Tanz Theater Pforzheim: Premiere des dreiteiligen Tanzabends »Licht«

Theater Pforzheim: Licht ~ Henry Daniel (Foto: Henry Daniel)

Choreografien von Henry Daniel, Damian Gmür und Yuexuan Gui am 28. Januar 2023

Mit der Produktion „Licht“ fällt der Startschuss zu einer über mehrere Spielzeiten geplanten neuen Reihe von Tanz-Uraufführungen im Podium. Präsentiert werden dieses Mal für das Theater Pforzheim und sein Tanzensemble choreografierte Stücke von Henry Daniel, Damian Gmür und Yuexuan Gui.

„Licht“ lädt das Publikum ein, drei verschiedene choreografische Perspektiven über ein Phänomen zu erleben, ohne das kein Leben existieren würde. Denn: Was ist Licht? – Licht strahlt aus dem Innersten der Sonne. Dort, in ihrem Kern, befindet sich die Sonne in Bewegung und Tanz, und das Licht bildet sich auf faszinierende Weise als überschüssige abstrahlende Energie, während die Atome miteinander verschmelzen. Ungefähr tausend Jahre dauert es, bis die Lichtteilchen danach die Sonnenoberfläche erreichen. Hier kühlen sie von 15 Millionen Grad Celsius auf ungefähr 6000 Grad ab. Es reichen nur acht weitere Minuten und 20 Sekunden aus, bis das Licht anschließend, in Form einer Welle durch den Orbit rasend, die Erde erreicht und sie erwärmt. Man weiß heute: Zellen kommunizieren über Licht. Je mehr Licht Pflanzen und Bäume erhalten, desto größer und kräftiger werden sie. Ohne das Licht gäbe es die gesamte Schöpfung nicht, den Tag nicht und nicht die Nacht. Sichtbar für das Auge wird Licht als ein Strahl oder als Streuung von Punkten. Jeder Punkt einer Welle erzeugt eine neue Welle. Lichtstrahlen lassen einander so in Ruhe, anstatt sich zu vernichten. Gemeinsam bilden sie Lichtfelder. Trifft Licht auf Materie, kann es reflektieren, brechen oder gar absorbiert werden.

Die Choreografien von Henry Daniel, Damian Gmür und Yuexuan Gui lassen eine besondere Nähe zwischen Zuschauer:innen und Tänzer:innen entstehen, indem Grenzen zwischen Auditorium und Bühnenraum aufgelöst werden und Licht in all seinen Facetten physisch erfahrbar gemacht wird.

So wie Licht immer anders oder etwas immer in anderem Licht erscheinen kann, facettenreich und beweglich, so werfen auch die drei Choreograf:innen jeweils ihre eigenen Perspektiven auf dieses Phänomen. Für Henry Daniel hängt Licht vor allem mit Strahlung und Resonanz zusammen. Unter dem Titel „Presence“ interessiert er sich dafür, was von dem breiten Spektrum an Wellenlängen sichtbar ist und was für unser menschliches Auge unsichtbar bleibt. Damian Gmür verortet Licht als faszinierendes Rätsel: Licht ist für ihn ein magisches Spiel aus Schatten und Farben und ein Spiel mit unseren Erwartungshaltungen, weshalb er sich in „Io“ dieser magischen Seite des Lichts widmet, durch faszinierenden Tanz mit unseren Erwartungshaltungen bricht und alles stets in ein anderes Licht rückt. Yuexuan Gui fragt sich in „Nothing but Illusion“, ob nicht alles, was wir sehen, Illusion ist und nur in unseren Köpfen existiert.


Die Choreografen

Henry Daniel ist ein mehrfach für seine Forschungsarbeiten ausgezeichneter Professor für Tanz, Performance Studies und New Media Technologies an der kanadischen Simon Fraser University in Burnaby, British Columbia. Der aus Trinidad und Tobago stammende Künstler startete seine berufliche Laufbahn als Ensemblemitglied mehrerer Theatertruppen und Gründungsmitglied des renommierten Repertory Dance Theatre seines Heimatlands. In den USA tanzte er u. a. beim Alvin Ailey American Dance Centre Workshop, bei der Pearl Primus African American Dance Company sowie als Solist der José Limón Dance Company in New York. In Deutschland gründete und leitete er sein eigenes Ensemble – Henry Daniel and Dancers – und war außerdem Mitglied von TanzProjekt München, Tanztheater Freiburg und Tanztheater Münster, wo er u. a. als Stellvertretender Leiter des Tanztheaters und Choreograf mit der deutschen Choreografin Birgitta Trommler zusammenarbeitete. In Großbritannien gründete er das Performance-Ensemble Full Performing Bodies, das er noch immer leitet. Seine jüngste wissenschaftliche Publikation mit dem Titel „Re-Choreographing Cortical and Cartographic Maps“ erschien im November 2022.

Damian Gmür, geboren und aufgewachsen in der Schweiz, absolvierte an der Schweizerischen Ballettberufsschule (heutige Tanzakademie Zürich) eine Bühnentanzausbildung. Als Tänzer arbeitet er in internationalen Engagements, u.a. bei der Iceland Dance Company, der Tanzkompanie Staatstheater Oldenburg/MS Schrittmacher Berlin, am Staatstheater Darmstadt, am Theater Bern und Theater St. Gallen und in weiteren freischaffenden Projekten. 2007 startete er seine freiberufliche Tätigkeit als Tänzer, Choreograph und Dozent. Hierbei sammelte er weitere künstlerische Erfahrungen u.a. in Engagements bei Gregor Zöllig, Johannes Wieland, Roberto Olivan, Guy&Ronnie, Nils Christe, Örjan Anderson, Philippe Blanchard, Richard Wherlock, Tamas Juronics, Gonzalo Galguera, Martin Stiefermann und Mei Hong Lin. In Zusammenarbeit mit Rita Aozane Bilibio entstand eine Vielzahl eigener Stücke u.a. für das TanzArt Festival/Theater Giessen, das Reykjavik Dance Festival, das Urban Street Art Festival Pottporus, Tanztheater Festival Erfurt und das Festival tanzinwinterthur sowie für das Tanzhaus nrw, wo er als Choreograph oder Co-Choreograph Jugendproduktionen leitete. Im Mai 2019 kreierte er seine zweite Soloarbeit für das Ballett Theater Pforzheim: „Wolken die uns nicht tragen“. Es handelte sich um seine insgesamt dritte Site Specific-Arbeit an ungewöhnlichen Orten in Pforzheim – gemeinsam mit Guido Markowitz zeichnete er bereits für die Kreationen „Schwimm, wenn Du kannst!“ (2017) im Emma Jäger-Bad und „Perfekt unperfekt“ (2018) im Schmuckmuseum verantwortlich. Im Juni 2020 brachte er sein erstes abendfüllendes Werk mit dem Titel „45“ für acht Tänzer:innen auf die Bühne des Großen Hauses. Im Oktober 2019 erwarb er seinen Master of Arts im Fachbereich Tanzpädagogik an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden. Seit 2017 ist er stellvertretender Ballettdirektor und Choreograf am Theater Pforzheim.

Yuexuan Gui ist eine chinesische Tänzerin, Choreografin und Fotografin aus Dresden. Ihr Interesse an Choreographie ermöglicht es ihr, Tanzbewegungen in ein breites Spektrum von Perspektiven zu integrieren. Während ihres Masterstudiums “Choreografie” an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden hinterfragt und untersucht sie den schmalen Grat der Absurdität. Im Herbst vergangenen Jahres schloss sie ihr Masterstudium mit der Arbeit “Norm Manual” im Oktogon der HfBK Dresden ab.


„Licht“

Neue Tanzstücke von: Henry Daniel, Damian Gmür und Yuexuan Gui
Bühne und Kostüm: Esther Bätschmann
Licht: Andreas Schmidt

Mit: Charles Antoni, Timothé Durand Caulliez, Chelsea DesLauriers, Emilia Fridholm, Eunbin Kim, Dominic McAinsh, Eleonora Pennacchini, Benedict Redlin, Sara Scarella, Emanuele Senese, Mattia Serio, Ido Stirin, Tse-Wei Wu, Eh tha Yu und Camille Zany

Theaterfrühstück der Produktionen „Licht“ und „Antigone“: Sonntag, 15. Januar 2023 um 11 Uhr im Foyer

Uraufführung: Samstag, 28. Januar 2023 (Podium)
Weitere Vorstellungen am 3., 4., 8. und 10. Februar sowie an weiteren Terminen im Laufe der Spielzeit

Karten gibt es für 20,60 € (erm. 10,40 €) an der Theaterkasse am Waisenhausplatz unter Tel. 0 72 31/39-24 40, im Kartenbüro in den Schmuckwelten und auf theater-pforzheim.de