Die Spielzeit 2024/2025 an der Bayrischen Staatsoper München

Spielzeitpräsentation 2024/2025 der Bayrischen Staatsoper München ~ © W. Hoesl

Staatsintendant Serge Dorny und Laurent Hilaire, Direktor des Bayerischen Staatsballetts, stellten heute das Programm der Spielzeit 2024/2025 vor.

Seit es Literatur, Theater und Oper gibt, zeigen sie uns, dass die Liebe Paradies, Fegefeuer und Hölle sein kann – jene drei Bereiche der Divina Commedia, der Göttlichen Komödie, die der Dichter Dante Alighieri durchwandert, nachdem er sich in der selva oscura, dem dunklen Wald, wiederfindet. Diese Wanderung soll in der Spielzeit 2024-25 an der Bayerischen Staatsoper thematisiert werden. Die großen Stationen der Liebe werden hier durchschritten, ganz im Sinne Racines:
All meine Augenblicke schwanken ohne Unterlass von Angst zu Zuversicht, von Zuversicht zu Raserei.

Das Wesen der Liebe besteht genau darin: in einem Schwindel erregenden Changieren zwischen Gnade und Verdammnis, Glück und Unglück, Ekstase und Agonie.

Spielzeitpräsentation 2024/2025 der Bayrischen Staatsoper München
Staatsopernintendant Serge Dorny

© W. Hoesl

Neue Opernproduktionen:

Liebe ist undenkbar ohne ihre dunkle Doppelgängerin, die Eifersucht. Sie verzehrt und tötet, verzehrt sich selbst und tötet ihr Gegenüber – so wird sie in dem Doppelabend Cavalleria rusticana / Pagliacci dargestellt.

Liebe als unerreichbare Sehnsucht, die sich stets entzieht, wie der Horizont, den man nie berühren kann: Dies ist die Liebe, wie Káťa Kabanová sie fühlt, Liebe als einziger Ort des Zu-sich- selbst-Findens. Diese Liebe verwandelt sich schließlich in einen Albtraum, der zum Tod der Titelheldin in den Fluten der Wolga führt.

Liebe ist essenzieller Bestandteil der Mythologie: die Liebe zwischen Göttern und Sterblichen. Ein Paradebeispiel ist die Liebe Jupiters zu Danae, die Liebe im Goldregen, wie sie Richard Strauss in Die Liebe der Danae feiert. Das Stück wurde 1952, also nach dem Tod des Komponisten, bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, unter der Leitung von Clemens Krauss, dem großen Dirigenten, der zugleich einer der Generalmusikdirektoren der Bayerischen Staatsoper war.

Auch in Don Giovanni, jenem allumfassenden Meisterwerk, spielt Liebe die zentrale Rolle: Der Titelheld nimmt sich die Liebe einfach – wenn es denn tatsächlich Liebe ist. Gespiegelt wird diese Eroberungsgier in seinem Freiheitsdurst – und dieser unbedingte Freiheitswille führt zum Untergang.

Im Kontrast dazu steht eine der wenigen heiteren Opern Gaetano Donizettis mit der sonnendurchfluteten Liebe, die in La Fille du régiment erstrahlt, fast schon eine musikalische Komödie mit zahlreichen wunderbar virtuosen Arien – ein musikalisches und stimmliches Feuerwerk.

Liebe als Inbild geduldiger Treue wird in Pénélope thematisiert, dem viel zu selten gespielten Werk von Gabriel Fauré, das an der Bayerischen Staatsoper zum ersten Mal erklingt. Es ist die Feier der Liebe eines Paares, voller Gelassenheit und Kraft, aber auch voller Tragik, denn Odysseus – den „vielgewanderten Mann“ – zu lieben heißt, jemanden zu lieben, der einem ständig entflieht.

Liebe kann aber auch geleugnet werden: In Richard Wagners Das Rheingold liefert der Berater Loge eine poetische, aber durchaus ironische Beschreibung davon, Er weiß, man kann darauf verzichten, man kann sie verfluchen, um zu uneingeschränkter Macht zu gelangen. Das Rheingold thematisiert die Abkehr von der Liebe, und die ganze Geschichte des Ring des Nibelungen dreht sich um ihre Wiedererlangung: von der Verfluchung der Liebe bis zur Erlösung durch ebendiese – vier Opern mit der Liebe als ihrem Gravitationszentrum. Das Rheingold ist der erste Baustein der neuen Ring-Tetralogie, die 2027 vollendet sein wird.

In der Oper wie im Theater ist häufig weniger die Liebe das Thema als vielmehr der Kampf und das Unglück, die sie hervorruft: keineswegs das Paradies, sondern die Hölle, in die Dante einige seiner größten Liebespaare versetzt hat. Keine Rose ohne Dornen, keine Liebe ohne Hölle. Liebe wiederum – so beschreibt es Dante in den eingangs angeführten Versen – überdauert das Leben auf Erden.

In der dritten Ausgabe des Ja, Mai Festivals werden wir zwei Opern zeigen. welche die Schwingungen, Tiefen und Geheimnisse des menschlichen Herzens ausloten und dabei den weiblichen Blick betonen: Matsukaze von Toshio Hosokawa und Das Jagdgewehr von Thomas Larcher. Matsukaze, das ist die Geschichte zweier Schwestern, die einen Mann so sehr lieben, dass sie auch nach seinem Tod noch auf ihn warten.

Das Jagdgewehr basiert auf einem Roman von Yasushi lnoue und schildert einen Mann, der sich mit drei Frauen konfrontiert sieht: seiner Geliebten, seiner Ehefrau und der Tochter seiner Geliebten. Drei Gefühle im Kielwasser der Liebe: Trauer, Kälte, Leidenschaft. Drei Frauen, die sich mit den feinsten Regungen des Herzens und der Illusion der Gefühle besser auskennen als jeder Mann. Wir nähern uns diesen zeitgenössischen Werken über Madrigale von Claudio Monteverdi an – eine Brücke, die deutlich macht, dass Musik epochenübergreifend ist.

Münchner Opernfestspiele 2025

Die Münchner Opernfestspiele 2025 präsentieren wie gewohnt die aktuellen Neuproduktionen der Saison, ergänzt durch eine reiche Auswahl an Repertoirevorstellungen. Der Festspiel-Fokus liegt diesmal auf der Mythologie, der neben der Bibel fruchtbarsten Inspirationsquelle für Komponist:innen.

Seit der Entstehung der Oper, beginnend mit den Orpheus-Vertonungen von Jacopo Peri und Claudio Monteverdi, hat die Mythologie Komponist:innen inspiriert. Mythen, jene Erzählungen von Macht und Liebe, von der Liebe zur Macht, von der Schwäche und der Kraft des menschlichen Seins: die griechische Mythologie – Pénélope, Die Liebe der Danae; die römische Mythologie mit Dido and Aeneas aus der Aeneis Vergils; die slawische Mythologie mit Rusalka und natürlich die germanische und nordische Mythologie, jener Schatz, durch den die Fantasie und die Kunst Richard Wagners so sehr angeregt wurden – Lohengrin und Das Rheingold. lm Grunde gleichen sich Mythologie und Oper: Beide erzählen uns Geschichten, die uns auch heute noch etwas zu sagen haben und die der Menschheit ihre Menschlichkeit vor Augen führen. Ihr Echo, ihre Ergänzung und Erweiterung findet diese programmatische Linie in den Liederabenden Drominenter Sängeninnen der Gegenwart.

Akklamierter Künstler:innen

Das interpretatorische Ausloten der Abgründe der Liebe zwischen Hölle und Paradies liegt in den Händen zahlreicher international akklamierter Künstler:innen. Vladimir Jurowski, Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, wird mit dem Rheingold den ersten Teil der Neuproduktion von Richard Wagners Der Ring des Nibelungen in der Regie von Tobias Kratzer gestalten und mit Wolfgang Amadeus Mozarts Don Giovanni in der Regie von David Hermann einen weiteren Teil des Da-Ponte-Zyklus dirigieren.

Stefano Montanari kehrt für Gaetano Donizettis La Fille du régiment ans Pult des Bayerischen Staatsorchesters zurück, Regie führt Damiano Michieletto.

Sebastian Weigle übernimmt die Musikalische Leitung bei Claus Guths Neuinszenierung der Liebe der Danae von Richard Strauss.

Mirga Grazinyte-Tyla dirigiert mit Leoš Janáèeks Kát’a Kabanová eines der Hauptwerke des musikalischen Expressionismus, bei dem Krzysztof Warlikowski Regie führen wird.

Francesco Micheli inszeniert das Verismo-Doppel Cavaileria rusticana / Pagliacci von Pietro Mascagni und Ruggero Leoncavallo, Daniele Rustioni dirigiert.

Gabriel Faurés impressionistische Orchesterfarben in Pénélope finden in der Dirigentin Susanna Mälkki ihre musikalische, in der Regisseurin Andrea Breth ihre szenische Anwältin, Thomas Larchers Das Jagdgewehr und Toshio Hosokawas Matsukaze, die beiden Produktionen des Ja, Mai Festivals, werden von Ulrike Schwab sowie Lotte van den Berg und Tobias Staab inszeniert.


Das Bayerische Staatsballett:

Spielzeitpräsentation 2024/2025 der Bayrischen Staatsoper München
Laurent Hilaire, Direktor des Bayerischen Staatsballetts

© W. Hoesl

Die erste Premiere der Ballettcompagnie erzählt in Pierre Lacottes La Sy/phide vom Zerrbild einer Liebe, die in dieser Welt nicht zu erreichen ist. Der Protagonist James verliebt sich in eine geflügelte Waldfee. verliert den Bezug zur Realität und erlebt seine eigene Höllenfahrt.

In der Ballettfestwoche präsentiert das Bayerische Staatsballett einen dreiteiligen Abend mit dem Titel Wings of Memory. Diese Produktion vereint für eine einmalige Vorstellungsserie Jiri Kyliáns Bella Figura, Sidi Larbi Cherkaouis Faun sowie Pina Bauschs epochemachende Version von Le Sacre du printemps. Mit Blick auf Dantes Liebeskonzeption ist in diesen drei Werken das Paradies ausschließlich in der bedingungslosen Ehrlichkeit zu finden.

Sol León und Paul Lightfoot kuratieren zu den Münchner Opernfestspielen die dritte Ausgabe der Reihe Sphären. die ganz dem zeitgenössischen Tanzschaffen gewidmet ist. Paradies, Purgatorium und Hölle sind für das Choreographen-Duo in jedem Augenblick unserer Existenz präsent und ausschließlich durch die Liebe zum Leben zu bewältigen.

Der mehrteilige Ballettabend Wurzeln und Blätter eröffnet die Saison des Bayerischen Staatsballetts im Rahmen des UniCredit Septemberfests.


Das Bayerische Staatsorchester

Nach einer Vielzahl von besonderen Konzerten und Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 2023 knüpft die Spielzeit 2024-25 nahtlos an die Vielfalt und Exzellenz an, für die das Orchester in München und weltweit geschätzt wird.

Große Symphonik, exzellente Solist:innen und spannende Newcomer in den Akademiekonzerten versprechen aufregende Abende mit berühmten und seltenen Werken, die in teils ungewohnten Kombinationen ein neues Licht auf vermeintlich vertraute Kompositionen werfen. Die nunmehr über zweihundertjährige Tradition der Akademiekonzerte wird auch unter der Künstlerischen Leitung von Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski fortgeführt, der selbst drei Programme dirigiert. Außerdem stehen Debüts mit den jungen Dirigenten Thomas Guggeis und Tarmo Peltokoski auf dem Plan, Krzysztof Urbañski kehrt zurück ans Pult. Vokalsoli übernehmen Aigul Akhmetshina, Hanna-Elisabeth Müller, Emily Sierra, Daniel Behle, Christof Fischesser und Matthias Goerne, mit Solokonzerten sind Emanuel Graf (Violoncello) und Daniel Lozakovich (Violine) zu erleben.

Exquisite Kammermusikformationen, vom Streich- und Bläserquintett über Hornensemble bis zur großen Achterbesetzung werden in der Allerheiligen Hofkirche und im Cuvillies-Theater zu erleben sein. Die Themenkonzerte bringen neuerlich einen Austausch von Musik und Wissenschaft. Außerdem freuen wir uns auf die Nachwuchsprojekte mit der Hermann-Levi-Akademie und dem Jugendorchester ATTACCA.

[Serge Dorny, Bayerische Staatsoper München]


Ab sofort kann für alle Vorstellungen der Spielzeit 2024–25 eine schriftliche Bestellung über das Online-Formular im Spielplan der Bayerischen Staatsoper abgeben werden. Die Bearbeitung der Bestellungen beginnt drei Monate vor dem jeweiligen Vorstellungsdatum. Bestellungen für Vorstellungen im September und Oktober 2024 werden ab dem 20. Juni 2024 bearbeitet.

Ab zwei Monaten vor dem jeweiligen Vorstellungsdatum beginnt der Online-, Telefon- und Schalterverkauf. Fällt dieser Tag auf einen Sonn- oder Feiertag, beginnt der Verkauf bereits am Werktag davor.

Ausführliche Informationen zum neuen Spielplan, den neuen Produktionen und die Abonnement-Serien gibt es unter staatsoper.de.