Bäppis Theatrallalla: Miss Moppel 16:50 nach Offenbach

Miss Moppel 16:50 nach Offenbach (© Bäppis Theatrallalla)
Miss Moppel 16:50 nach Offenbach (© Bäppis Theatrallalla)
kulturfreak Bewertung: 4 von 5

Sie sind Kult und werden auch fünfzig Jahre nach Entstehung immer wieder im Fernsehen ausgestrahlt: die Agatha Christie Kriminalromanverfilmungen aus der Serie Miss Marple. Einer der größten Fans dieser Serie ist Thomas Bäppler-Wolf, in Frankfurt besser als Bäppi bekannt und beliebt. Für den umtriebigen Entertainer, Schauspieler, Travestiekünstler und Stadtverordneter war es ein lang gehegter Wunsch, die Figur der Miss Marple auch auf die Bühne seines Theatrallalla-Theaters zu bringen. Das hat der Vollschlanke nun geschafft, natürlich auf seine ganz eigene Art und Weise: als eine herrliche und liebenswerte Kriminalparodie. Statt 16 Uhr 50 ab Paddington (wie bei Agatha Christie ) heißt es bei ihm Miss Moppel 16:50 nach Offenbach. Unterstützt wurde er dabei von Timo Becker, Theaterpädagoge, Dipl. Sozialpädagoge und Kabarettist (bekannt aber auch als Malte Anders mit seinem Programm „Rent a Gay“), der das mit sehr viel Frankfurter Lokalkolorit ausgestattete Buch für diesen ungewöhnlichen Krimi geschrieben hat. Als Frankfurter Schlappmaul kann es Bäppi natürlich auch nicht lassen, zusätzlich tagesaktuelle spitze Bemerkungen in die Aufführung einfließen zu lassen.

Die Handlung spielt nicht in England, sondern im Gasthaus „Flotten Fichte“ in Frankfurt-Oberrad. Dort wurde in Richtung Stadtgrenze Offenbach an der Haltestelle Oberrad Waldfriedhof die Leiche der Edelprostituierten Svetlana Farakowski gefunden. Nicht nur, dass sie mit einer Damenstrumpfhose erdrosselt wurde, zwischen ihren Beinen fand man zudem ein Bund Pimpernell vor. Und kaum haben die Ermittlungen begonnen, kommt es schon bald zu weiteren mysteriösen Morden (von denen auch Lokalmatadoren wie der Oberbürgermeister oder der nackte Jörg nicht verschont werden). Die Morde stehen stets in Verbindung zu einem der sieben Kräuter der Frankfurter Grünen Soße (neben Pimpernell sind dies bekanntermaßen Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Sauerampfer und Schnittlauch).

Es ermittelt nicht nur die ehemalige Schützenkönigin und wie der frische Morgentau jungfräuliche Miss Moppel (neben seiner anzüglichen Zunge auch ein perfekter Grimassenschneider: Thomas Bäppler-Wolf), sondern auch eine Sonderermittlerin, die sonst eifrig an Falschparker Strafzettel verteilende Politesse Gaby Ebert. Dazu treten weitere, reichlich kurios oder zwielichtig wirkende Personen auf, wie der ständig Selfies schießende schwule Pilot Lutz Hansa, ein buddhistischer Mönch (der sich später als oberster Zuhälter André Nitrovic entpuppt) oder ein Friedhofsgärtner. Da ist es schon nicht immer ganz leicht, den Überblick zu bewahren.

Die zahlreichen Rollen werden von nur vier Personen gespielt. Neben Bäppler-Wolf sind dies in Mehrfachbesetzungen Thomas Koob (als Wirtshauschefin Tante Minna, beseelter Mönch, trinkfreudiger Rolf Moreno und derber Nitrovic), hr3-Moderator Mathias Münch (als im Visier des Mörders stehender Lutz Hansa und als engagierter Friedhofsgärtner) und Eva Völl (als attraktive Kriminologin in spe und mit holländischen Akzent sprechend als Nichte Dortje). Sie alle sind mit großem Spaß dabei, der sich von der ersten Szene bis zum überraschenden Schluss innerhalb der kurzweiligen zwei Stunden Spielzeit (inklusive Pause) auf das Publikum überträgt. Als Zugabe rundet ein gemeinschaftlich vorgetragenes Schunkel- und Mitklatschlied, das das Zeug zum regionalen Hit hat, den höchst amüsanten Abend ab („Das ist die große Grüne Soße)“.

Markus Gründig, August 2018

Miss Moppel 16:50 nach Offenbach
Theatrallalla Frankfurt
Besuchte Vorstellung: 30. August 2018

www.theatrallalla.de