Gastspiel »Friends of Forsythe« im Museum Reinhard Ernst im Rahmen der Internationalen Maifestspiele

Friends of Forsythe (TANZ Karlsruhe 2023; Foto: Bernadette Fink)

Die Programmvielfalt der Internationalen Maifestspiele Wiesbaden ist umfangreich. Neben Oper, Theater, Konzert und Projekten, zählt auch der Tanz dazu. Diese Sparte feierte am 2. Tag der Maifestspiele ihre Premiere. Sie fand außerhalb des Staatstheaters, im nah gelegenen Museum Reinhard Ernst statt. Es ist Wiesbadens jüngstes Museum (die Eröffnung war im Juni 24). Seine Heimat hat das Museum in einem spektakulären Museumsneubau des japanischen Architekten und Prizker-Preisträgers Fumihiko Maki (1928-2024). Gezeigt wird darin ausschließlich abstrakte Kunst („Abstraktion zum Staunen, Lernen & Erleben.“).

Da passt der Tanzstil der Choreografielegende William Forsythe sehr gut dazu. In dem von Forsythe und Rauf „RubberLegz“ Yasit kuratierte Stück Friends of Forsythe zeigen eine Tänzerin und fünf Tänzer zeitgemäße tänzerische „Verbindungen“. Es wurde für das Festival TANZ Karlsruhe und das ZKM entwickelt, wo es im November 2023 uraufgeführt wurde. Als Gastspiel war es jetzt an drei Tagen in Wiesbaden zu erleben.

Getanzt wurde auf einer quadratischen flachen Bühnenfläche im Maki-Forum des Museums. Dies ist ein multifunktional nutzbarer Veranstaltungsraum mittlerer Größe im Erdgeschoss. Viel vom Museum bekommen Besucher von Friends of Forsythe nicht zu sehen. Es ist keine Wanderperformance, wie jüngst Orpheus. Die Kunst zu verlieren des Staatstheaters Mainz im Landesmuseum Mainz. Allerdings besteht natürlich die Möglichkeit, sich die Sammlungen des Museums gesondert ausführlich anzuschauen (wie beispielsweise die aktuelle Sonderausstellung „Helen Frankenthaler. Move and Make“).

Das einstündige Programm Friends of Forsythe besteht aus fünf unterschiedlichen Teilen, sie sind bis zu 15 Minuten lang. Die ständig im tänzerischen Dialog stehenden Tänzer:innen verbinden ihre jeweiligen Tanzstile und entwickeln sie harmonisch weiter bzw. lassen sie verschmelzen.

Friends of Forsythe
TANZ Karlsruhe 2023
(Foto: Bernadette Fink)

Im ersten und zugleich längsten Teil bringen sich zwei ineinander verschlungene Körper auf dem Boden in einem steten Fluss in ständig neue Positionen (Rauf „RubberLegz“ Yasit und Matt Luck). Es ist ein intensives, ständiges Verknoten und Entknoten der beiden Körper. Mit viel Bewegungsreichtum werden Arme und Beine stilvoll und harmonisch in immer neue Positionen und Posen gebracht. Manche nehmen Bezug zum Breakdance, die Mehrzahl ist frei gestaltet.

Andere zeigen kraftvolle und dynamische Interaktionen in stehenden Positionen. Was nicht unbedingt gerade stehend heißt. Ihre Talente als „movement architects“ zeigten Julia Weiss, Brigel Gjoka, Jordan Johnson und Aidan Carberry mit großer Akkuratesse, Eleganz und Energie kraftvoll aus. Alles wirkt erfrischend und lässig.

Getanzt wird ohne musikalische Begleitung. Wäre man bei einem Konzert, würde man von a capella sprechen. Mitunter gibt es ein leises Fiepern zu hören, einmal auch ein paar wenige Sounds. Dafür hört man teilweise das Atmen, Fingergenschnipsel und in die Hände klatschen, was zumeist eine kurzes Ausschalten der Beleuchtung mit sich bringt.

Am Ende viel Beifall für diese Gemeinschaftsarbeit.

Markus Gründig, Mai 25


Die Dresden Frankfurt Dance Company zeigt ab 5. Juni 25 am Schauspiel Frankfurt im Doppelabend Forsythe/Hauert CIVIL SOCIETY: UNDERTAINMENT von William Forsythe.


Friends of Forsythe

Kuratiert von: William Forsythe & Rauf „RubberLegz“ Yasit

Choreografie: William Forsythe / Rauf „Rubberlagz“ Yasit / Matt Luck / Riley Watts / Brigel Gjoka / Aidan Carberry / Jordan Johnson (JA Collective)
Technische Leitung: Niels Lanz
Internationaler Vertrieb: Plan B – Creative Agency

Uraufführung: 17. November 2023 (im Rahmen des Festivals TANZ Karlsruhe 2023, ZKM/Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, Lichthof 4)

Premiere im Rahmen der Internationalen Maifestspiele: 2. Mai 25 (Museum Reinhard Ernst)

Mit: Rauf „RubberLegz“ Yasit, Matt Luck, Julia Weiss, Brigel Gjoka, Aidan Carberry und Jordan Johnson (JA Collective)

staatstheater-wiesbaden.de / museum-re.de