Catriona Morison als Vertretung für Claudia Mahnke beim Liederabend an der Oper Frankfurt

Liederabend Catriona Morison (Mezzosopran) und Malcolm Martineau (Klavier) ~ Oper Frankfurt, 29. März 2022 ~ Malcolm Martineau, Catriona Morison ~ © Barbara Aumüller (szenenfoto.de)
kulturfreak Bewertung: 4 von 5

Die Mezzosopranistin Claudia Mahnke zählt seit über 15 Jahren zum Ensemble der Oper Frankfurt, im Juli 2021 wurde sie dort mit dem Titel Kammersängerin geehrt (wie zuvor 2006 an der Staatsoper Stuttgart). Nicht nur beim Publikum der Oper Frankfurt ist sie sehr beliebt, auch weltweit zählt sie zu den gefragtesten Mezzosopranistinnen. Ihren für den 29. März 22 geplanten Liederabend an der Oper Frankfurt musste sie jedoch bedauerlicherweise aus gesundheitlichen Gründen absagen.

Als Vertretung konnte die Oper Frankfurt ausgezeichneten Ersatz finden: Die Mezzosopranistin Catriona Moriso und Malcolm Martineau als ihr Begleiter am Klavier. Beide kommen gebürtig aus Schottland. Allein ihre Bereitschaft so kurzfristig einen großen Liederabend zu ermöglichen, zudem in Zeiten der Corona-Pandemie, verdient ein Extralob.

Liederabend Catriona Morison (Mezzosopran) und Malcolm Martineau (Klavier)
Oper Frankfurt, 29. März 2022
Malcolm Martineau, Catriona Morison
© Barbara Aumüller (szenenfoto.de)

Das von Catriona Morison gewählte Programm war von den Komponisten her ähnlich zu dem ursprünglich von Claudia Mahnke angekündigten, ein Zufall. Es ist größtenteils auch auf Morisons vor einem Jahr erschienenen CD „The Dark Night Has Vanished“ enthalten, die sie gemeinsam mit Malcolm Martineau eingespielt hat (Label: Linn).

Neben Klassikern wie Brahms, Grieg, Mahler und Schumann stellte Morison auch vier Lieder der zu Unrecht weniger bekannten Josephine Lang (1815 – 1880) vor. Die sechsfache Mutter, Pianistin und Sängerin war auch eine produktive Liedkomponistin der Romantik. Von einer grenzenlosen Liebe erzählt das innig vorgetragene „Ob ich manchmal Dein gedenke?“ („Dein zu denken ist mein Leben, Dich zu lieben ist mein Sein“). Wie überhaupt das Thema Liebe bei den ausgewählten Liedern einen Schwerpunkt bildete, auch wenn diese ihre dunkle Seiten hat („Mignons Klage nach Goethe: „Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide!“).

Catriona Morison kann mühelos und schnell zwischen lebhaften, heiteren und sehr besinnlichen Liedern wechseln und ihren Ausdruck umgehend anpassen. So wirkte sie den ganzen Abend über sehr souverän. Ihre Erfahrung beim Liedgesang ist unverkennbar. 2017 gewann sie als erste Sängerin aus Schottland den Hauptpreis beim BBC Cardiff Singer of the World Wettbewerb 2017. Ausgezeichnet ist ihre Fähigkeit, den leisen Tönen viel Ausdruck zu verleihen und die Gestaltung der lyrischen Bögen. Die Stimme klingt frei und unbeschwert. So entstehen immer wieder besonders intensive Momente. Wie bei Brahms „Alte Liebe“ oder „Von ewiger Liebe“. Nicht auf ihrer Debüt-CD enthalten sind die fünf Rückert-Lieder von Gustav Mahler. Sie stellte diese an das Ende Ihres Programms und wählte als letztes Lied „Ich bin der Welt abhanden gekommen“, womit sie den Abend mit konzentrierter Ausdruckskraft beendete.

Während der Abend für Morison das Debüt an der Oper Frankfurt war, stellte er für den versierten Malcolm Martineau eine Art Heimkommen dar, begleitete er doch hier schon viele namhafte Sänger:Innen. Morison konnte sich ganz auf ihn verlassen.

Am Ende gab es viel Applaus, für den die beiden sich mit zwei nunmehr auf Englisch gesungenen schottischen Volksweisen bedankten (in Arrangements von Benjamin Britten und Claire Liddell) . Gerne hätte man von dieser Art noch mehr gehört.

Markus Gründig, März 22


Die Zugaben:

Ca’ the yowes“ (1794) im Arrangement (1951) von Benjamin Britten (1913-1976)
Ye banks and braes“ (1791) im Arrangement (ca. 1976) von Claire Liddell (*1937)
Bei beiden Titeln handelt es sich um schottische Volkslieder (Traditionals) nach Texten von Robert Burns (1759-1796).