Tschechische Philharmonie spielt dritte Sinfonie von Gustav Mahler im Festspielhaus BadenBaden

Tschechische Philharmonie (© Petra Hajska)

Die Tschechische Philharmonie ist eines der ganz großen Orchester Europas. Dieser Anspruch zeigt sich auch am 20. Januar 2024 im Festspielhaus: Unter der Leitung ihres Chefdirigenten Semyon Bychkov spielt das Prager Orchester die gewaltige dritte Sinfonie von Gustav Mahler. Mahlers musikalisches Weltgemälde verlangt ein überdimensioniertes Orchester, zwei Chöre und eine Gesangssolistin. Die Entstehung der Welt – um nichts weniger geht es in den sechs Sinfoniesätzen.

Bis zum Äußersten

Gustav Mahlers 1896 vollendete dritten Sinfonie ist das umfangreichste Werk im Schaffen des österreichischen Komponisten. Das monumentale Opus ist ein musikalisches Bildnis des Universums und gleichzeitig der Versuch, die Welt zu deuten. Nicht nur aufgrund ihrer gewaltigen Ausmaße, sondern auch in ihrer Klang-Philosophie stellt Mahlers dritte Sinfonie höchste Anforderungen. Mahler selbst spricht von einem „Sommermittagstraum“. Mit dem Erwachen der Natur im ersten Satz beginnt eine epische Reise, eine Suche nach Antworten auf die ewigen Fragen von Glauben und Liebe, Leben und Tod. Gustav Mahler hat den Sätzen seiner dritten Sinfonie ursprünglich programmatische Titel gegeben: „Pan erwacht. Der Sommer marschiert ein“, „Was mir die Tiere im Walde erzählen“ heißt es da, und weiter: „Was mir die Blumen, der Mensch, die Engel oder auch die Liebe erzählen“. Von der Natur, den Tieren und Pflanzen, geht es im Verlauf des Konzerts zum Menschen und schließlich zur (göttlichen) Liebe.

Musikalische Reminiszenzen

Besonders reizvoll ist für die Zuhörer der auch in der dritten Sinfonie zutage tretende Mahlersche Zitierstil. So stellt sich beim Hören ein „Das hab’ ich doch schon mal gehört“-Gefühl ein, ein Ahnen – vertraut und irritierend zugleich. Der Hörnerchoral im ersten Satz kommt einem auch so bekannt vor, weil er sich an Schuberts Hornbeginn aus dessen letzter C-Dur-Sinfonie „erinnert“ und an den C-Dur-Hymnus aus Brahms’ Finale der ersten Sinfonie. Der zweite Satz „erinnert“ an Mozarts Oboenquartett, der dritte, im Hornsolo, an das „Heidschi Bumbeidschi“-Lied, der vierte Satz greift Wagners Erda-Gesang auf und der (sechste) Engelsatz erführt in die Welt des Weihnachtslieds. Im Schluss-Adagio taucht ein Thema auf, dass das Kirchenlied „O Jesu, all mein Leben bist du“ anzustimmen scheint. Dabei tänzeln die Melodien, dann dröhnt Militärmusik, mal vermischen sich mystische Klänge mit leichter Tanzmusik: Aus unterschiedlichsten Musiksprachen und Affekten baut Mahler mit seiner dritten Sinfonie tatsächlich eine ganze Welt.

Im Festspielhaus spielt das gigantische Werk die Tschechische Philharmonie, eines der traditionsreichsten Orchester Europas. Ihr erstes Konzert gab das Prager Orchester am 4. Januar 1896 mit keinem geringeren als Antonín Dvořák am Dirigentenpult. Und auch Gustav Mahler stand schon vor den Musikern der Tschechischen Philharmonie: 1908 dirigierte er die Welturaufführung seiner siebten Sinfonie. Ausgezeichnet wurde die Tschechische Philharmonie u. a. mit zehn „Grands Prix du Disque de l’Académie Charles-Cros“, mit fünf „Grands Prix du Disque de le l’Académie Française“ sowie nominiert für den Grammy und Gramophone Award.

Bis heute ist das traditionsreiche Prager Orchester berühmt für seinen warmen, typisch-böhmischen Klang. Die musikalische Leitung des Konzerts von Tschechischer Philharmonie, Prager Philharmonischem Chor, dem Knabenchor Pueri Gaudentes Choir und der britisch-singapurischen Mezzosopranistin Fleur Barron obliegt Semyon Bychkov.

Weitere Informationen und Tickets: festspielhaus.de
Persönliche Beratung und Reservierung: Tel. 07221 / 30 13 101