- Ein Doppelabend mit Choreografien von Imre & Marne van Opstal und Xie Xin
- Ab Freitag, 29.11.2024 um 19:30 Uhr, Großes Haus
„Broken Bob“ – Eine Reise durch die existenziellen Welten des Menschseins Er ist das Covermotiv der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins tanz – Zeitschrift für Ballett, Tanz und Performance – jetzt kommt der in Darmstadt gefeierte und vielbesprochene Doppelabend des Hessischen Staatsballetts „Broken Bob“ ab Freitag, den 29. November um 19:30 Uhr auf die Bühne des Großen Hauses des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden.
Zwei kontrastierende Uraufführungen wegweisender zeitgenössischer Choreograf*innen – des niederländischen Geschwisterpaares Imre & Marne van Opstal, die soeben den FAUST-Preis für ihre Produktion „Voodoo Waltz“ erhielten, und der chinesischen Choreografin Xie Xin – laden zu einer Reise in die existenziellen Welten des Menschseins.
Die gefragten Choreograf*innen Imre & Marne van Opstal präsentieren „I am Bob“. Bob steht für uns alle. Er repräsentiert den Durchschnittsmenschen – eine universelle Figur, gefangen im Spannungsfeld gesellschaftlicher Erwartungen. Bob ist der Arbeiter, das Rädchen im Getriebe, darauf konditioniert, sich perfekt in vorgegebene Rollen einzufügen, Verpflichtungen nachzukommen und Regeln zu gehorchen, die von einer mechanisch und entfremdet wirkenden Welt vorgegeben werden.
Doch Bob symbolisiert auch den inneren Kampf des Menschen zwischen Kontrolle und Chaos, Autonomie und Unterwerfung. „Wir reflektieren die Absurdität des modernen Daseins, in dem die von uns geschaffenen Systeme – Arbeit, soziale Rollen, kulturelle Normen – einen Großteil unseres Lebens bestimmen“, beschreiben die Choreograf*innen ihre Arbeit. „Bob wird dabei zur lebenden Metapher für unsere Navigation durch diese Systeme. Dabei berührt das Stück auch den Humor und die Absurdität der menschlichen Existenz.“
Die Musik aus digitalen und analogen Klängen, metallischen Maschinengeräuschen und verfremdeten Stimmen steuerte der israelische Komponist Amos Ben-Tal bei.
Im zweiten Teil des Abends setzt sich die Choreografin Xie Xin mit einer persönlichen Tragödie auseinander. Während eines Brandes wurde das Studio ihrer Kompanie in Shanghai und damit ein Großteil ihrer Kostüme, Aufzeichnungen und Bühnenbildentwürfe zerstört. Kraftvoll und erhaben, mit der ihr eigenen, fließenden Bewegungssprache, verwebt Xie Xin in „Broken Sense of Beauty“ Reispapier und Schwarzpulver, die einen Ascheregen assoziieren und sechs Körper zu einer Landschaft der Erinnerung und des Verlustes.
Dabei zeigt sie auf gefühlvolle Weise, dass der Mensch nur durch bestimmte Erfahrungen in seine Stärke findet. Über die Bedeutung des Titels sagt Xie Xin: „Für mich liegt die intensivste Form von Schönheit darin, wenn die Dinge authentisch sind. Vielleicht tragen sie Spuren oder, wie wir, Narben, die das Leben, Menschen oder Beziehungen hinterlassen haben. Wir alle machen schmerzhafte Erfahrungen. Wenn wir diese Momente durchleben, strahlt ein inneres Licht durch unsere eigene Zerbrechlichkeit. Das Leben lehrt uns und durch das, was uns widerfährt, beginnen wir zu wachsen.“
Die filmmusikartige Komposition stammt aus der Feder des aus der Inneren Mongolei stammenden Komponisten Sylvian Wang.
Der Doppelabend „Broken Bob“ ist bis 24. Januar 2025 in Wiesbaden zu erleben.
Imre & Marne van Opstal
Nach erfolgreichen Tanzkarrieren beim Nederlands Dans Theater (NDT 1 & NDT 2) begann das niederländische Geschwisterpaar ab 2014 mit ihrer Kreation „LiNK“ im Rahmen des Talententwicklungsprogramms „Up & Coming Choreographers“ beim NDT mit dem Choreografieren. Ihre kollaborative Arbeit ist vielschichtig und surrealistisch mit einer starken, unverblümten Tanzsprache, die sich durch Eklektizismus und Theatralik auszeichnet. In der Spielzeit 2016/17 markierte ihre Kreation „The Grey“ ihr choreografisches Debüt für das NDT 2.
2019 schufen sie ihr erfolgreiches Erstlingswerk „Take Root“ für NDT 1, das als „Beste Tanzproduktion“ für den niederländischen Zwaan nominiert wurde. Neben dem NDT 1 kreierten sie Uraufführungen für die Rambert Dance Company, das Ballet BC (Vancouver), das Ballett Theater Basel und die Göteborgs Operans Danskompani.
Darüber hinaus haben sie mit verschiedenen Künstler:innen und Labels für multidisziplinäre Projekten zusammengearbeitet. Für das Hessische Staatsballett entwickelten sie 2022 das für den FAUST 2023 nominierte „I’m afraid to forget your smile“. Im November 2024 wurden sie für die vom Hessischen Staatsballett koproduzierte Arbeit „Voodoo Waltz“ am Schauspielhaus Bochum mit dem FAUST-Preis ausgezeichnet.
Xie Xin
Die chinesische Choreografin arbeitete zunächst als Tänzerin u. a. für das Shanghai Jin Xing Dance Theatre, das Beijing Tao Dance Theatre und die Compagnie Beijing Dance/LDTX. 2014 gründete sie das Xiexin Dance Theater (XDT), mit dem sie weltweit tourt. Sie war u. a. Gastchoreografin bei der Balletboyz Dance Company (London) und Associate Artist des Shanghai International Dance Center Theatre. In China genießt Xie Starstatus u. a. als Jurymitglied der Lotus Cup Modern Dance Competition (Chinas größtem zeitgenössischen Tanzwettbewerb) und als Gewinnerin des 2nd Dance Smash (einer beliebten TV-Reality-Show). Überdies debütierte sie 2023 als erste chinesische Choreografin mit der Neukreation „Horizon“ am Pariser Opernballett.
Mit dem Hessischen Staatsballett verbindet sie eine lange Zusammenarbeit. Neben Gastspieleinladungen ihrer Stücke „From IN“ (2019) und „T.I.M.E.“ (2023) mit XDT kreierte sie 2019 das Stück „Special Moment“ für den Abend „Short Cuts“ in der Wiesbadener Wartburg und zuletzt das erfolgreiche „Timeless“, das in der Spielzeit 2021/22 in Darmstadt im Doppelabend „What we are made of“ und in Wiesbaden im Rahmen des Dreifachabends „Timelessness“ gezeigt wurde.
I am Bob – Choreografie von Imre & Marne van Opstal
Choreografie, Bühne und Kostüme: Imre & Marne van Opstal
Musik: Amos Ben-Tal
Bühne und Licht: Tom Visser
Probenleitung: Jaione Zabala Martin
Dramaturgie: Lucas Herrmann
Originalbesetzung:
Peng Chen, Alessio Damiani, Greta Dato, Margaret Howard, Sayaka Kado, Masayoshi Katori, Jorge Moro Argote, Milica Mučibabić, Yamil Ortiz, Aurélie Patriarca, Alessio Pirrone, Anthony Michael Pucci, Vanessa Shield, Tatsuki Takada, Benjamin Wilson, Rita Winder
Broken Sense of Beauty – Choreografie von Xie Xin
Choreografie: Xie Xin
Musik: Sylvian Wang
Bühne: Hu Yanjun
Kostüme: Li Kun
Licht: Gao Jie
Probenleitung: Allison Brown
Dramaturgie: Lucas Herrmann
Originalbesetzung:
Gorka Duran Villar, Ramon John, Kenedy Kallas, Bridget Lee, Mei-Yun Lu, Marcos Novais
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