
Mit »Deine Arbeit hasst dich, weil sie dich nicht braucht« hat Erfolgsautor Dietmar Dath im Auftrag des Staatstheater Augsburg einen visionären und temporeichen Text geschrieben, in dem er den KI-Hype, new work und die gescheiterten Philosophien der Postmoderne in einem Lehrstück für das 21. Jahrhundert lustvoll aufeinander krachen lässt. Die Schauspiel-Uraufführung findet als Beitrag des Staatstheaters zum Brechtfestival 2025 am Samstag, den 22. Februar 25 in der brechtbühne im Gaswerk statt, die Inszenierung steht bis Mai auf dem Spielplan. Regie führt Staatsintendant André Bücker.
Handlung & Autor
Schnell erzählt und klug konstruiert sind die Handlung und das Setting dieser »Übung in digitalem Dämonenfaschismus«: In einem ebenso schicken wie dysfunktionalem Bürogebäude kämpfen eine qualifizierte Migrantin, ein genialer Programmierer, ein ausgestorbenes Insekt, ein nachdenklicher Faschist, eine Mutter, deren Kind fürs Klima gestorben ist, ein clever verblödeter Unternehmer und der leibhaftige Bertolt Brecht heroisch dagegen an, dass sie immer weniger gebraucht werden. Gleichermaßen angezogen wie abgestoßen vom digitalen Kapitalismus, arbeiten sich die Figuren an der eigenen Überflüssigkeit ab.
Inwiefern der Text als Lehrstück für das 21. Jahrhundert verstanden werden kann, beschreibt Dietmar Dath so: »Brecht ist unglaublich, wirklich UNFASSBAR gut darin, komplizierte Sachen ganz knapp und einfach zu sagen. Auf Instagram oder per SMS sind wir zwar kurz, können aber die komplizierte Wirklichkeit nur verfehlen. Zum Ausgleich schreiben wir in Zeitungen oder Büchern oft zu weitschweifig, als Kompensation halt. Brechts Formen und Gedanken sind vorbildlich, nur leider nicht in allem aktuell. Das reizt dazu, es mit den aktuellen Themen in Formen zu versuchen, die bei seinen was gelernt haben.«
Bereits mehrfach hat Dietmar Dath, FAZ-Journalist und Autor zahlreicher Romane, Auftragsarbeiten für das Staatstheater Augsburg geschrieben, zuletzt die Dialoge des szenischen Oratoriums »Das Ende der Schöpfung« (UA 2022) sowie das Schauspiel »Die nötige Folter« (UA 2019). Seine Texte stellen stets eine gekonnte Verbindung zwischen gesellschaftspolitisch relevanten Themen und komödiantisch-düsterer, schwarzhumoriger Science-Fiction her, so auch in »Deine Arbeit hasst dich, weil sie dich nicht braucht«.
Regie & Inszenierung
Die absurd-komischen Anteile des Texts sind es, die Regisseur André Bücker in seiner Inszenierung besonders herausstellt. Dabei reizt ihn die Tatsache, dass die vermeintliche Zukunftsvision de facto schon Realität ist.
Das assoziative Bühnenbild (Robert Schweer) mit Anleihen an moderne Büro-Workspaces, bietet viel Raum für das Straucheln der Figuren. Ausgestattet mit Kostümen (Imme Kachel), die eine ästhetische Verknüpfung zu Netzwerken herstellen, mit handverlesenem Sound- und Lichtdesign (Jürgen Branz, Marco Vitale) und stimmgewaltigem Bürgerchor (Einstudierung: Stefan Leibold) wird die Inszenierung zum Spektakel, das trotz seines Brecht’schen Lehrstück-Charakters nicht nur den Verstand, sondern auch Sinne und Humor anspricht.
Besetzung & Infos
Für den zum Spielzeitbeginn neu engagierten Schauspieler Jannis Roth ist die Figur Lars (Programmierer, Genie) die erste größere Rolle am Staatstheater Augsburg. Zusammen mit Gast-Schauspielerin Hanna Eichel (Nelleke, ehemalige Berufsschullehrerin esoterisch-kritischer Gesinnung) hauchen die Ensemblemitglieder Christina Jung (Persephone, aus einem östlichen Kriegsgebiet geflohene Informatik-Hilfskraft), Sarah Maria Grünig (Insekt, ausgestorben), Kai Windhövel (Nick, faschistischer Philosoph), Thomas Prazak (Jörn, Unternehmer in Zement, Beton und dergleichen) sowie Patrick Rupar als wieder auferstandener Namensgeber des Festivals (Bertolt Brecht, zeitweise verkleidet als Sigmund Freud, beide sind längst tot) den liebevoll überzeichneten Figuren Leben ein.
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