»Weltwärts«~ Tragikomische Schauspiel-Premiere am Staatstheater Augsburg

Weltwärts ~ Staatstheater Augsburg ~ Vorabbild von Maria Fürstenberger mit DALL·E

»Warum Angst haben vor der einen Sache, die jedem von uns bevorsteht?« heißt es in Noah Haidles Schauspiel »Weltwärts«. Gemeint ist: der Tod – und über ihn möchte die zentrale Figur Anna selbst bestimmen. Bei ihrer perfekt geplanten »Transmigrationszeremonie« gilt es jedoch, zahlreiche unvorhergesehene Hürden zu überwinden. Mit viel Feingefühl für Witz und Tragik inszeniert Hausregisseur David Ortmann die gleichermaßen turbulente wie nachdenkliche Geschichte rund um das Thema selbstbestimmter und assistierter Suizid am Staatstheater Augsburg. Premiere ist am 17.4.25 (Gründonnerstag) in der brechtbühne im Gaswerk.

Ein Bild, das Pflanze, Uhr, Garten, draußen enthält. KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.In bester angelsächsischer Tradition zeichnen sich die Theaterstücke des zeitgenössischen US-amerikanischen Dramatikers und Drehbuchautors Noah Haidle durch Tempo, Witz und pointierte Dialoge aus. So auch in »Weltwärts«, das erst 2020 uraufgeführt wurde.

Im Zentrum der Handlung steht eine »Transmigrationszeremonie«, mit der die noch junge, aber todkranke Protagonistin Anna selbstbestimmt im Kreise der Familie aus dem Leben scheiden will. In den vom Publikum mitverfolgten letzten 100 Minuten ihres Lebens sind dabei: Annas Mutter, Hebamme und erfahren in der Durchführung und Planung von assistierten Suiziden; Annas siebenjährige Tochter, die einzige, die ein Veto einlegen dürfte; Annas Drogenabhängige Zwillingsschwester, die unter falschen Vorzeichen zur Zeremonie eingeladen wurde; ihr schräger Onkel, der Arzt ist und Komplize der Mutter in Sachen Suizid-Assistenz; Annas Geigenlehrer, für den Anna mehr ist, als seine schlechteste Schülerin; außerdem ein aufdringlicher, nicht eingeladener Nachbar, sowie ein von ihm hinzugeholter Polizist.

Selbstredend, dass das detailliert geplante Unterfangen vor dem Hintergrund dieses Personentableaus nicht ohne Zwischenfälle durchgeführt werden kann. Zumal in dieser Zeremonie alle moralischen und ethischen Fragen aufkommen, die sich beim Thema des assistierten Suizids stellen. Wie können die Figuren für sich das große Dilemma lösen? Auf der einen Seite gilt es, den freien Willen Annas, angesichts einer tödlichen Krankheit sterben zu wollen, zu respektieren. Auf der anderen Seite stehen der persönliche Verlust und der Wunsch, einen geliebten Menschen nicht verlieren zu müssen.

Noah Haidle gelingt es fast nebenbei, die vielen Facetten des komplexen Themas anzureißen, ohne sich ein abschließendes Urteil über die Rechtmäßigkeit von assistiertem Suizid zu erlauben.

In seiner Inszenierung fokussiert sich Regisseur David Ortmann auf die Ambivalenz der Thematik. Frei von Sentimentalität oder Rührseligkeit, trotzdem ernsthaft und aufrichtig, arbeitet er mit dem achtköpfigen Ensemble die gleichermaßen traurigen wie witzigen Elemente des Stoffs heraus.

Das Bühnen- und Kostümbild (Oliver Kostecka) bedient einerseits die Logiken der amerikanischen Boulevard-Komödie und zeigt eine gewöhnliche Gartenparty, andererseits verweist eine Uhreninstallation auf eine höhere Bedeutungsebene. Komplettiert wird die tragikomische Atmosphäre durch die Musik von Philipp Weber.


»Weltwärts«

Schauspiel von Noah Haidle
Deutsch von Barbara Christ

Uraufführung: 29. Februar 2020 (Stuttgart, Staatstheater Stuttgart)
Premiere am Staatstheater Augsburg: Donnerstag, 17. April 25 (brechtbühne im Gaswerk)

Die vollständige Besetzung, alle Termine und Tickets gibt es unter staatstheater-augsburg.de.