Uraufführung von Anno Schreiers Oper »Turing« am Staatstheater Nürnberg live auf BR-Klassik

Turing ~ Staatstheater Nürnberg ~ Im Bild (v.l.n.r.): Turing (Martin Platz), Madame KI (Andromahi Raptis) ~ © Ludwig Olah

Im Nürnberger Opernhaus wird am 26. November Anno Schreiers Neukomposition „Turing“ in der Regie des Staatsintendanten und Operndirektors Jens-Daniel Herzog uraufgeführt.

Am Samstag, 26. November, wird das Opernhaus in Nürnberg Ort einer Uraufführung. „Turing“, die im Auftrag des Staatstheaters Nürnberg komponierte Oper von Anno Schreier, in deren Mittelpunkt der tragische Held Alan Turing steht, feiert Premiere.

Regisseur Jens-Daniel Herzog inszeniert die Neukomposition, für die Georg Holzer, Chefdramaturg des Staatstheaters Nürnberg, das Libretto verfasst hat. Der Bayerische Rundfunk überträgt die Uraufführung live auf BR-Klassik.

Erst allmählich hat sich in den letzten Jahren das Bild Alan Turings als eines tragischen Helden des 20. Jahrhunderts zusammengesetzt: der Mathematiker, der dem Computer den Weg bereitete, der die deutschen Codes knackte und damit zu denen gehörte, die den Zweiten Weltkrieg entschieden, bevor man ihn wegen seiner Homosexualität in den Selbstmord trieb. Anno Schreier erzählt in seiner neuen Oper vom hart erkämpften Aufstieg und dem ungerechten Fall eines Genies, das in der Welt, die es zu retten half, nie heimisch geworden ist.

Trotz der ernsthaften Thematik ist „Turing“ ein unterhaltsamer Abend, eine Abfolge kurzer Szenen, die textlich und musikalisch kontrastreich und heterogen sind. Die Neukomposition ist ein großer, opernhafter Comic über Alan Turing mit einer direkten, plakativen und abwechslungsreichen Musik. Komponist Anno Schreier: „Aus musikalischer Sicht hat mich an der Idee einer Oper über Alan Turing ein Aspekt besonders interessiert: Wie viel Mechanik steckt eigentlich in der Musik, und was macht im Gegensatz dazu das Lebendige daran aus? Meine Idee war, solche mechanischen Elemente zu verwenden und damit trotzdem eine menschliche, emotionale Musik zu schreiben.“

Alan Turing war ein besonderer und sonderbarer Mensch, ein Nerd. Wenn so eine Person auf die Welt trifft, ist das immer zugleich komisch und tragisch. Komisch, weil die selbstverständliche Wirklichkeit von einem solchen Kauz ständig infrage gestellt wird. Tragisch, weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Realität stärker ist und ihn am Ende platt walzt, so wie es in Turings Fall auch passiert ist. Die Oper „Turing“ ist keine vertonte Biografie Alan Turings, sondern der Versuch, sich seiner Persönlichkeit fiktional zu nähern. Trotzdem orientiert sich das Stück an wichtigen Stationen seines Lebens.


Zur Person:

Der 1979 in Aachen geborene Anno Schreier hat sich vor allem als Opernkomponist einen Namen gemacht. Nach ersten Arbeiten für Opernhäuser in Mainz und Würzburg wurde 2011 die Oper „Die Stadt der Blinden“ nach José Saramago am Opernhaus Zürich uraufgeführt. 2012 folgte die Kammeroper „Mörder Kaspar Brand“ an der Deutschen Oper am Rhein, 2013 der Songzyklus „Wunderland“ am Mainfranken Theater Würzburg und die Märchenoper „Prinzessin im Eis“ am Theater Aachen. Die Uraufführung von „Hamlet“ zur Spielzeiteröffnung 2016/17 am Theater an der Wien in der Inszenierung von Christof Loy wurde von Publikum und Presse gefeiert und bei den International Opera Awards nominiert. Im Februar 2019 wurde Anno Schreiers Oper „Schade, dass sie eine Hure war“ in der Inszenierung von David Hermann an der Deutschen Oper am Rhein uraufgeführt. Im Dezember 2019 kam seine Familienoper „Der Zauberer von Oz“ am Theater Aachen heraus. Anno Schreier arbeitete mit namhaften Orchestern und Ensembles wie Orchestre National de Belgique, Brussels Philharmonic, RSO Wien, Ensemble Modern, Armida Quartett. 2009/10 war er „Komponist für Heidelberg“, 2015 wurde sein Cellokonzert „On A Long Strand“ von Julian Steckel und der Badischen Staatskapelle Karlsruhe uraufgeführt. 2021/22 ist er „Composer in Focus“ beim Sinfonieorchester Aachen.

Anno Schreier erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, so z. B. von der Studienstiftung des deutschen Volkes, der Deutschen Bank Stiftung, der Landeshauptstadt München, der Akademie der Künste in Berlin, der Wilfried-Steinbrenner-Stiftung und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Im Jahre 2010 war Anno Schreier Stipendiat der
Deutschen Akademie Rom in der Villa Massimo, 2012 erhielt er den Förderpreis für junge Künstlerinnen und Künstler des Landes Nordrhein-Westfalen. Im Jahre 2016 wurde er in die „Junge Akademie“ der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz aufgenommen. Im März 2017 wurde Anno Schreier mit dem Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie „Musiktheater“ ausgezeichnet.

Anno Schreier studierte Komposition in Düsseldorf, London und München, unter anderem bei Manfred Trojahn. Seit 2008 unterrichtet er Musiktheorie an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Seit 2019 werden seine Werke bei Schott Music verlegt.


Turing

Oper
Von: Anno Schreier
Libretto: Georg Holzer
Kompositionsauftrag des Staatstheaters Nürnberg, gefördert durch die Ernst von
Siemens Musikstiftung

Premiere/Uraufführung am Staatstheater Nürnberg: Samstag, 26. November 22 (Opernhaus)
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Musikalische Leitung: Guido Johannes Rumstadt
Regie: Jens-Daniel Herzog
Bühne: Mathis Neidhardt
Kostüme: Sibylle Gädeke
Choreinstudierung: Tarmo Vaask
Choreografie: Ramses Sigl
Licht: Kai Luczak
Dramaturgie: Georg Holzer, Hans-Peter Frings
Komposition: Anno Schreier

Besetzung:

Turing: Martin Platz
Joan: Emily Newton
Madame KI: Andromahi Raptis
Mrs Turing: Almerija Delic
Arnold: Mykhailo Kushlyk*
Max: Wonyong Kang
Churchill: Nicolai Karnolsky
Polizistin: Veronika Loy*
Polizist: Mats Roolvink*

*Mitglied des Internationalen Opernstudios

Staatsphilharmonie Nürnberg
Chor des Staatstheater Nürnberg


Weitere geplante Vorstellungen im November und Dezember 2022:
Mo, 21.11.2022, 18.30 Uhr (öffentliche Probe); Mi, 30.11.2022, 19.30 Uhr;
So, 11.12.2022, 19.00 Uhr

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