Europäischer Erfahrungsaustausch zu inklusiven Kulturangeboten in Rhein-Main

Europäischer Erfahrungsaustausch zu inklusiven Kulturangeboten in Rhein-Main für Menschen mit Behinderungen ~ Foto: KulturRegion/Julia Wittwer

Partner aus neun EU-Ländern besuchten auf Einladung der KulturRegion vom 3.-5. September Kulturinstitutionen in Frankfurt und Wiesbaden und tauschten sich mit regionalen Akteur*innen über inklusive Kulturangebote aus

Vom 3. bis 5. September fand das vierte Austauschtreffen im Rahmen des Projekts „OpenRegioCulture – Barrierearme Zugänge zu Kultur“ statt. Dazu eingeladen hatte die KulturRegion FrankfurtRheinMain, als eine von neun europäischen Partnerregionen, die an dem vom Interreg Europe Programm kofinanzierten Projekt teilnehmen. Im Zentrum des auf vier Jahre angelegten Vorhabens steht der europäische Erfahrungsaustausch über die Entwicklung und das Durchführung von barrierearmen Kulturveranstaltungen, das methodische Vorgehen sowie das Erarbeiten praktischer Leitlinien, um zum Nachmachen zu motivieren.

Regionaler Ausgangspunkt in der Metropolregion FrankfurtRheinMain sind die im Kulturentwicklungsplan (KEP) der Landeshauptstadt Wiesbaden dokumentierten Orientierungsrahmen für Barrierefreiheit.

Die KulturRegion setzte ihren Schwerpunkt beim europäischen Austauschtreffen auf inklusive Kulturangebote speziell für Menschen mit Seheinschränkungen und blinde Personen. Mit den EU-Partnern standen gemeinsame Besuche von Kultureinrichtungen in Frankfurt am Main und Wiesbaden auf dem Programm.

Europäischer Erfahrungsaustausch zu inklusiven Kulturangeboten in Rhein-Main für Menschen mit Behinderungen
Foto: KulturRegion/Katrin Schander

In Frankfurt am Main ging es in das Künstler*innenhaus Mousontum und das Dialogmuseum. In der Landeshauptstadt Wiesbaden gab es Führungen durch das sam – Stadtmuseum am Markt, das Kunsthaus Wiesbaden, das Museum Reinhard Ernst und das Schloss Freudenberg zu erleben.

Im Anschluss an das inklusive Angebot wurden die gemachten Erfahrungen mit Blick auf die eigene Praxis im jeweiligen Land in der Gruppe reflektiert, um voneinander zu lernen. Es wurde deutlich, dass es bereits viele unterschiedliche Kulturangebote für Menschen mit Behinderungen in der Rhein-Main-Region gibt, von der inklusiven Kunstführung, über Tastführungen im Theaterraum hin zu tastbaren Objekten im Ausstellungsraum, oder ganzen Ausstellungsparcours im Dunkeln. Viele Institutionen haben sich auf den Weg gemacht, Zugänge zu Kultur für unterschiedliche Bedürfnisgruppen oft auch mit wenig vorhandenen Mitteln zu ermöglichen.

Eine weitere wichtige Erkenntnis war, wie das Erleben der Dunkelheit die Sinne und das Empathievermögen schult, zum Beispiel im lichtlosen Parcours des Dialogmuseums oder beim Bestellen eines Getränks in der Dunkelbar im Schloss Freudenberg.

Beim Rollentausch mit den blinden oder sehbehinderten Expert*innen, die die Besucher*innen jeweils anleiteten, wurde Inklusion unmittelbar erlebbar. Diese Erkenntnisse und Erfahrungen sind für das Projekt und die mögliche Übertragung auf die jeweilige Praxis im eigenen Land sehr wertvoll und richtungsweisend.

Europäischer Erfahrungsaustausch zu inklusiven Kulturangeboten in Rhein-Main für Menschen mit Behinderungen
Foto: KulturRegion/Katrin Schander

Im Schloss Freudenberg trafen die EU-Partner zudem auf regionale Akteur*innen aus Politik und Kultur sowie Initiativen aus dem Bereich Inklusion in Rhein-Main. Die Tanz-Performance „Moving Through Imperfect Time“ im Schlossfoyer leitete in den europäischen Erfahrungsaustausch rund um inklusive Kulturangebote über. Sie handelte von der Beschreibbarkeit und dem zeitversetzen Erleben von Bewegungen im Raum und öffnete mit einer offenen Audiodeskription in Deutsch und Englisch spannende Erfahrungsräume für blinde, seheingeschränkte und sehenden Personen im Publikum gleichermaßen.

„Wir glauben, dass Kultur durch die Beteiligung jedes Einzelnen geprägt wird, dass sie in vielen Bereichen wirkt und eine Grundlage unserer politischen und sozialen Interaktionen ist“, sagte Christoph Degen, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, in seinem an die internationalen und regionalen Gäste gerichteten Grußwort im Schloss Freudenberg.

„Die Entwicklung der Kultur ist kein einseitiger Prozess, bei dem Verwaltungen und Institutionen den Bürger*innen und dem Publikum etwas beibringen. Es ist ein Prozess der gemeinsamen Gestaltung. Indem vielfältige Sichtweisen einbezogen werden, gewinnen wir Erkenntnisse und Impulse, die die Kultur für alle bereichern“, ergänzte Bettina Gies, Stadträtin der Landeshauptstadt Wiesbaden.

„Projekte wie OpenRegioCulture zeigen besonders deutlich, wie wichtig es ist, ein nachhaltiges und dauerhaftes Netzwerk aufzubauen, in dem wir nicht nur unsere Ideen, sondern auch unsere Fragen austauschen und zu einem aktiven Kulturfeld beitragen“, würdigte Dr. Ina Hartwig, Aufsichtsratsvorsitzende der KulturRegion und Dezernentin für Kultur und Wissenschaft in Frankfurt am Main, das Projektvorhaben.

Bis in die Abendstunden dauerte der Erfahrungsaustausch in den Wiesbadener Erlebnisräumen im Schloss Freudenberg und wurde am nächsten Tag mit dem Workshop „Building Capacity“ zur Sensibilisierung im Umgang mit blinden und seheingeschränkten Menschen und dem Abbau von Barrieren in Kunst und Kultur in der Geschäftsstelle der KulturRegion fortgesetzt.

Im weiteren Projektverlauf steht als nächstes ein weiteres Austauschtreffen mit dem Besuch von Kulturinstitutionen in der Partnerregion Zuid-Limburg, Niederlande, im März 2026 auf der Agenda.

Kooperationspartner im Projekt sind neben der Małopolska Region und Małopolska Institute of Culture in Kraków (Polen), Maramureș County (Rumänien), Hajdú-Bihar county (Ungarn), Central Greece Region (Griechenland), Corsica Region (Frankreich), Stichting VVV Zuid-Limburg/ Visit Zuid-Limburg (Niederlande), Riga Planning Region (Lettland), KMOP Policy Center ASBL (Belgien) und die KulturRegion FrankfurtRheinMain gGmbH (Deutschland).

Weitere Informationen über das Projekt finden sich unter: interregeurope.eu/openregioculture.

„OpenRegioCulture” wird aus dem Interreg Europe-Programm der Europäischen Union gefördert.

krfrm.de