„ttt – titel thesen temperamente“ am Sonntag von der Leipziger Buchmesse

Siham El-Maimouni (© WDR/Lena Heckl)

„ttt – titel thesen temperamente“ (MDR) kommt am Sonntag, 24. März 2024, um 23:35 Uhr im Ersten.

Die geplanten Themen:

Gewinner, Chancen und Risiken des Leipziger Buchpreises

Fünf Bücher gingen ins Rennen um den Preis der Leipziger Buchmesse 2024 in der Kategorie Belletristik. Die Auswahl der Nominierten ließ aufhorchen. Gleich zwei Debüts waren darunter: Inga Machels „Auf den Gleisen“ und Dana Vowinckel mit „Gewässer im Ziplock“, erstmals auch eine Graphic Novel mit Anke Feuchtenbergers „Genossin Kuckuck“, ein Band Kurzgeschichten, „Minihorror“ von Barbi Marković, den Kritiker als Cartoon ohne Bilder bezeichneten sowie Altmeister Wolf Haas, der mit „Eigentum“ diesmal keinen Krimi geschrieben hat, sondern eine autobiographische Spurensuche und Poetik-Vorlesung. Die Auswahl bezeuge einen Wandel im Urteilen über Literatur, sagt die Kritik. Spitzentitel der Verlage sollen nicht auch noch Nominierungen und Auszeichnungen kassieren. Beim Preis der Leipziger Buchmesse stehe eher das Kleine und Randständige im Vordergrund. Also Bühne frei für Neuentdeckungen? Oder Symptom des Orientierungsverlusts und Selbstverkleinerung einer renommierten Auszeichnung? „ttt“ trifft Juryvorsitzende Insa Wilke, Kritikerin Miriam Zeh und den/die Gewinner/in den Preis auf der Messe, um mit ihnen über Chancen, Risiken und Nebenwirkungen von Literaturpreisen zu sprechen.
Autor: Rayk Wieland

Omri Boehm erhält Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung

Der Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung ging in diesem Jahr an den deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm für sein Buch „Radikaler Universalismus: Jenseits von Identität“. Eine Forderung, mit der er es seinen Lesern nicht leicht macht. Denn er greift nicht nur die Identitätspolitik sowohl der Linken als auch der Rechten an, sondern auch die der Mitte der Gesellschaft. Denn auch sie, sagt Boehm, mache es sich gerne bequem darin, Universalismus zwar zu behaupten, ihn aber nicht wirklich umzusetzen. Radikaler Universalismus, also gleiche Rechte für alle, das bedeutet für den in Haifa geborenen Boehm in der aktuellen Situation auch gleiche Rechte für Israelis und Palästinenser. Boehm plädiert schon seit Jahren für eine Ein-Staat-Lösung.
Autorin: Petra Böhm

Der weiße Blick als postkoloniale Illusion – Gaea Schoeters Roman „Trophäe“

Der neue Roman „Trophäe“ der flämischen Bestsellerautorin Gaea Schoeters spielt in Afrika, im Milieu der Großwildjäger. Der Romanprotagonist Hunter, ein steinreicher Amerikaner, hat die Lizenz erworben, ein Nashorn zu erlegen. Für den begeisterten Jäger, immer noch verhaftet in kolonialen Denkmustern, ist Afrika eine Art Vergnügungspark, wo er Trophäen sammeln und sich als Mann beweisen kann. Während der Jagd findet er ein ganz anderes Afrika vor, das seine Überzeugungen erschüttert und ihn an seine Grenzen bringt. Mit ihrem Roman konfrontiert die Autorin Gaea Schoeters den Leser mit dem White Gaze, dem Blick der Weißen auf den Schwarzen Kontinent, der sich als postkoloniale Illusion erweist. Der hochspannende Dschungel-Thriller lässt die Leserinnen und Leser nicht nur in eine wenig bekannte Welt eintauchen, er zwingt sie auch, festgefahrene Sichtweisen zu hinterfragen.
Autorin: Hilka Sinning


Moderation: Siham El-Maimouni

daserste.de