Musikalische Diversität bei Catherine Gordeladzes neuer CD »Caprice Brillant«

Catherine Gordeladze: Caprice Brillant (© ANTES Edition)

Schon in der Madrigalkunst des 16. Jahrhunderts finden sich Stücke, die einen launischen Ausdruck aufweisen und seitdem als Capriccio bezeichnet werden. Im Französischen steht das Wort „caprice“ für Laune, im Italienischen tut es das Wort „Capricci“. Im Bereich der Klaviermusik gewann das Capriccio ab dem 17. Jahrhundert an Bedeutung. Im frühen 18. Jahrhundert komponierte 1704 der damals 19-jährige Johann Sebastian Bachs das Capriccio Sopra la lontananza del suo fratello dilettissimo, BWV 992, also ein Capriccio auf die Abreise des geliebten Bruders.

Die georgisch-deutsche Pianistin Catherine Gordeladze stellt dieses aus sechs kurzen Teilen bestehende Capriccio an den Anfang ihrer neuesten CD , die im Mai 2020 beim Label Antes Edition erscheint und in Co-Produktion mit dem Hessischen Rundfunk entstanden ist.

Catherine Gordeladze ist Preisträgerin verschiedener Wettbewerbe. Sie gastiert auf den wichtigsten Konzertpodien und spielt national und international mit namhaften Orchestern. Sie hat einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main inne und unterrichtet seit 2019 als Dozentin im künstlerischen Hauptfach Klavier an der Kalaidos Musikhochschule Zürich.

Mit „Caprice Brillant“ präsentiert sie ihre ganz persönliche Auslese von Capricen, die mit ihrem scherzhaften und launenhaften Charakter hervorragen. Darunter finden sich bekannte und auch selten gespielte Raritäten der Klavierliteratur. Sie spannt einen Bogen über drei Jahrhunderte und viele musikalische Stile. Das außergewöhnlichste und interessanteste, und mit knapp zehn Minuten längste Stück, ist Capriccio No. 1 (Op. 71 von 1992) des gebürtigen Ungarn und seit Langem in Moskau lebenden Komponisten Nikolai Kapustin (* 1937), der für virtuosen Jazz in klassischer Form steht. Bei diesem außergewöhnlichen Stück, einer Symbiose von Jazz- und Zwölftonmusik, stellt Gordeladze nicht nur ihre besondere Musikalität und Virtuosität unter Beweis, sie hat es mit hohen Aufwand aus dem vom Schott Verlag zur Verfügung gestellten Manuskript des Komponisten erarbeitet (da es bislang nicht als notierte Musik vorlag).

Das titelgebende „Caprice Brillant“ (Op. 63 sur „La Traviata“ nach Giuseppe Verdi) stammt vom österreichischen Komponist Alfred Jaëll (1832 – 1882) und stellt eine schöne Rarität dar. Daneben finden sich auf dieser einfühlsamen Einspielung, Werke von Ludwig van Beethoven (1770 – 1827; das wohl bekannteste Stück der CD „Rondo Alla Ingharese quasi un Capriccio „Die Wut über den verlorenen Groschen“; Op. 129)), Muzio Clementi (1752 – 1832), Leopold Godowsky (1870 – 1938), Franz Liszt (1811 – 1886), Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) und Moritz Moszkowski (1854 – 1925).

Das 16-seitige zweisprachige (Deutsch und Englisch) Booklet beinhaltet neben einem ausführlichen Vorwort von Catherine Gordeladze auch detaillierte Informationen zu Komponisten und Stücken.

In den kommenden Wochen ist auch eine Konzerttournee mit diesem Programm geplant.

Markus Gründig, April 20


Catherine Gordeladze: Caprice Brillant


Antes Edition / Bella Musica
BM319306
Co-Produktion mit dem Hessischen Rundfunk (hr2 kultur)
Gesamtspielzeit: 76:13
Im Handel ab 25. Mai 2020

bella-musica.de
catherinegordeladze.de

CD-Vorstellung auf YouTube: youtu.be/PuAKzUVkcNc