29. „Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler“ vom 5. bis 25. März in Bensheim

(Making) Woyzeck ~ Schauspiel Essen ~ Woyzeck (Eren Kavukoğlu), Tambourmajor (Mansur Ajang) ~ Foto: Nils Heck

Vom 5. bis 25. März hebt sich im Parktheater Bensheim zum 29. Mal der Vorhang für die „Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler“. Dann bekommt der Theater-Nachwuchs wieder ein begehrtes und vielbeachtetes Forum. Eingeladen sind herausragende Ensembles junger Schauspielkunst von Theatern aus Altenburg/Gera, Aachen, Essen, Magdeburg und vom Team um Regisseurin Marie Schwesinger.

Als Auftakt des renommierten Theater-Festivals stimmt die Jury am 5. März ab 18.30 Uhr auf die „Schauspiel-Woche“ ein und stellt die einzelnen Gastspiele im Gespräch mit den RegisseurInnen und DramaturgInnen vor.


Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs

Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs
Theater Altenburg/Gera
© Ronny-Ristok, Foto: Ronny Ristok

Um 20 Uhr gastiert dann das Ensemble aus Altenburg/Gera mit dem Stück „Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“ auf der Bühne des Parktheaters. Das Stück aus der Feder von Rosa von Praunheim präsentiert dem Publikum zwei Personen, die die deutsche Geschichte nachhaltig auf unterschiedliche Weise geprägt haben: Friedrich den Großen – und Adolf Hitler. Gerüchte um die sexuelle Orientierung, Vorlieben und Erkrankungen der beiden Männer verarbeitet von Praunheim in seiner zwischen Farce und Trash oszillierenden musikalischen Revue. Wo Rechtspopulisten nicht mehr nur auf dem Vormarsch, sondern bereits Teil politischer Willensbildung sind, entzaubert die Produktion farbenfroh quasi nebenbei Sagengestalten der neuen Rechten als alte weiße Männer mit empfindlichen Egos und unvollständigen Genitalien. Der Eintritt ist frei.


Ach! Ein Kleist-Porträt

Ach! Ein Kleist-Portrait
Theater Aachen
© Ben Zurbriggen Fotografie / ben-zurbriggen.ch

Zwei Tage später (7. März) ist das Theater Aachen um 19.30 Uhr mit dem Stück „Ach! Ein Kleist-Porträt“ von und mit Jonas Dumke zu sehen. Basierend auf Briefen des Autors nimmt der junge Schauspieler das Publikum mit auf seine persönliche Reise zu Heinrich von Kleist, mit einer Hommage an seine Sprache, sein Leben – und auch seinen Tod. Ein Solo-Abend, ursprünglich produziert an der Hochschule der Künste Bern, über einen Wortgewaltigen, bei dem die Wörter letztlich im Halse steckenblieben.

Hinweis für Epileptikerinnen und Epileptiker: Bei dieser Veranstaltung werden Stroboskopeffekte eingesetzt, die bei bestimmten Bildfrequenzen unter Umständen epileptische Anfälle auslösen.


Sex und Kartoffeln

Sex und Kartoffeln
Theater Magdeburg
Foto: Andreas Lander / Dorothea Tuch / AndreasLander.de

In „Sex und Kartoffeln“, das am 12. März vom Theater Magdeburg aufgeführt wird, geht es um die schönste Nebensache der Welt und ein Gemüse, das, entwurzelt und geklaut, in Europa einst genauso verteufelt wurde wie Sex und Sexualitäten. Für das Stück wurden 100 Leute gefragt: „Woran denkst du, wenn du an Sex denkst? Woran denkst du, wenn du an Kartoffeln denkst? Und was aus deinem Sexualleben möchtest du gerne auf einer Bühne sehen?“ Die Ergebnisse und Geschichten von 100 Leuten präsentiert das Ensemble in einem ganz persönlichen Theater-Abend – auf der Suche danach, was sein kann, wenn Sex kein Tabu mehr ist, sondern Vergnügen wird.


Werwolfkommandos. Rechter Terror vor Gericht

Werwolfkommandos. Rechter Terror vor Gericht
Foto: Christian Schuller

Das Werk „Werwolfkommandos. Rechter Terror vor Gericht“ setzt sich am 19. März um 19.30 Uhr künstlerisch mit der Sprache im Gerichtssaal auseinander. Über ein Jahr haben Regisseurin Marie Schwesinger und ihr Team Gerichtsprozesse gegen rechte Straftäter besucht, protokolliert und mit ExpertInnen, JournalistInnen, JuristInnen und Betroffenen gesprochen. Der Fokus liegt auf zwei in Frankfurt am Main verhandelten Prozesse: Der um den Mord an Walter Lübcke und den Angriff auf Ahmed I. sowie gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. Theater und Gericht – in keinem Raum spielt die Sprache eine so elementare Rolle. Es geht um die Frage, wann gesprochen, wann geschwiegen wird, es geht um Beanspruchung von Begrifflichkeiten und um Deutungshoheit über Diskurse. Mit welcher Sprache kann auf der Bühne rechten Positionen künstlerisch begegnet werden?


(Making) Woyzeck

Mit „(Making) Woyzeck“ nach Georg Büchner geht das Schauspiel Essen in der Abschlussveranstaltung des Theater-Festivals am 25. März auf das Thema Gewalt und die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung ein. Um 19.30 Uhr erkunden die Schauspielerinnen und Schauspieler Büchners tragische Figur Woyzeck – ein armer Soldat und von allen abhängiger Mensch, der Drangsalierung und Herabsetzungen ertragen muss. Erschöpft und halluzinierend, glaubt er schließlich, den Ehebruch seiner Frau Marie durchschaut zu haben. Aus Eifersucht ermordet Woyzeck die einzige Figur, über die er Macht ausüben kann. Der Femizid am Schluss, eine kaputte, diskriminierende und misogyne Gesellschaft: Aus ihr ausbrechen zu wollen, die Gewalt eben nicht gegen die liebsten Menschen zu richten, sich gegen diese Systematik zu wenden – diesen Wunsch könnte man vielleicht einfach Notwehr nennen.


Die Jury

Zusammengestellt wurde das Programm von einer Jury mit der Vorsitzenden Prof. Dr. Dagmar Borrmann (Dramaturgin und Hochschullehrerin), Antonia Leitgeb (stellv. Leiterin Studiengang Dramaturgie Theaterakademie August Everding), Nicolas Matthews (Ensemblemitglied Schauspiel Essen) und Florian Fischer (Regisseur und Künstler). Sie haben viele Inszenierungen gesichtet und schließlich fünf Aufführungen für die Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler ausgewählt.


Günther-Rühle-Preises für herausragende schauspielerische Leistungen

Zum Abschluss des Festivals am 25. März wird die Preisträgerin oder der Preisträger des mit 3.000 Euro dotierten Günther-Rühle-Preises für herausragende schauspielerische Leistungen von der Jury bekanntgegeben. Neben der Jury kann auch das Publikum nach jeder Vorstellung über die zuvor gesehene Aufführung abstimmen. Nach der letzten Vorstellung werden die Stimmen der ZuschauerInnen ausgewertet und das Stück, das die größte Zustimmung erhält, ebenfalls prämiert. Im Rahmen des Schulprojektes „Theaterkritik“ wird zudem eine Jury aus Bensheimer Schülerinnen und Schülern ihr Votum für die beste Inszenierung abgeben und ihre Begründung für den Preis verlesen.


Die Förderung der jungen Schauspielkunst und des Theaternachwuchses ist eine der wichtigsten Aufgaben der Akademie für Darstellende Künste. Mit der „Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler“, die seit 1996 in Bensheim stattfindet, kommt die Akademie dieser Mission auf besondere Weise nach. Veranstalter ist die Stadt Bensheim gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Sparkasse Bensheim. Gefördert wird sie zudem vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und vom Bergsträßer Anzeiger.

Weitere Informationen auf: stadtkultur-bensheim.deu

Eintrittskarten sind erhältlich bei der Tourist Information, Tel. 06251/8696101, im Medienhaus des Bergsträßer Anzeigers, Tel. 06251/100816, bei der Musikgarage, Tel. 06251/680352, überregional bei allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie im Internet unter reservix.de.

Der Eintritt für die Auftaktveranstaltung ist frei. Die Werkeinführungen beginnen jeweils um 19 Uhr, am 5. März um 18.30 Uhr.