeit Florence Kasumba. Ihr ”Licht eines flammenden Sternes” ist mehr als “schon genug” (Manteltanz). Auch wer von der ameriaknischen AIDA Heather Headley verwöhnt ist, Kasumba ist kein Klon. Sie  hat eine eigene, ausdrucksstarke, berührend Stimme mit harmonischem Timbre.

Der gebürtige Schwede Edenborn singt nahezu akzentfrei, mit kernigen Audruck.

Maricel hat mit dem Smash-Hit der Show “Mein Sinn für Stil” den ersten Platz in der Sympathie der Zuschauer, beeindruckt aber auch in “Die Wahrheit”.

Lieder wie “Durch das Dunkel der Nacht”, “Sind die Sterne gegen uns” und “Mein Sinn für Stil” sind die nächsten Anwärter für Musicalhitparaden und werden bei künftigen Musicalgalas nicht fehlen.

Einziger Wehrmutstropfen der CD, die musikalische Begleitung dieser Studio CD. Die Lieder werden stark gesungen, die Musik dabei gleicht jedoch einer billigen Karaoke-CD. Formal korrekt, aber stimmungslos, einlullend eingespielt. So bleibt man zumindest auf die Stimmen und die Liedtexte in der deutschen Übersetzung von Dr. Michael Kunze konzentriert.

Unter den wenigen neuen deutschen Musical CD-Aufnahmen ist Elton John und Tim Rice´s AIDA mehr als eine schöne Erinnerung an eine bunte Show. Die Lieder berühren und verzaubern.

Markus Gründig, Februar 04

Aida: Florence Kasumba
Radames: Mathias Edenborn
Amneris: Maricel
Mereb: Joel Karie
Zoser: Christian Vetter

Das Booklet zur CD enthält viele Bilder der Essener Aida-Produktion und sämtliche deutsche Songtexte.

Zu bestellen ist die CD u.a. bei musical-shop.de  und soundofmusic.de  .