
Das Theater Oberhausen hat gestern seinen Spielplan für die Spielzeit 2025/26 vorgestellt. In dieser besonderen Saison wird das Theater Oberhausen zum Ministerium gegen Einsamkeit.
13 Premieren, darunter sechs Uraufführungen und vier Deutsche bzw. Deutschsprachige Erstaufführungen erwarten das Publikum in einer Saison, in der das Theater zudem durch Umbaumaßnahmen im Vorderhaus offener und zugänglicher gestaltet wird.
Die Spielzeit reflektiert über die Vereinzelung unserer Zeit, feiert die gemeinschaftsstiftende Kraft des Theaters und die Nähe zwischen Publikum und Spielenden in ganz neuen Bühnensituationen auf einer Raumbühne im Großen Haus hinter dem Eisernen Vorhang. Ein Container-Dorf auf dem Will-Quadflieg-Platz schafft Verbindungen ins Marienviertel und etabliert ein Kulturquartier als Ort der Gemeinsamkeit für Oberhausen.
„Nicht erst seit der Pandemie und ihrem Verlust an Verbindungsmöglichkeiten erleben Menschen allen Alters Verlassenheitsgefühle und Isolation. Zu große Einsamkeit macht nachweisbar krank und wirkt zerstörerisch, nicht nur für den einzelnen Einsamen, sondern auch im sozialen und politischen Gefüge. Menschen mit geringer gesellschaftlicher Teilhabe sind besonders häufig betroffen“, schreibt Intendantin Kathrin Mädler im neu erschienenen Spielzeitheft für die kommende Saison. „Einsamkeit ist aber auch eine wilde Kraft und im Theater heroisch: Der Einsame, der Held. Trotzig und stark, entfernt von allen Normen und allem Banalen zieht er seine Kreise. In seiner Abgrenzung ist er subversiv und stiftet an zur Reflexion und Revolution.“
Im Spielplan der kommenden Saison begegnen wir diesen Helden, wenn sich Königssohn Harri in Ewald Palmetshofers Klassikerbearbeitung Sankt Falstaff im Shakespeare‘schen Netz zwischen Freundschaft und Machthunger verfängt, zwei Cowboys am Brokeback Mountain zueinander finden oder die Brüder Karl und Franz in Schillers Die Räuber auf ganz unterschiedlichen Wegen nach Freiheit und Anerkennung suchen.
Wir stoßen aber auch auf Frauen, deren Einsamkeit aus Ausgrenzung und Verstummen resultiert. Die Mutterin Wajdi Mouawads gleichnamigem Stück zerbricht an Flucht und Fremdheit im Exil und möchte ihre Kinder davor bewahren. In Maria Milisavljevićs kürzlich bei den Mülheimer Theatertagen gefeiertem Theatertext Staubfrau erzählt der Fluss von kollektiv verdrängter Gewalt an Frauen.
US-Vizepräsident Vance wollte mit dem Begriff Catladies Frauen ihren Platz weisen. Werkgruppe2 gibt in einem gemeinsamen Projekt mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen denen eine Stimme, für die das kein Schimpfwort ist: Frauen, die mit ihren Haustieren ein erfülltes Leben teilen. Und der gefeierte US-Autor Noah Haidle schreibt mit Human Repertory (OT) eigens ein Auftragswerk für das Theater Oberhausen, in dem er gegen alle Krisendiskurse die menschliche Fähigkeit zur Empathie hochhält.
So entwickelt das Theater seit 2000 Jahren Strategien gegen die Einsamkeit, ob als bissige Komödie (Eine perfekte Hochzeit) oder mutmachendes Märchen (Die Bremer Stadtmusikanten). Es hat die Kraft zu verbinden und zu vernetzen, Menschen ins Gespräch zu bringen und Anziehung statt Abkapselung zu erzeugen. Ein umfassendes Rahmenprogramm, unter anderem mit der Gesprächsreihe Aus aktuellem Anlass und der Performance-Reihe Diversity Voices vervollständigt die Strategie des Ministeriums.
Intendantin Kathrin Mädler: „Das Ministerium gegen Einsamkeit arbeitet künstlerisch und politisch. Künstlerisch – weil die Kunst Nähe schafft und dem, was gerade leer und hart erscheint, Tiefe und Sinn verleiht. Politisch – weil wir glauben, dass zusammen zu kommen und einander in der Vielfältigkeit der Haltungen auszuhalten in dieser Zeit hochpolitisch ist.“
Als Vermittlungs- und Vernetzungszentrale verfolgt das Open Haus schon lange Strategien gegen die Einsamkeit. Die Stadtsparte vernetzt weiterhin die Stadt und das Theater und stellt, oft gemeinsam mit Protagonist:innen der Stadtgesellschaft, ein vielfältiges Programm auf die Beine. Dazu gehören Mitmach-Angebote wie die Stadtbühnen, das vielfältige theaterpädagogische Angebot sowie zahlreiche Community-Veranstaltungen.
In den urbanen Künsten stiftet der Tanz Gemeinschaft. Nach zwei erfolgreichen Jahren ist die Urban-Arts-Sparte ein fester Bestandteil des Theaters Oberhausen und wird so eine Botschafterin des Ministeriums gegen Einsamkeit, wenn die Festivals PottClash und Afro Light die Plätze der Stadt erobern und im Container-Dorf die Blockparty steigt. Beliebte Community-Formate wie die regelmäßigen Tanz-Battles und die vielen tanzpädagogischen Angeboten für Kinder und Jugendliche werden auch in der kommenden Spielzeit fortgesetzt. Mit Gametime eröffnet das Tanz-Ensemble im September erneut die Spielzeit.
Der Vorverkauf für alle Karten im September 2025 startet in diesem Jahr bereits vor der Sommerpause am 1. Juli 2024. Abonnements sind ab dem 10. Mai 2025 erhältlich. Eröffnet wird die neue Spielzeit am 6. September 2025 mit dem traditionellen Theaterfest, diesmal rund um das neue Container-Dorf auf dem Will-Quadflieg-Platz.
Mehr zu den Premieren der Spielzeit 2025/26, das ganze Programm und das neue Spielzeitheft zum online durchblättern auf theater-oberhausen.de.