»Woyzeck« im Popgewand am Staatstheater Wiesbaden

KI generierter Büchner (Bild: Staatstheater Wiesbaden)

Mit einem Klassiker im jungen, frischen Gewand feiert das Schauspiel des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden sein Spielzeitdebüt im Großen Haus. Am Samstag, den 12. Oktober um 19:30 Uhr kommt Georg Büchners Drama Woyzeck auf die Bühne.

Der preisgekrönte, in der Popkultur beheimatete Regisseur Stefan Pucher setzt den zeitlosen gesellschaftskritischen Stoff heutig und mit viel Musik und Videokunst bildstark in Szene. Mit einer Texttreue zur wegweisenden, fragmentierten Sprache Büchners richtet sich die Inszenierung an ein theateraffines Publikum ebenso wie an junge Menschen, die zum ersten Mal Theater erleben.

Zum Inhalt:

Der Soldat Woyzeck versucht mit Gelegenheitsarbeiten seinen und den Unterhalt seiner Freundin Marie zu sichern. So ist er der Barbier des Hauptmanns, der ihn regelmäßig demütigt. Dem Doktor stellt sich Woyzeck als Forschungsobjekt zur Verfügung. Eine dabei verordnete Erbsendiät hinterlässt bei ihm zunehmend physische und psychische Spuren – so entwickelt er Wahnvorstellungen – die beim Doktor freudiges Interesse erzeugen. Während Woyzeck arbeitet, beginnt Marie eine Affäre mit dem Tambourmajor. Als Woyzeck von der Affäre erfährt, gerät er in einen Strudel aus Hass, Wahn und existentieller Verzweiflung…

Zur Stück:

Büchners Drama besitzt bis heute ungebrochene Aktualität. Neben Woyzeck, der kaum eine Chance auf einen Aufstieg innerhalb des gesellschaftlichen Systems hat, sehnt sich auch Marie, die außer der Versorgung durch ihren Partner keine Absicherung besitzt, nach einem besseren Leben. Inspiriert vom historischen Fall des Soldaten Johann Woyzeck, der 1824 für den Mord an seiner Geliebten hingerichtet wurde, zeigt Büchner auf zugespitzte Weise die Situation einer gedemütigten, überarbeiteten und ausgenutzten Unterschicht und stellt zentrale Fragen: Wie entsteht Gewalt? Welchen Einfluss haben die gesellschaftlichen Bedingungen auf die Entwicklung eines Menschen? Wie steht es um eine kollektive Verantwortung für unseren Umgang miteinander?

Zur Inszenierung:

Für die gewichtige Thematik schufen Regisseur Stefan Pucher, Bühnenbildnerin Nina Peller, Kostümbildnerin Annabelle Witt, die Videokünstler*innen Ute Schall und Hannes Francke und der Musiker Christopher Uhe ein Setting in Popkonzertästhetik: Ein Bühnensteg, der ins Publikum führt, LED-Wände, die überdimensionale Videos projizieren, ein KI-generierter Büchner, Live-Musik und opulente Kostüme kreieren ein intensives Theatererlebnis mit starker Optik und modernen Sounds. Die Darstellung steht dabei nicht im Widerspruch zur Erzählung, sondern ist Ausdruck eines Theaters, das auch im 21. Jahrhunderts seine Relevanz beweist.

Stefan Pucher inszenierte u. a. am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Deutschen Theater und an der Volksbühne am Rosa Luxemburg Paltz Berlin, am Thalia Theater Hamburg, am Burgtheater Wien und am Schauspielhaus Zürich. Mehrfach wurden seine Arbeiten zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

Woyzeck wird auch für Schulklassen empfohlen. Hierfür hat das Theater Material für Lehrkräfte zusammengestellt. Zusätzlich können Einführungen angefragt werden. Interessierte melden sich telefonisch über 0611-132 300 oder gruppenticket@staatstheater-wiesbaden.de.


Woyzeck

Von: Georg Büchner

Premiere am Staatstheater Wiesbaden: Samstag, 12. Oktober 24 (Großes Haus)

Inszenierung: Stefan Pucher
Bühne: Nina Peller
Kostüme: Annabelle Witt
Musik: Christopher Uhe
Video: Ute Schall/Hannes Francke
Dramaturgie: Hannah Stollmayer

Besetzung:

Woyzeck: Abdul Aziz Al Khayat
Marie: Tabea Buser
Tambourmajor: Lennart Preining
Hauptmann: Christian Klischat
Doctor: Adi Hrustemović
Andres: Klara Wördemann
Margreth / Ausrufer: Laura Talenti
Kinder: Statisterie des Hessischen Staatstheaters
Live-Musik: Benjamin Kolloch

Weitere Vorstellungen: Fr, 18.10.; Sa, 26.10.; Fr., 01.11.; Mi., 06.11.; Sa, 30.11., Do, 16.01.; Mi, 12.03., Sa, 29.03., Do, 03.04., jeweils 19.30 Uhr

staatstheater-wiesbaden.de